Hosen-Geschichte(n)

Hosen-Geschichte(n)

Kulturgeschichte anders erzählt

Da ethnologische Museen auch Archive für globale Gestaltung sind, widmet sich das Weltmuseum Wien der Erforschung, Präsentation, Vernetzung und Diskussion globaler Kultur, Kunst und Gestaltung. Getreu dem Motto des Weltmuseums Wien „Es geht um Menschen“ erzählt die Sonderausstellung „Wer hat die Hosen an?“ von Menschen aus drei Jahrtausenden und vielen Weltgegenden.

Aus den vom Weltmuseum Wien verwahrten 500 Beinkleidern und aus den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums und des Theatermuseums wurden 120 Exponate, davon etwa 60 Hosen ausgewählt, um die Bedeutung der „Beinkleider“ zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Kulturen und Weltteilen zu vermitteln.

Ausstellungsplakat, Weltmuseum Wien

Die in fünf Abschnitte gegliederte Ausstellung gibt einen Einblick in die Bedeutung dieses Kleidungsstücks im jeweiligen sozialen, kulturellen und politischen Kontext. Dabei befasst sie sich mit so unterschiedlichen Themen wie der Geschichte der Hose, der sprachlichen und symbolischen Bedeutung der Hose, der Hose als Symbol für Macht und Gleichberechtigung, der Materialkunde und Mode, dem heutigen Massenkonsum und der Zukunft der Produktion im Sinne der Nachhaltigkeit.

Die im deutschsprachigen Raum verbreitete Redewendung „Wer hat die Hosen an?“, die gleichzeitig Titel der Ausstellung ist, ist ein Hinweis auf die Macht- und Geschlechterverhältnisse, die durch dieses Kleidungsstück in Europa und im europäisch geprägten Teil der Welt über 500 Jahre ihren Ausdruck fanden. Wie Beispiele in der Ausstellung zeigen, war dies in anderen Weltgegenden keineswegs so. Dort haben Frauen seit Jahrhunderten Hosen getragen.

Wayang wong-Schauspielerin. Tassilo Adam, Java, Indonesien, 1921–26. Reproduktionen von 3 Autochromen. Weltmuseum Wien, Fotosammlung, Schenkung von Tassilo Adam © KHM-Museumsverband

In der Ausstellung sind Hosen aus Süd-, Mittel- und Nordamerika, der Arktis, Asien und Ozeanien, Afrika und Europa zu sehen. Den Kuratorinnen war es ein Anliegen, die namentlich nicht bekannten WeberInnen, DesignerInnen und NäherInnen „durch den Formenreichtum der Kleidungsstücke, der handwerklichen Meisterschaft und ihrer Fertigung, der Eleganz und Originalität von Materialien, Verarbeitung und Schnitt“ sichtbar zu machen. (B. Pönighaus-Matuella)

Die älteste heute bekannte Hose, die vor einigen Jahren im Westen Chinas gefunden wurde, ist 3000 Jahre alt. Eine Rekonstruktion dieser Hose ist in der Ausstellung zu sehen. Wie eine solche Rekonstruktion im Rahmen experimenteller Archäologie gemacht wird, zeigt ein Film des Deutschen Archäologischen Instituts. Ebenfalls zu sehen ist das Original einer über 1000 Jahre alten Pluderhose aus dem Gebiet des alten Nubien (südliches Ägypten), die als älteste textile Hose in den Sammlungen des KHM-Museumsverbandes gilt.

Figürliche Darstellungen auf Alltagsgegenständen oder Münzen geben Hinweise auf frühe Hosenstile. Ebenfalls zu sehen ist eine den Darstellungen auf antiken griechischen Vasen nachempfundene Hose, die von Amazonen getragen worden sein soll.

Gezeigt wird aber auch, wie in Europa die Hose für Männer zum Symbol der Repräsentation, des Militärs und für den Sport wurde. Als Beispiel dafür wird ein Feldharnisch aus dem 16. Jahrhundert ausgestellt.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts, als das Radfahren in Mode kam und von Frauen als Fortbewegungsmittel genutzt wurde, konnten diese mit praktischen Argumenten für diese Sportart eine Hose durchsetzen. Es sollte aber noch bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dauern, bis Hosen als Kleidungsstück für Frauen im Alltag und in der Arbeitswelt üblich wurden.

Wer hat die Hosen an? Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Foto: Daniel Sostaric

In einem eigenen Raum geht es um die verschiedenen technischen Möglichkeiten der Schneiderei und um qualitativ hochwertige Stoffe, die länger halten und besser für Reparaturen geeignet sind. Am Ende der Ausstellung werden noch der Massenkonsum (Schlagwort Fast Fashion und Wegwerfgesellschaft) und Fertigungsprozesse von Textilien thematisiert sowie zum Nachdenken über nachhaltige Produkte und eine Änderung der Konsumgewohnheiten angeregt.

Sowohl der Zugang zu diesem Thema, dessen spannende inhaltliche Aufbereitung, die Vermittlung durch Ausstellungstücke, Videos, Filme und interaktive Medien- und Mitmachstationen sowie das innovative Ausstellungsdesign machen diese Ausstellung zu einem besonderen Erlebnis.

Die Ausstellung ist noch bis 1. Februar 2026 zu sehen!

Adresse: Weltmuseum Wien, Neue Hofburg, Heldenplatz, 1010 Wien https://www.weltmuseumwien.at/

Öffnungszeiten: Dienstag 10:00-21:00 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr. Montag geschlossen

Katalog: Wer hat die Hosen an? Hg. Claudia Banz. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2025

Katalog-Cover


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