Fritz Wotruba
Wegbereiter der Moderne
Fritz Wotruba, einem der bedeutendsten Vertreter der klassischen modernen Bildhauerei in Europa ist derzeit im Belvedere 21 eine Ausstellung mit dem Titel “Wotruba International” gewidmet. Anlässlich seines 50. Todestages werden sein Werk, seine internationale Karriere und seine zentrale Rolle für die Entwicklung der Kunst der Bildhauerei in einem internationalen Kontext dargestellt. Mit mehr als 40 Skulpturen und Plastiken von Fritz Wotruba und internationalen KünstlerInnen wird das Schaffen von BildhauerInnen seiner Zeit vorgestellt.

Fritz Wotruba (1907-1975) wurde 1907 als achtes Kind einer Arbeiterfamilie in Wien geboren, ging hier zu Schule und machte eine Ausbildung zum Graveur. Schon während seiner Lehre besuchte er ab 1923 am Abend den Aktkurs an der Kunstgewerbeschule. 1925 trat er dann in die Kunstgewerbeschule ein und besuchte die Fachklasse für Bildhauerei bei Anton Hanak und danach bei Eugen Steinhof. Er war fasziniert von Hanak, der damals die zentrale Figur im Bereich der Bildhauerei war, musste ihn aber überwinden, wie er selbst sagte. Dies ist ihm mit seinem Frühwerk, einem Kalksteintorso und danach mit dem grauen Torso gelungen, den er im Alter von 21 Jahren schuf.
Prägend für sein Werk war die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper und der Darstellung des Menschen, die Entwicklung einer eigenen Formensprache und die zunehmende Abstraktion der menschlichen Figur.

“Wotruba zählt zu den bedeutendsten Bildhauer*innen Österreichs. Seine künstlerische Handschrift – die die Verbindung von figurativ und abstrakt charakterisiert- war in ihrer Zeit einzigartig und prägend. Wotruba öffnete die heimische Bildhauerei zur internationalen Moderne und schuf ein bis heute relevantes Werk” (Kuratorin Gabriele Stöger-Spevak).
Als überzeugter Antifaschist ging er bereits nach der Ausschaltung des Parlaments in Österreich erstmals 1933 in die Schweiz ins Exil, kehrte jedoch zurück und musste im September 1938 vor den Nationalsozialisten erneut in die Schweiz fliehen. Von dort konnte er seine Frau nachholen. In der Schweiz ermöglichten es ihm Freunde und Unterstützer, weiterzuarbeiten und sich an Ausstellungen zu beteiligen.
Nach Kriegsende wurde er auf Initiative des Malers Herbert Boeckl zum künstlerischen Leiter einer Meisterklasse für Bildhauer die Akademie der bildenden Künste in Wien berufen, 1947 wurde er zum außerordentlichen Professor und 1954 zum ordentlichen Professor für Bildhauerei an der Akademie bestellt. Seine Lehrtätigkeit hat er bis zu seinem Tod ausgeübt.
Fritz Wotruba hat sein Werk von 1931 bis 1975 in insgesamt siebzig Einzelpräsentationen präsentiert, davon fast fünfzig an internationalen Schauplätzen. Bereits seine erste Einzelausstellung im Jahr 1931 im angesehenen Folkwang Museum in Essen brachte dem jungen Bildhauer Anerkennung.
Einzelausstellungen verhalfen Wotruba zu internationaler Anerkennung als einem der herausragenden Bildhauer der Nachkriegsmoderne. Bereits 1948 feierte er im Musée National d’Art Moderne in Paris Erfolge. Ab Mitte der 1950er war sein Werk in vielen Ausstellungen in Europa und den Vereinigten Staaten zu sehen und erfuhr dadurch internationale Beachtung. Sein Werk war in den 1960er Jahren in Wanderausstellungen durch 18 westeuropäischen Museen und ab Ende der 1960er Jahre in Einzelausstellungen auch in Osteuropa, in Prag, Ljubljana, Zagreb, Belgrad und Budapest, zu sehen. Weiters war er international bei allen wichtigen Kunstausstellungen vertreten.
Ende der 1950er Jahre begann er in Kooperation mit dem Regisseur Gustav Rudolf Sellner mit seinen Arbeiten für die Bühne für Burgtheater, Felsenreitschule in Salzburg und Deutsche Oper Berlin.

Zudem war er eine der einflussreichten Personen des österreichischen Kulturlebens der Nachkriegszeit und hatte zahlreiche Funktionen in Gremien des Kunstbetriebes. Als künstlerischer Leiter der Wiener Galerie Würthle präsentierte er die österreichische und europäische Moderne. Er war auch derjenige, der ein Museum für zeitgenössische Kunst forderte; diese Forderdung wurde 1962 mit der Eröffnung des Museums des 20. Jahrhunderts (heute Belvedere 21) erfüllt. Der Nachlass von Fritz Wotruba befindet sich seit 2021 im Sammlungsbestand des Belvedere Wien.
Die Ausstellung ist noch bis 11. Jänner 2026 im Belvedere 21 zu sehen!
Adresse: Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien https://www.belvedere.at/
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11:00-18:00 Uhr, jeweils Donnerstag Abendöffnung bis 21:00 Uhr. Montag geschlossen
Katalog: Wotruba International. Hg. Stella, Rollig, Verena Gamper, Gabriele Stöger-Spevak. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2025
