Natur?

Natur?

Kunst als Brücke zwischen Mensch und Umwelt

Die Fragen, was Natur ist, was wir darunter verstehen, wie unsere Vorstellung von Natur geprägt wurde und wie sich die Bedeutung von Natur in Laufe der Geschichte, aber auch in unserer Lebenszeit vor dem Hintergrund des Klimawandels verändert hat, sind die Grundfragen, mit der sich der Künstler Julius von Bismarck auseinandersetzt.

In der Ausstellung “Normale Katastrophe” im KunstHausWien, der ersten institutionellen großen Einzelausstellung des Künstlers in Österreich, werden die Ergebnisse seiner Beschäftigung mit dem Thema Naturgewalten gezeigt.

Julius von Bismarck wurde 1983 in Breisach am Rhein in Deutschland geboren und wuchs in Riad in Saudi-Arabien und in Berlin auf. Er studierte an der Universität der Künste Berlin, am Hunter College New York und am Institut für Raumexperimente in Berlin. Im Jahr 2008 erhielt er den Prix Ars Electronica, 2012 war er als erster Artist in Residence am CERN, der Europäische Organisation für Kernforschung. Der Künstler hatte bereits zahlreichen Einzelausstellungen und war auch in Gruppenausstellungen international vertreten. Er lebt und arbeitet in Berlin und in der Schweiz.

Diese Auseinandersetzung mit Naturgewalten zieht sich als roter Faden durch die Ausstellung, wobei die Naturgewalten Feuer und Wasser im Mittelpunkt stehen. Anhand von Fotos, Videos und Skulpturen lädt er dazu ein, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.

Was wir denken oder fühlen, wenn wir “Natur” sagen, hängt davon ab, wie man sozialisiert wurde, in welchem Erdteil man aufgewachsen ist, welchen Glauben man hat, welche Informationen, besonders Bilder, unsere Sicht auf die Natur beeinflussen, angefangen von Drucken aus der Kolonialzeit, die das Bild von “fremden” Ländern prägten, über Gemälde in Europa aus dem 19. Jahrhundert mit ihren romantisierenden Naturdarstellungen, bis hin zu Tourismuswerbung, Internet, Social Media und den Nachrichten über Naturkatastrophen.

“Unser Blick auf die Natur hat einen direkten Einfluss auf diese. Ziel meiner Arbeit ist es, unsere menschliche Sichtweise auf die (Um-)Welt – etwa auf Naturgewalten – zu untersuchen und zu beeinflussen.” (Julius von Bismarck)

Seine künstlerische Arbeit zeichnet sich durch intensive Recherchen, Reisen und die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort, um deren Sichtweise auf das jeweilige Thema kennenzulernen, aus. Unmittelbare, körperliche Erfahrungen und die erlebten Gefühle spielen in seiner Arbeit ebenfalls eine große Rolle.

Mit einem offenen, experimentellen Ansatz gelingt es ihm, neue Perspektiven auf das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt, die Auswirkungen und Möglichkeiten unseres Handelns zu eröffnen. Durch Spiegelungen und extreme Zeitlupe schafft er unglaublich ästhetische Bilder, die gleichzeitig die Grenzen herkömmlicher Wahrnehmungsmuster verdeutlichen.

Für Talking to Thunder (2016–2017) erforschte der Künstler das Phänomen der Blitze. Dafür besuchte der Künstler Forschungslabore in den USA, Gewitterzonen in Venezuela, Schamanen in Kolumbien und entwickelte ein eigenes Gerät, um Blitze einzufangen und auf den Boden zu lenken.

© Julius von Bismarck, Talking to Thunder (Palm Tree) 2017. Courtesy: Julius von Bismarck; Esther Schipper, Berlin, Paris, Seoul; alexander levy, Berlin; Sies+Hökke, Düsseldorf. © Julius von Bismarck, VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Für Landscape Painting ließ der Künstler ein riesiges Stofftuch, das eine grafische Wellenstruktur zeigt, über die Bismarcksee treiben. In der so entstandenen Fotoarbeit wird dadurch die Landschaft von einem Bild ihrer selbst überlagert. Damit soll gleichzeitig daran erinnert werden, wie koloniale Bildtraditionen die Art und Weise, wie wir Landschaften wahrnehmen, bis heute beeinflussen.

© Julius von Bismarck, Landscape Painting (Bismarck Sea, Volcano), 2023. Courtesy: Julius von Bismarck; Esther Schipper, Berlin, Paris, Seoul; alexander levy, Berlin; Sies+Hökke, Düsseldorf. © Julius von Bismarck, VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Im Video Fire with Fire thematisiert er mit Spiegelungen, extremer Zeitlupe und präziser Komposition Feuer als Naturkraft. Dafür ist er 2018 zu Waldbrandgebieten in Schweden, Deutschland und Kalifornien gereist und hat in Zusammenarbeit mit lokalen Feuerwehreinheiten in diesen Gebieten gefilmt.

© Julius von Bismarck, Fire with Fire (Video Test), 2020. Courtesy: Julius von Bismarck; Esther Schipper, Berlin, Paris, Seoul; alexander levy, Berlin; Sies+Hökke, Düsseldorf. © Julius von Bismarck, VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Zum Thema Feuer hat Julius von Bismarck auch eine ortspezifische Intervention im Innenhof des Kunsthauses Wien gestaltet, bei der rotierende LED-Leuchten den Eindruck erzeugen, dass einzelne Bäume in Flammen stehen.

“Mit seinen bildstarken Werken gelingt es dem Künstler, Erfahrungsräume zu schaffen, die tradierte Sichtweisen irritieren und neue Perspektiven auf das Verhältnis von Mensch und Umwelt
eröffnen.“ (Sophie Haslinger, Kuratorin der Ausstellung)

Die Ausstellung ist noch bis 8. März 2026 im KunstHausWien zu sehen!

Adresse: KunstHausWien-Museum Hundertwasser, Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien https://www.kunsthauswien.com/de/besuch/zeiten-preise/

Öffnungszeiten: täglich 10:00-18:00 Uhr

Links:

Homepage Julius von Bismarck https://juliusvonbismarck.com/bank/

Julius von Bismarck, Feuer mit Feuer, Bundeskunsthalle (6:35 min) https://www.youtube.com/watch?v=E8_afYnSR6s

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