Baumschmuck
Weihnachtsschmuck aus Gablonz
Mit seiner diesjährigen Weihnachtsausstellung entführt das Museum für angewandte Kunst in Wien seine BesucherInnen in eine glitzernde Weihnachtswunderwelt. Unter dem Titel „Fahrrad & Hummer. Funkelnder Baumschmuck aus Gablonz 1920-1980“ werden mehr als 800 filigrane Kunstwerke aus der Sammlung von Waltraud Neuwirth, die diese dem MAK als Schenkung überlassen hat, in dem von Johanna Pichlbauer besonders schön gestalteten Kunstblättersaal präsentiert.

Glasperlen, Hohlkugeln, Draht und Filz © MAK/Christian Mendez
Entstanden ist die Fertigung des Weihnachtsschmucks in Böhmen, die heute als wichtiger Teil europäischer Gestaltungskultur gilt, aus einer wirtschaftlichen Notlage heraus. Die Glasproduktion in Böhmen hatte seit 1880 versilberte Glasperlen hergestellt, die vor allem nach Indien exportiert wurden. Als Japan diesen Markt übernahm, blieben nicht nur die Lager der Hersteller in Gablonz voll, sondern es kam auch zu einer großen Arbeitslosigkeit. Daher begannen einige Unternehmen, außer Perlenketten auch Christbaumschmuck aus Glas herzustellen.

Glasperlen und Glasstäbchen mit Draht © MAK/Christian Mendez
Die Herstellung von Christbaumschmuck wurde um 1900 von einem Randprodukt der Glas- und Bijouterieerzeugung zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig in Böhmen, der durch eine enge Verbindung von Handwerk, Industrie und künstlerischen Entwürfen gekennzeichnet war.
Gablonz an der Neiße (heute Jablonec nad Nisou), als wichtigstes Zentrum dieser Produktion, wurde Namensgeber für den Gattungsbegriff. Die Produktion von Christbaumschmuck erfolgte jedoch nicht nur in Gablonz, sondern auch in anderen Teilen Böhmens. Trotz aller Krisen konnte die Produktion in Böhmen ihre führende Stellung in der Weihnachtsschmuckerzeugung bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg halten.

© MAK/Christian Mendez
Weihnachtsdekorationen aus Gablonz stehen für feinstes Kunsthandwerk. Es sind “aus Perlen gefädelte Kunstwerke”. Die Herstellung der Perlen beruht auf der hochspezialisierten Technik der in Glashütten geblasenen Hohlform. Die Hohlperlen werden mit anderen Glaselementen wie Glasstiften und Glasringen mit einem Draht verbunden und bemalt. Verbunden war diese Handwerkskunst mit einer unglaublichen Vielfalt an ideenreichen Designs.
Neben der großen Kunstfertigkeit bringt einen die große Anzahl an unterschiedlichen Weihnachtsdekorationen aus Gablonz zum Staunen: Figuren, Häuser, Taschen, Körbe Krüge, Teekannen, Leuchter, aber auch Musikinstrumente, Obst, Tiere, Fahrräder, Fallschirmspringer, Flugzeuge, Glücksbringer und vieles andere mehr.
Hergestellt wird dieser handgefertigte Christbaumschmuck bis heute und hat – wie die Ausstellung zeigt – nichts an seiner Faszination verloren.

Funkelnder Baumschmuck aus Gablonz
MAK Kunstblättersaal © MAK/Christian Mendez
Die Ausstellung ist im Kunstblättersaal des MAK bis 1. Februar 2026 zu sehen!
Adresse: Museum für angewandte Kunst – MAK, Stubenring 5, 1010 Wien https://www.mak.at/
Öffnungszeiten: Dienstag 10:00-21:00 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr, Montag geschlossen
Öffnungszeiten Feiertage: https://www.mak.at/besuch
Katalog: Funkelnder Baumschmuck aus Gablonz 1920-1980. MAK Studies 31, Sammlung Waltraud Neuwirth. Hg. Lilli Hollein, Kathrin Pokorny-Nagel. MAK Wien/Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2025

Foto: EK