Josephine Baker

Josephine Baker

Superstar und Freiheitskämpferin

Als Josephine Baker 1906 als Freda Josephine McDonald geboren wurde, war ihr außergewöhnlicher Lebensweg vom Armenviertel in St. Louis, Missouri, bis zu einem Militärbegräbnis in Paris im Jahr 1975 keineswegs vorgezeichnet.

In der Ausstellung “Josephine Baker. Idol Ikone Inspiration”, hat Mona Horncastle, die eine Biografie über Josephine Baker verfasst hat (siehe Literaturhinweis), den Lebensweg dieses ersten weiblichen Superstars mit afroamerikanischen Wurzeln anschaulich nachvollzogen.

Studio Piaz Josephine Baker, Paris 1927 © OÖ Landes-Kultur GmbH

Josephine Bakers Kindheit war geprägt durch Armut, Hunger und Rassentrennung. Bereits ab dem Alter von acht Jahren musste sie neben der Schule als Dienstmädchen arbeiten und heiratete im Alter von nur 13 Jahren zum ersten Mal. Nachdem diese Ehe nach kurzer Zeit scheiterte, heiratete sie mit 15 Jahren zum zweiten Mal, auch diese Ehe hielt nicht lange.

Hatte sie schon als Kind für Nachbarkinder gespielt, lernte sie über ihre Arbeitsstelle als Kellnerin, den Old Chauffeurs Club, und in ihrer Freizeit im Theater führende schwarze Künstler, ihre Musik und Unterhaltungsformen, kennen. Bereits mit 14 Jahren startete sie von dort aus ihre Karriere als Teil einer Band mit der sie auf Tournee geht, bis sie 1921 festes Ensemblemitglied bei der Produktion des Musicals Shuffle Along am Broadway in New York wird. Es folgte mit Chocolate Dandies eine weitere Show, in der sie ihre Karriere, damals noch als Revuegirl und selbstironischer Clown, fortsetzte.

Eine wesentliche Veränderung brachte die Entscheidung, 1925 ein Engagement in Paris, dem Zentrum der internationalen Kunstszene, anzunehmen. Mit ihrem Auftritt im Théatre des Champs-Élysées in der Revue Nègre wird sie zum umjubelten Star. Doch als sie mit diesem Programm auch in Berlin auftrat, kam es zu Demonstrationen durch Mitglieder einer paramilitärischen Organisation der NSDAP.

Wieder zurück in Paris trat sie im Revuetheater Folies Bergère auf. Zu dieser Zeit lernte sie Graf Pepito Abatino kennen, der für die nächsten Jahre ihr Manager werden sollte. 1926 eröffneten sie ihren (ersten) eigenen Club Chez Joséphine. Gleichzeitig machte sie Werbung für verschiedene Kosmetikprodukte. Unter der Anleitung ihres Managers arbeitete sie auch intensiv an ihrer künstlerischen Weiterentwicklung, drehte ihren ersten Film, dem weitere neun Filme folgen sollten, und begann, Schallplatten aufzunehmen.

Die von ihm organisierte Tournee durch Europa und Amerika sollte sie auch nach Wien führen. Ihr geplantes Auftreten war hier sogar Gegenstand einer Parlamentsdebatte, in der von den Christlichsozialen ein Verbot der pornografischen Tanzvorführung gefordert wurde; politisch rechte Gruppen organisierten Proteste. Da in der Folge dem Ronacher-Theater die Genehmigung zur Aufführung der Revue verweigert wurde, musste sie in das Johann-Strauss-Theater verlegt werden, wo Josephine Baker dann wochenlang vor ausverkauftem Haus auftrat.

Johann Strauss-Theater, Theaterzettel 1928. Theatermuseum Wien. Ausstellungsansicht

Anfeindungen, Rassismus, Proteste und gleichzeitig Jubel begleiteten sie auch auf ihren weiteren Stationen in Europa – Budapest, Zagreb, Prag, Amsterdam, Berlin, Stockholm und später dann in Südamerika. Anfang der 1930er Jahre trat sie wieder in Paris auf. Als Sängerin feiert sie in Paris ihr Debut im Operettenfach in der Operette von Jacques Offenbach La Créole. Gleichzeitig begann sie in den 1930er-Jahren mit ihrer caritativen Tätigkeit.

Am Ende eines Gastspiels in den USA trennen sich Josephine Baker und ihr Manager, Pepito Abatino. 1937 heiratete sie den aus einer jüdischen Familie stammenden Fabrikanten Jean Lion und nahm die französische Staatsbürgerschaft an. Die Ehe wurde1942 geschieden.

Josephine Baker, 1940. Studio Harcourt/ RMN-GP, via Wikimedia Commons

Nach Kriegsausbruch begann sie, da sie nun Französin war, unentgeltlich sowohl als Truppenunterhalterin als auch als Spionin für den französischen Geheimdienst tätig zu werden. Diese Tätigkeiten, sollten sie nach Madrid und Lissabon und später nach Nordafrika und den Nahen Osten führen. Sie wurde eine der engagiertesten Truppenunterhalterinnen im Zweiten Weltkrieg und konnte in dieser Funktion Beobachtungen durchführen, Fakten zusammentragen und Informationen für Charles de Gaulles Exilregierung und die Alliierten beschaffen.

