Hedy Lamarr

Hedy Lamarr

Filmstar und Erfinderin

Unter dem Titel “Lady Bluetooth. Hedy Lamarr” zeigt das Jüdische Museum Wien im Museum Judenplatz eine Ausstellung über das Leben von Hedy Lamarr.

Sie ist wahrscheinlich die einzige Filmschauspielerin, der nicht nur ein Stern am Walk of Fame in Los Angeles/ Hollywood gewidmet ist (1960), sondern die auch posthum als Erfinderin in den USA in die National Inventors Hall of Fame (2014) aufgenommen wurde.

Hedy Lamarr wurde als Hedwig Kiesler 1914 in Wien geboren. Sie wuchs – als Tochter eines Bankdirektors und einer Konzertpianistin – in einer gutsituierten, jüdisch-assimilierten Familie in Wien-Döbling auf. Nach dem Besuch einer Mädchenmittelschule und eines Internats in der Schweiz spielte sie bereits mit 16 Jahren in ihrem ersten Kinofilm. Danach hat sie die Schule verlassen und ist nach Berlin gegangen, um an der Schule von Max Reinhardt Schauspielunterricht zu nehmen. 1933 wird sie mit ihrem fünften Film Ekstase” zum europäischen Star.

Hedy Lamarr, Hedy Lamarr, Starportrait zu “The Heavenly Body”, USA, 1944 © Metro – Goldwyn – Mayer, Foto: Laszlo Willinger (Anthony Loder Archive)

Im selben Jahr heiratet sie den Generaldirektor der Hirtenberger Waffen- und Munitionsfabrik, Fritz Mandl. Da dieser ihr verbietet, weiterhin als Schauspielerin tätig zu sein, lässt sie sich 1937 scheiden und geht über Paris und London in die USA. Bereits in London hatte sie Kontakt mit Louis B. Mayer, Inhaber der Metro Goldwyn Mayer Studios, aufgenommen, der ihr aber erst während der Überfahrt nach New York einen für sie akzeptablen Vertrag anbot. Gleichzeitig verlangte er auch die Namensänderung in Hedy Lamarr. Unter diesem Namen wird sie zum Weltstar, und im Jahr 1953 wird die Einbürgerungsurkunde für die USA auf diesen Namen ausgestellt werden.

Mit ihrem ersten Spielfilm für MGM “Algiers” beginnt ihre internationale Karriere. Insgesamt drehte sie im Laufe ihres Lebens 36 Filme. Ende der 1950er Jahre zog sie sich aus dem Filmgeschäft zurück.

Hier soll nicht auf ihre Schauspielkarriere, auch nicht auf ihre Rollen als Ehefrau (sie war insgesamt sechs Mal verheiratet), Mutter (2 Kinder, 1 Adoptivsohn), Hausfrau und Geschäftsfrau eingegangen werden, sondern auf ihre weniger bekannten Rollen als Nazi-Gegnerin und Erfinderin.

Nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten engagierte sie sich im Kampf gegen das Nazi-Regime. Bei einer “War Bond Tour” durch die USA verkaufte sie Kriegsanleihen und war in der Truppenbetreuung tätig. Ein weiterer Beitrag war die Entwicklung einer störungssicheren Funkfernsteuerung für Torpedos.

Denn Hedy Lamarr war nicht nur Hollywood-Star, sondern auch geniale Erfinderin mit großem technischen Wissen, die sowohl kleine “Helfer” für den Haushalt als auch komplexe Waffensysteme oder einen Flugzeugrumpf, der Schnelligkeit mit guten Flugeigenschaften verband, erfunden hat.

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, Torpedofunksignale vor feindlichen Störsendern zu schützen entwickelte sie gemeinsam mit George Antheil ein Frequenzsprungverfahren für die störungsfreie Funkfernsteuerung für Torpedos. Dabei wurde das Steuerungssignal über mehrere Frequenzen verteilt, um eine feindliche Störung zu erschweren. Dieses Frequenzsprungverfahren gilt heute als Vorläuferin für Drahtlostechnologien wie Mobilfunk, Bluetooth und WLAN. Gemeinsam mit George Antheil meldete sie die Erfindung unter dem Namen “Secret Communications System” als Patent an. Sie erhielten das Patent 1942 und stellten es der US-Navy zur Verfügung. Die Technik wurde im 2. Weltkrieg allerdings nicht umgesetzt. Sie ließ das Patent auslaufen und konnte daher später keine Ansprüche mehr stellen, als in der modernen Mobilfunktechnologie das Prinzip des “frequency-hopping” Anwendung fand.

Erst am Ende ihres Lebens hat sie eine späte Anerkennung für die von ihr mitentwickelte Technologie erhalten. 1997 wurde sie als Pioneer-Preisträgerin der “Electronic Frontier Foundation” ausgezeichnet, ebenfalls 1997 mit dem Bulbine Lifetime Achievement Award und 1998 erhielt sie den österreichischen Erfinderpreis.

Ihre letzen Lebensjahre lebte sie zurückgezogen in Florida, wo sie im Jahr 2000 starb. Aufgrund eines in ihrem Testament geäußerten Wunsches wurde ihre Urne nach Wien überführt und in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof bestattet.

Seit dem Jahr 2005 wird in Österreich, Deutschland und der Schweiz der Tag der Erfinder am 9. November, dem Geburtstag von Hedy Lamarr, begangen. 2014 erfolgte die Aufnahme in die national Inventors Hall of Fame in den USA. Im Oktober 2018 wurde erstmals der Hedy Lamarr-Preis der Stadt Wien für innovative Frauen in der Informationstechnologie vergeben. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hedy_Lamarr-Preis

“Filme haben ihren Platz in ihrer Zeit. Technologie ist für immer.” (Hedy Lamarr)

Diese Ausstellung ist noch bis 3. Jänner 2021 im Museum Judenplatz zu sehen!

Adresse: Museum Judenplatz, Judenplatz 8. 1010 Wien http://www.jmw.at/de/besucherinfo

Öffnungszeiten: Sonntag – Donnertag 10:00 – 18:00 Uhr, Freitag: 10:00 – 14:00 Uhr
Samstag:  Geschlossen

Katalog: Lady Bluetooth. Hedy Lamarr. Hg. von Andrea Winklbauer im Auftrag des Jüdischen Museums Wien. Wien 2019

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