Angelika Kauffmann

Angelika Kauffmann

Superstar im 18. Jahrhundert

Das Angelika Kauffmann Museum im Bregenzerwald widmet sich seit seiner Eröffnung im Jahr 2007 kontinuierlich und in wechselnden Ausstellungen der Malerin Angelika Kauffmann (1741-1807). Das Museum ist in einem 450 Jahre alten Bregenzerwälder-Haus untergebracht, wo sich im ehemaligen Wirtschaftstrakt ein moderner Ausstellungsraum befindet, in dem in jährlich wechselnden Ausstellungen über das Werk der Malerin gezeigt werden.

Im sog. Alten Trakt des Hauses befindet sich das Heimatmuseum, in dem bäuerliche Wohn- und Alltagskultur der Region im 19. Jahrhundert vermittelt wird.

Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg. Foto: Elisabeth Kolbry

Angelika Kauffmann war eine der berühmtesten MalerInnen des Klassizismus, zählte Kaiser und Könige zu ihren Auftraggebern, war erfolgreiche Geschäftsfrau und galt als eine der kultiviertesten Frauen Europas. Anfang der 1780er-Jahre berichtete der dänische Botschafter, die ganze Welt sei verrückt nach Angelika. Wer war diese Frau, die in der Zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine so grandiose Karriere gemacht hat?

Angelika Kauffmann wurde 1741 in Chur in der Schweiz geboren. Durch ihren Vater, den Maler Johann Joseph Kauffmann, der aus Schwarzenberg stammte, gibt es die Verbindung zu diesem Ort. Aufgewachsen ist sie am Comer See in der Lombardei, die damals noch Teil Österreichs war.

Da sich ihr Talent schon früh zeigte, wurde sie von ihrem Vater in der Malkunst unterrichtet und galt bereits mit sechs Jahren als Wunderkind. Da regulärer Unterricht zu dieser Zeit für Mädchen nicht vorgesehen war, wurde sie privat unterrichtet, von ihren Eltern und Privatlehrern. Lesen und Schreiben lernte sie von ihrem Vater, von der Mutter erhielt sie Sprachunterricht – Deutsch und Italienisch, später Englisch und Französisch. Dazu kam Musikunterricht, da sie eine sehr schöne Singstimme hatte.

Aufgrund von Aufträgen, die ihr Vater erhielt, reiste sie bereits in jungen Jahren mit ihren Eltern nach Italien. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1757 kam sie mit ihrem Vater nach Schwarzenberg, wo sie das Kircheninnere gemeinsam neu gestalteten. Jahre später, im Jahr 1802, schenkte sie der Kirche das Gemälde “Die Krönung Marien durch die Heiligste Dreifaltigkeit”, das als Hochaltarbild noch heute die Kirche in Schwarzenberg schmückt.

Angelika Kauffmann, Selbstbildnis in Bregenzerwälder Tracht, 1781 © Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck

Aufträge führten sie danach in den Bodenseeraum und anschließend – gemeinsam mit ihrem Vater – ab 1760 für sechs Jahre an verschiedene Orte in Italien, wo sie die Kunst der Antike und Renaissance studierte und sich als Porträtmalerin einen Namen machte. 1762 wurde sie zum Ehrenmitglied der Accademia Clementia di Bologna gewählt, im selben Jahr erhielt sie das Diplom der Accademia des Disegno und 1765 wurde sie Mitglied der Künstlervereinigung Accademia di San Luca in Rom.

Sie spezialisierte sich auf Porträts von Italienreisenden, vor allem von Engländern, die sich zum Abschluss und zur Abrundung ihrer Ausbildung auf der “Grand Tour” befanden. Dadurch erlangte sie auch in England Bekanntheit. Nach einer ersten Reise nach London übersiedelte sie 1766 auf Empfehlung der Frau des englischen Gesandten in Venedig mit ihrem Vater nach London, wo sie bis 1781 blieb und sich sehr erfolgreich als Malerin von Porträts und großformatigen Historienbildern etablierte.