Im Jahr 1944 setzte ihre Arbeit in einer formelleren militärischen Funktion fort. Da sie einen Pilotenschein besaß und über ausreichend Flugstunden verfügte, wurde sie im Mai 1944 Propagandaoffizier mit dem Dienstgrad Sous-Lieutenant (Unteroffizier) beim Hilfsdienst der Frauen-Luftstreitkräfte des Freien Frankreich in Algier und Oran. Bis sie nach Kriegsende im September außer Dienst gestellt wurde, trat sie in Radiosendungen und Kurzfilmen auf, sammelte in Benefizveranstaltungen Geld für die Widerstandsbewegung in Frankreich und gab weiterhin Vorstellungen für die französischen und alliierten Truppen, später auch für die Zivilbevölkerung.

Ihre Leistungen wurden u.a. 1946 mit der Médaille de la Resistance und 1957 mit dem Croix de Guerre ausgezeichnet, ebenfalls 1957 wurde sie zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.

Josephine Baker in der Uniform der franz. Luftstreitkräfte, 1948.
Foto Studio Harcourt/ RMN-GP, via Wikimedia Commons

Nach Beendigung ihres Militärdienstes begann sie bereits im Herbst 1945 mit einer eigenen Tournee, für die sie ein neues Repertoire einstudierte, das sie in der Schweiz, Deutschland und frankreichvorstellte, im Jahr darauf dann in Belgien, Skandinavien und Italien.1948 begannen sie eine Tour durch Mexiko, die sie anschließend nach Boston und New York führte.

Während ihrer Auftritte als Truppenunterhalterin hatte sie den Orchesterleiter Jo Boullion kennengelernt. Die beiden heirateten 1947 und zogen auf das Schloss Les Milandes in der Dordogne, das Baker bereits 1938 gemietet und 1947 gekauft hatte und das in der Folge zu einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Erlebnispark ausgebaut wurde. Gemeinsam mit ihrem Mann adoptierte sie ab 1954 zwölf Kinder unterschiedlicher Religionen und Nationen, um zu zeigen, dass ein friedliches Miteinander möglich ist.

Bereits während des Zweiten Weltkriegs war Baker verstärkt gegen Rassismus aufgetreten, in dem sie bei ihren Konzerten keine Rassentrennung zuließ. Bereits 1938 war sie der International League against Racism and Anti-Semitism (LICRA) beigetreten. Nach dem Krieg setzt sie sich verstärkt gegen den Rassismus in den USA ein. Wie schon während ihrer Zeit als Truppenbetreuerin setzte sie in den USA die Aufhebung der Rassentrennung bei ihren Konzerten durch und unterstützte die National Association for the Advancement of Colored People und die Bürgerrechtbewegung. Beim March on Washington 1963 wird sie auf Einladung von Martin Luther jr. eine Rede halten. Ein Jahr später wurde die Rassentrennung in allen öffentlichen Lebensbereichen in den USA durch den Civil Rights Act abgeschafft.

Gleichzeitig setze sie ihre Karriere als Künstlerin erfolgreich fort. Als Künstlerin trat sie mit großem Erfolg regelmäßig im Olympia in Paris auf und gab Konzerte im In- und Ausland. Nachdem ihre Ehe von Jo Bouillon 1961 geschieden wurde, der während ihrer berufsbedingten Abwesenheiten sowohl für die Kinder als auch für die Verwaltung des Schlosses gesorgt hatte, konnte sie die Kosten für ihre Kinder und die Erhaltung des Schlosses nicht mehr aufbringen. Bereits 1964 stand sie kurz vor der Zwangsvollstreckung, 1969 wurde die Zwangsversteigerung eingeleitet und sie musste das Schloss verlassen. Fürstin Gracia Patricia von Monaco stellte ihr daraufhin eine Villa in der Nähe von Monaco zur Verfügung, in der sie mit ihren Kindern leben konnte.

Die Revue zu ihrem 50-jährigen Bühnenjubiläum im Jahr 1975 wurde ihre letzte Show. Josephine Baker starb am 12. April 1975. In Paris wurde sie mit einem Militärbegräbnis geehrt. Beigesetzt wurde sie auf dem Friedhof von Monte Carlo, nachdem Fürstin Gracia Patricia eine Beisetzung im engsten Familienkreis veranlasst hatte.

Nachdem der Vorschlag von der Nationalversammlung unterbreitet wurde, hat der französische Präsident die Entscheidung getroffen, Josephine Baker als erste afroamerikanische Frau am 30. November 2021 als Nationalheldin in das Panthéon in Paris aufzunehmen. Präsident Emanuel Macron hat sie in seiner Rede als mutige Kämpferin für Menschlichkeit und gegen Rassismus gewürdigt, die “vor den Augen der Welt beweisen wollte, dass Hautfarben, Herkunft und Religionen nicht nur zusammenleben, sondern auch in Harmonie miteinander leben können.”

Die Ausstellung ist im Museum Francisco Carolinum Linz noch bis 7. September 2025 zu sehen!

Adresse: Francisco Carolinum Linz, Museumsstraße 14, 4020 Linz https://www.ooekultur.at/location-detail/francisco-carolinum-linz

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, Feiertag: 10:00-18:00 Uhr. Montag geschlossen

Literaturhinweise: Mona Horncastle, Josephine Baker. Weltstar, Freiheitskämpferin, Ikone. Erweiterte und aktualisierte Taschenbuchausgabe. Piper Verlag, München 2025

Josephine Baker mit Marcel Sauvage, Tanzen, Singen, Freiheit. Memoiren. Reclam, Stuttgart 2025

Hanna Diamond, Josephine Baker´s Secret War. The African American Star Who Fought for France and Freedom. Yale University Press, New Haven and London 2025

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