Sag mir, wo die Blumen sind
Erinnerungs- und Verdrängungskultur
Im Jahr 2025 wird an das Ende des Zeiten Weltkriegs, der vor 80 Jahren im Jahr 1945 zu Ende ging, gedacht. Aus diesem Anlass beschäftigt sich eine Sonderausstellung des Jüdischen Museums Wien mit europäischer Erinnerungskultur, den Nachwirkungen der Schoa und des Zweiten Weltkriegs und der Frage, was Gedenken achtzig Jahre nach Kriegsende bedeutet.
Der Ausstellungstitel „Sag mir, wo die Blumen sind…“ ist an das gleichnamige Antikriegslied von Pete Seeger angelehnt, dessen zentrale Fragen Was ist geschehen? Wann wird man je versteh’n? als Leitfragen der Ausstellung verstanden werden können.

In der Ausstellung „World War Two Today“ sind Fotos des niederländischen Fotografen Roger Cremers zu sehen, mit denen er seit 2008 dokumentiert hat, wie Erinnerung an die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs in Gedenkstätten, Konzentrationslagern, auf ehemaligen Kriegsschauplätzen, Soldatenfriedhöfen und in Gebäuden, die ehemals den Nationalsozialisten dienten, sowie durch „Reenactments“ in unserer Zeit erfolgt.
Roger Cremers wurde 1972 in den Niederlanden geboren, studierte an der Königlichen Akademie der Künste in Den Haag und arbeitet seit 1998 freiberuflich, u.a. für NRC Handelsblad, Der Spiegel, The Guardian und El País. Seine Arbeiten werden international gezeigt. Für seine Reportage über TouristInnen in Auschwitz wurde er 2009 mit einem World Press Award ausgezeichnet. Cremers lebt in Amsterdam.
In seiner Arbeit beschäftigt ihn die Frage, wie heutige Gesellschaften im Spannungsfeld von Gedenken, Alltag, Tourismus und politischer Instrumentalisierung mit der Vergangenheit umgehen. In eindringlichen, aussagekräftigen Fotografien zeigt er die unterschiedlichen Gedenkorte.
Sein Weg führte ihn quer durch Europa, von den Konzentrationslagern Auschwitz, Dachau und Sachsenhausen sowie dem Lager Westerbork, über das ehemalige deutsche „Führerhauptquartier Wolfsschanze“ in Polen, das ehemaligen Reichparteitagsgebäude in Nürnberg (in dem heute eine bekannte Fast-Food-Kette ein Lokal betreibt), das Kehlsteinhaus im Berchtesgadener Land (das heute ein beliebtes Ausflugsziel ist), bis hin zu Soldatenfriedhöfen als wichtige Gedenkorte.
Darüber hinaus geht es um die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Russland, am Beispiel des Platzes der gefallenen Kämpfer von Stalingrad, der Stalingrad-Gedenkstätte, des Siegesplatzes in Minsk und des Platzes des ewigen Ruhms in Kiew, aber auch um das Gedanken von Veteranen, die 1940 aus Dünkirchen gerettet wurden, oder die am D-Day in der Normandie gelandet sind.

Im Auftrag des Jüdischen Museums Wien hat Roger Cemers 2024 die KZ-Gedenkstätten Mauthausen, Gusen und Melk, die Euthanasie-Gedenkstätte Schloss Hartheim sowie mehrere Orte in Wien fotografiert.
Einen speziellen Teil der Ausstellung nehmen Fotos von sogenannten Reenactments ein, das sind Nachstellungen historischer Ereignisse, meist mit Kostümen und Requisiten am Ort des tatsächlichen Geschehens. Gezeigt werden dafür Beispiele aus den Niederlanden, Belgien, dem Vereinigten Königreich und Polen.

Barbara Staudinger, Direktorin Jüdisches Museum Wien sagte dazu: „80 Jahre nach Kriegsende regt die Ausstellung dazu an, über unseren Umgang mit dem Vermächtnis des Zweiten Weltkriegs nachzudenken. Die Fotografien Roger Cremers werfen dabei einen kritischen, aber nie wertenden Blick sowohl auf erinnerungskulturelle Praktiken als auch verdrängte Geschichte(n).“
Die Ausstellung ist noch bis 18. Januar 2026 im Museum Judenplatz zu sehen!
Adresse: Jüdisches Museum Wien-Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien https://www.jmw.at/
Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag 10:00 – 18:00 Uhr, Freitag 10:00 – 17:00 Uhr. Samstag geschlossen
Kurzvideo (4:32 min): Einführung zur Ausstellung durch die Kuratorinnen: https://www.jmw.at/ausstellungen/2025/sag_mir_wo_die_blumen_sind
Kurzvideo (3:10 min): Interview mit dem Fotografen Roger Cremers (in engl. Sprache mit deutschen Untertiteln): https://www.youtube.com/watch?v=Asb9gkWtOIg
Lied: Sag mir wo die Blumen sind, gesungen von Marlene Dietrich: https://www.youtube.com/watch?v=SLtQ9gu_NmA&list=RDSLtQ9gu_NmA&start_radio=1