Kunst als Krisenbewältigung

Kunst als Krisenbewältigung

Ein Teil des Lebens – Slice of Life

Künstlerische Werke, die innere und äußere Ausnahmesituationen, individuelle und gesellschaftliche Herausforderungen und Krisen zum Ausdruck bringen, sind Gegenstand der Ausstellung „Slice of Life. Von Beckmann bis Jungwirth“ im Museums der Moderne – Rupertinum in Salzburg.

Wie alle anderen Menschen werden KünstlerInnen von der Zeit, in der sie leben, den politischen und gesellschaftlichen Umständen geprägt. In der Kunst spielen dazu noch die jeweils aktuellen Kunstströmungen eine Rolle, die das künstlerische Schaffen beeinflussen. Durch alle diese Einflüsse und die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenssituation und den dadurch ausgelösten Gefühlen entstanden zeitlos gültige beeindruckende Kunstwerke.

Ernst Ludwig Kirchner, Landschaft, 1916. Museum der Moderne Salzburg, Foto: Andrew Phelps

Anhand von Gemälden, Grafiken, Fotografien und Objekten von 22 Künstlerinnen wird in dieser Ausstellung thematisiert, wie Kunst seit der Zeit des Ersten Weltkriegs in schwierigen Zeiten durch künstlerische Auseinandersetzung mit den dadurch entstandenen Emotionen zum Mittel des Ausdrucks und der Verarbeitung wurde.

Es sind existentielle Bedrohungen im Ersten Weltkrieg, Verfolgung, Ausgrenzung und Entrechtung durch das nationalsozialistische Regime und erzwungene Flucht und Emigration, ebenso wie das Überleben im Versteck, die so verarbeitet werden. Aber auch seelische Krisen durch schwierige Lebensumstände, gescheiterte Liebesbeziehungen oder den Verlust des Lebenspartners, ebenso wie die Auseinandersetzung mit der Raubbau an der Natur oder mit der Situation als Künstlerin in der männerdominierten Kunstszene oder werden durch die geschaffenen Werke reflektiert und vermittelt.

Aus der Vielfalt der gezeigten Werke möchte ich hier einige wenige herausgreifen. So hat der expressionistische Maler Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) die grauenhaften Kriegsgeschehnisse und seinen körperlichen und seelischen Zusammenbruch während des Ersten Weltkriegs durch eine verstärkte Hinwendung zur Landschaftsmalerei verarbeitet. Der Maler Lyonel Feininger (1871-1956), Meister am Bauhaus, dessen Werke während der Zeit des Nationalsozialismus als “entartete Kunst” galten, musste mit seiner jüdischen Frau in die USA emigrieren und ließ sich in New York nieder, wo seine Wolkenkratzerbilder entstanden.

Lyonel Feininger, New York Buildings I, 1944, Museum der Moderne Salzburg, © Bildrecht, Wien, 2025, Foto: Hubert Auer

Friedensreich Hundertwasser (1928-2000), der das nationalsozialistische Regime versteckt in einer Wohnung in Wien überlebte, begann bereits in den 1950er Jahren, sich mit neuen Lebens- und Arbeitsformen zu befassen und warnte früh vor Industrialisierung, Verstädterung und dem Raubbau an der Natur, eine Auseinandersetzung, die in einer Vielfalt von Kunstwerken und Bauten ihren Ausdruck fand.

Die Malerin Maria Lassnig (1919-2014) wieder setzte sich in den 1960er-Jahren eingehend mit ihrer Situation in einer von Männern dominierten Kunstwelt auseinander, ebenso wie die Malerin Florentina Pakosta (geb. 1933). Pakosta, eine der Pionierinnen der feministischen Avantgarde, war ab 1975 das erste weibliche Vorstandsmitglied der Wiener Secession und konzipierte 1978 die Ausstellung “Secessionistinnen”, die erste nur mit Werken von weiblichen Mitgliedern gestaltete Ausstellung!

Ein weiteres Beispiel ist die Malerin Margret Bilger (1904-1971), die nach schweren persönlichen Krisen in ihren Aquarellen und Zeichnungen ihre Lebensumwelt im Innviertel in Oberösterreich als zeitlose innere Landschaften darstellte.

Margret Bilger
Slice of Life. Von Beckmann bis Jungwirth, Ausstellungsansicht, Museum der Moderne Salzburg 2025, © Museum der Moderne Salzburg, Foto: wildbild/Herbert Rohrer

Die von Barbara Herzog kuratierte Ausstellung mit Werken aus der Sammlung des Museums der Moderne und Erläuterungen zu jedem Werk eröffnet den Besucherinnen einen neuen, anderen, Blick auf die Kunstwerke, ihren Entstehungszusammenhang und auf Kunst als Mittel zur Verarbeitung von Lebenskrisen- und Lebensfragen.

Die Ausstellung ist im Museum der Moderne Salzburg Altstadt – Rupertinum bis 19. Oktober 2025 zu sehen!

Adresse: Museum der Moderne Salzburg Altstadt – Rupertinum, Wiener Philharmoniker-Gasse 9, 5020 Salzburg https://www.museumdermoderne.at/ihr-besuch/

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr, Donnerstag 10:00-20:00 Uhr. Montag geschlossen – allerdings während der Sommerfestspiele ebenfalls von 10:00-18:00 Uhr geöffnet (Sommerfestspiele 2025: 18. Juli-31. August 2025)

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