Die Farben der Erde
Moderne Textilkunst in Mexiko
Im Rahmen des Formats WMW Contemporary, das den Bick bewusst in die Gegenwart und Zukunft richtet, beleuchtet das Weltmuseum Wien in dieser Ausstellung die moderne Textilkunst Indigener Gemeinschaften in Mexiko.
Die Ausstellung in Wien zeigt Werke aus der privaten Sammlung von Carlos Barrera Reyes, von denen manche erstmals außerhalb von Mexiko zu sehen sind. Die Ausstellung wurde von ihm unter Mitwirkung von Renée Riedler und Gerard van der Bussel, MitarbeiterInnen des Weltmuseums Wien, kuratiert.
Grundlage für die Ausstellung ist ein vom mexikanischen Künstler und Kurator Carlos Barrera Reyes im Jahr 2008 initiiertes Projekt, das Färbetechniken mit natürlichen Farbstoffen erforschen und retten sollte. Grund für dieses Projekt war, dass durch die Verbreitung von industriell gefärbten Garnen dieses Wissen im 20. Jahrhundert weitgehend verloren gegangen war.
Im Sinne einer partizipativen Kunst, bei der die Beteiligten einbezogen werden, wurden in gemeinschaftlich organisierten Workshops mit WeberInnen und FärberInnen in dreißig Indigenen Gemeinschafften traditionelle Techniken wiederbelebt und neue Techniken entwickelt.

Die Zusammenarbeit mit 17 Gemeinden in Chiapas und 13 in Oaxaca, aber auch mit Museen, AnthropologInnen, Organisationen und Universitäten führte zur Realisierung von konkreten Maßnahmen zur Bewahrung, Förderung, Dokumentierung und Erforschung der Textilkultur Mexikos.
„Dieses Projekt entstand nicht aus dem Wunsch heraus, andere zu repräsentieren, sondern mit ihnen gemeinsam einen Weg zu gehen.“ (Carlos Barrera Reyes).
Im Weltmuseum Wien werden in drei Galerieräumen die Themen Webkunst – Materialien und Technik, Der zeremonielle Huipil – Tradition und Identität und Der moderne Hiupil – Mode und soziale Medien, präsentiert.
Auf anschauliche Weise wird anhand von Fotografien, textilen Installationen, zeremoniellen Huipiles (festliche Gewänder) und modernen Huipiles (farbenfrohe Kleider), Infografiken und Videos gezeigt, wie diese alten Traditionen in der Gegenwart fortwirken und weiterentwickelt werden.
Damit würdigt die Ausstellung nicht nur das textile Erbe und Traditionen, sondern auch und mit besonderer Wertschätzung jene Menschen, vor allem Frauen, die heute alte Kulturtechniken wiederbeleben, ihr Wissen von Generation zu Generation weitergeben und Textilien von herausragender Schönheit schaffen.

Vorgestellt werden die natürlichen Materialien, mit denen die Fäden gefärbt werden und die je nach Region verschieden sind. Es handelt sich dabei um Blüten, Blätter, Pilze, Rinde, Wurzeln Insekten, Muscheln und Lehm. In den Videos werden ihre Gewinnung, der Färbeprozess und ihre Verarbeitung durch WeberInnen vorgestellt.
Die WeberInnen, nur einzelne davon sind Männer, werden in Einzelporträts vorgestellt und bei der Arbeit an ihren Werken, die auch in der Ausstellung zu bewundern sind, gezeigt. Dabei erzählen sie von sich selbst, erklären ihre Webtechnik und die Bedeutung der von ihnen gewebten Muster von Tieren, Pflanzen, Göttern, Sternen. Diese Muster sind – wie die verwendeten Farben – je nach Region und der Gemeinschaft, in der die WeberInnen leben, verschieden und spiegeln deren unterschiedliche Geschichte und Zugehörigkeit wider.

Foto: Daniel Sostaric
Ein wichtiger Aspekt der Ausstellung ist der Hinweis auf die Veränderungen durch modernes Design und soziale Medien. Die modernen Huipiles entstehen aus einer neuen Interpretation der alten Techniken und Muster für veränderte Zielgruppen und Märkte. Viele der WeberInnen sind heute auch UnternehmerInnen, die ihre Ware selbst vermarkten, wobei die Präsentation und der Verkauf der Arbeiten nicht mehr nur auf Märkten, sondern auch im Internet erfolgt.
Zum Abschluss noch der Hinweis darauf, dass das Weltmuseum Wien eine Sammlung älterer Huipiles besitzt, die durch Etta Becker-Donner, die das Museum von 1955 bis 1975 geleitet hat, und sich für handgewebte Kleidung interessierte, nach Wien gebracht wurde. Im Saal „Geschichten aus Mesoamerika“ sind einige davon zu sehen.
Einer der in diesem Saal ausgestellten zeremoniellen Huipiles ist 1992 ins Museum gelangt. Dazu gibt es eine besondere Geschichte, über die die Weltmuseum news berichten. Da der Name der Weberin, Verónica Ruíz Santíz bekannt war, hat sich Carlos Barrera Reyes auf die Suche nach ihr gemacht und sie im Juli 2025 in ihrem Heimatort besucht!
Die Wertschätzung kultureller Vielfalt, des traditionellen Wissens und seiner Erhaltung zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung, in der nicht nur die Werke vorgestellt werden, sondern anhand von Videos (spanisch, mit englischen Untertiteln) und Fotos auch die Menschen, die diese geschaffen haben.
Damit wird das Weltmuseum Wien mit dieser Ausstellung seinem Motto „Es geht um Menschen“ mehr als gerecht.
Die Ausstellung ist bis 6. April 2026 im Weltmuseum Wien zu sehen!
Adresse: Weltmuseum Wien, Neue Hofburg, Heldenplatz, 1010 Wien https://www.weltmuseumwien.at
Öffnungszeiten: Täglich (außer Montag) 10:00-18:00 Uhr, Dienstag 10:00 bis 21:00 Uhr
Folder: Zur Ausstellung gibt es den hervorragend gemachten kostenlosen Folder „Die Farben der Erde“ für Kinder und ihre erwachsenen Begleitpersonen