Bei der Auswahl der Themen für die Historienbilder richtete sie ihr Augenmerk vorwiegend auf die die weiblichen Gestalten der Mythologie und wählte Szenen aus, in denen diese in den Vordergrund rückten.

Angelika Kauffmann, Penelope, von Eurykleia geweckt, 1772 © vorarlberg museum, Bregenz, Foto: Markus Tretter

1768 waren sie und Mary Moser die einzigen Frauen unter den 34 vom englischen König ernannten Gründungsmitgliedern der Royal Academy (es sollten mehr als 150 !!! Jahre vergehen, bis weitere weibliche Mitglieder aufgenommen wurden).

Getrübt wurde ihr Aufenthalt nur durch eine unglückliche kurze erste Ehe, die damit endete, dass ihr Ehemann mit ihren Ersparnissen verschwand. Diese Ehe wurde durch ein Gericht der anglikanischen Staatskirche für ungültig erklärt. Mit ihrem zweiten Ehemann, dem venezianischen Maler Antonio Zucchi (1726-1795), den sie 1781 heiratete, verließ sie im selben Jahr England, um wieder nach Italien zu gehen. Ihr Vater, der sie begleitete, starb auf dieser Reise.

Ab 1782 war sie in Rom, wo sie ein Haus und Atelier hatte, das zu einem Treffpunkt von Künstlern und der Hocharistokratie wurde, darunter Kaiser Joseph II. und die Dichter Gottfried Herder und J.W. Goethe, der sie in seinem Buch “Italienische Reise” mehrmals erwähnt hat.

Nach dem Tod ihres Ehemanns führte sie ein zurückgezogeneres Leben. In ihrem Werk finden sich ab dieser Zeit neben Porträts und Historienbildern zunehmend auch religiöse Themen. Ihre letzten Lebensjahre waren durch die Nachwirkungen der napoleonischen Kriege und die Folgen einer schweren Erkrankung gekennzeichnet. Angelika Kauffmann starb 1807 in Rom und ist in der Kirche Sant’Antonio delle Fratte in Rom begraben.

Angelika Kauffmann, Bildnis Anne Robertson, Lady Henderson of Fordell, nach 1777. Angelika Kauffmann Museum, Foto: © Adolf Bereuter

Die diesjährige, noch bis 2. November 2025 geöffnete Ausstellung des Angelika Kauffmann Museums in Schwarzenberg ist dem Thema Angelika Kauffmann und die Mode gewidmet. Durch Kleidung, Schmuck und Frisur wurden Herkunft und gesellschaftliche Stellung vermittelt. Die Porträtgemälde von Angelika Kauffmann sind auch Zeugnisse der Modegeschichte, wobei sie selbst mit ihren Bildern durch die Darstellung neuester modischer Trends zu deren Verbreitung beigetragen hat. Da das Malen des Faltenwurfs zu den schwierigsten Aufgaben gehört, ermöglichte das Malen von Kleidung und kunstvoll drapierten Stoffen der Künstlerin gleichzeitig, ihr künstlerisches Können zu zeigen.

Büste von Angelika Kauffmann in der Kirche von Schwarzenberg. Foto: Elisabeth Kolbry

Für alle, die die Werke von Angelika Kauffmann kennenlernen möchten, sind auf WikiArt, der Online-Enzyklopädie der Bildenden Künste, über 80 Werke von Angelika Kauffmann zu sehen: https://www.wikiart.org/de/angelika-kauffmann

Adresse: Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg, Brand 43, 6867 Schwarzenberg https://angelika-kauffmann.com/

Katalog zur Ausstellung: Im Gewand. Angelika Kauffmann und die Mode. Magazin zur Ausstellung. Hg. vom Förderverein “Freunde Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg”, 2025

Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg. Foto: Elisabeth Kolbry
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