Marta Eggerth
Sängerin und Filmschauspielerin
Die Stadt Wien setzt sich seit zehn Jahren dafür ein, das öffentliche Flächen nach Frauen benannt werden, die maßgeblich zur Geschichte dieser Stadt beigetragen haben. Auf Anregung des Vereins der Freunde des Jüdischen Museums Wien wurde ein von der SPÖ Mariahilf gemeinsam mit der Grünen Alternative Mariahilf und den Neos eingebrachter Antrag der Platzbenennung nach Marta Eggerth im Dezember 2023 im Bezirksparlament mehrheitlich angenommen und nach Prüfung im zuständigen Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft einstimmig angenommen. Der Platz vor dem Raimundtheater in Wien trägt nun seit Ende 2024 den Namen Marta Eggerth-Platz.
Marta Eggerth (1912-2013) war eine von vielen, die das Land aufgrund ihrer Herkunft verlassen mussten. Geboren wurde sie in Budapest als Tochter des Bankdirektors Paul Eggerth und der Opernsängerin Tilly Herzog. Bereits früh erhielt sie eine fundierte Gesangsausbildung und stand seit ihrem elften Lebensjahr auf der Bühne. Sie galt als musikalisches Wunderkind und feierte auf Konzertreisen in Europa und in Engagements in Wien und Hamburg Erfolge.
Nachdem sie Ende der 1920er-Jahre für den Film entdeckt wurde, begann ihre zweite, ebenfalls sehr erfolgreiche Karriere als Filmschauspielerin. In dem Film „Mein Herz ruft nach Dir!“, stand sie gemeinsam mit dem polnischen Tenor Jan Kiepura (1902-1966) vor der Kamera, der ihr Lebens- und Bühnenpartner wurde. Im Jahr 1936 heirateten sie in Kattowitz.
Obwohl Eggerth und Kiepura als Traumpaar des deutschen Films gefeiert wurden, waren die 1930er-Jahre durch die politische Situation, die sich vor allem nach der Machtübernahme in Deutschland 1933 verschärfte, überschattet. Bereits seit 1935 durfte Eggerth, da ihre Mutter Jüdin war, in Deutschland nur noch mit Sondergenehmigung arbeiten.

Author: Los Angeles Times. Quelle: https://digital.library.ucla.edu/catalog/ark:/21198/zz002dgpvx
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marta_Eggerth_in_Los_Angeles,_1935_(cropped).jpg
Marta Eggerth und Jan Kiepura lebten damals in Wien, wo sie noch auftreten konnte. Nach der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich, dem „sog. „Anschluss“, mussten sie Österreich verlassen. Da Jan Kiepura damals ein Engagement an der Metropolitan Opera in New York hatte, emigrierten sie über Frankreich in die USA, nach New York. Marcel Prawy, der damals Jan Kiepuras Sekretär war, folgte ihnen in die Vereinigten Staaten; ein Umstand, der auch ihm das Leben rettete.
Marta Eggerth und Jan Kiepura konnten ihre Karrieren in den Vereinigten Staaten fortsetzen. Kiepura an der Metropolitan Opera, Eggerth am Broadway und in Hollywood. Am Broadway traten sie ab 1943 gemeinsam in einer Produktion von Franz Lehars Operette Die lustige Witwe in einer Inszenierung von George Balanchine und unter der musikalischen Leitung von Robert Stolz auf. Mit dieser Produktion gingen sie in den USA landesweit auf Tournee.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gingen sie nach Frankreich, machten Konzertreisen und drehten weitere Filme, darunter die Verfilmung der Operette „Das Land des Lächelns“. Bereits 1952 war Marta Eggerth zum ersten Mal nach dem Krieg wieder nach Wien gekommen, wo sie am Raimundtheater in den Operetten von Franz Lehar „Paganini“ und „Der Zarewitsch“ mitwirkte.
Im Jahr 1953 kehrten sie mit Ihren Söhnen Jan (geb. 1944) und Marjan (geb, 1950) nach New York zurück und traten sowohl in Konzerten als auch Operettenaufführungen auf. Als Jan Kiepura im Jahr 1966 plötzlich starb, zog sie sich von der Bühne zurück. Erst 1979 feierte sie in dem Broadway-Musical „Follies“ ein sensationelles Comeback. Konzertreisen, in denen sie ihr umfangreiches Repertoire vorstellte, führten sie während ihrer Karriere durch Europa, die Vereinigten Staaten und Kanada.
Noch im Alter von achtzig Jahren gab sie im Jahr 1992 in der Revue „Robert Stolz – Servus du“ ihr spätes, sehr erfolgreiches Debüt an der Wiener Volksoper. 1997 sag sie bei der Gala „100 Jahre Operette“ in der Wiener Stadthalle, 1999 in einer von Marcel Prawy gestalteten und moderierten Matinée auf der Bühne der Wiener Staatoper und 2001 anlässlich des 200.Geburtstages des Theaters an der Wien.
Spät, aber doch, folgten auch Auszeichnungen durch die Stadt Wien, 2001 erhielt sie den Goldenen Rathausmann der Stadt Wien, und die Republik Österreich, die ihr 2002 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verlieh.
Marta Eggerth ist im Jahr 2013 in Rye im US-Bundesstaat New York gestorben.
Mit der Benennung des Platzes vor dem Raimundtheater in Wien, einer ihrer Wirkungsstätten, wird ihre jahrzehntelange Karriere gewürdigt. Barbara Staudinger, die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, sagte aus Anlass der Platzbenennung: „Straßennamen bedeuten Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit und Erinnerung. Straßen in Wien nach ehemals jüdischen WienerInnen zu benennen, ist daher besonders wichtig: Aufzuzeigen, wie wichtig jüdische Geschichte und Kultur für diese Stadt war und ist und an Menschen erinnern, die aus dieser Stadt, aus diesem Land fliehen mussten, weil sie als Jüdinnen und Juden verfolgt wurden. Sie durch Straßenbenennungen spät aber doch zu ehren, bedeutet auch, ihnen einen Platz im kollektiven Gedächtnis zu geben.“

Links: Musikbeispiele:
Marta Eggerth, Lied: “O jag dem Glück nicht nach” aus der Operette “Die Czardasfürstin”. Filmausschnitt aus dem Jahr 1934 (3 min): https://www.youtube.com/watch?v=m3iR5QTdeEA
Marta Eggerth, Frühlingsstimmenwalzer, Filmausschnitt (4:30 min): https://www.youtube.com/watch?v=2lcRDwKAoHI