Susan Rothenberg
Pionierin des Neoexpressionismus
Die Kunsthalle Krems präsentiert die erste Einzelausstellung des Werks der US-amerikanischen Malerin und Pionierin des Neoexpressionismus Susan Rothenberg (1945-2020) in Österreich. Gezeigt werden Werke 31 Gemälde und Arbeiten auf Papier aus allen Schaffensphasen der Künstlerin von ihren Anfängen in New York bis hin zu einem ihrer letzten Werke, das sie im Mai 2020 kurz vor ihrem Tod malte.

Copyright: Jason Schmidt
Susan Rothenberg wurde 1945 in Buffalo, New York geboren, wo sie in einer kunstinteressierten Familie aufwuchs. Nach ihrem Studium der Malerei an der Cornell University (New York), das sie 1966 mit dem Bachelor of Fine Arts abschloss, zog sie nach New York City. Dort gelang es ihr schnell, Anschluss an die Kunstszene zu finden. Sie besuchte Galerien, Konzerte und Performances und setzte sich intensiv mit der damaligen zeitgenössischen Kunst auseinander.
Als Reaktion auf den abstrakten Expressionismus wurde Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre die Kunstrichtung des Minimalismus mit einfarbigen Flächen und klaren Konstruktionen in der Malerei und die Konzeptkunst von zentraler Bedeutung. Wie Susan Rothenberg selbst sagte, waren in dem künstlerischen Umfeld, in dem sie damals in New York lebte, figürliche Darstellungen absolut „verboten“. Zudem war es eine Zeit, in der Skulpturen und Objekte und nicht die Malerei als die wesentlichen Ausdrucksformen und Kunstrichtungen galten.
Von 1971 bis 1979 war sie mit dem Bildhauer George Trakas verheiratet, ihre Tochter Maggie wurde 1972 geboren. Auch Susan Rothenberg experimentierte zu Beginn mit abstrakter Kunst, wandte sich davon aber sehr bald ab, um ihrem eigenen Weg zu finden. Sie wollte malen, dachte ursprünglich nicht daran, diese Bilder öffentlich zu zeigen und fand so sie Freiheit für die Entwicklung ihrer eigenen Ausdrucksweise.
Anfang der 1970er Jahre begann sie ihre monumentalen Pferdebilder zu malen, die als Übergang von der abstrakten zur figurativ-expressionistischen Malerei gelten, und die sie 1974 erstmals in einer Ausstellung präsentierte.
„Es war wichtig, dass ich etwas malte, was lebendig war. Ich wollte nichts Unbelebtes malen. Es musste Fleisch und Seele haben. Ich vermute, ich wollte die Art Energie malen, die man eher in der realen Welt findet als in der abstrakten.“ (Susan Rothenberg)

Copyright Hall Collection © Bildrecht, Vienna / Wien 2025, Foto: Courtesy Hall Art Foundation
Sie wurde die führende Stimme jener KünstlerInnen, die eine bewusste Abwendung von der Abstraktion vollzogen, neue figurative Konzepte verfolgten und deren Werke 1978 in der Ausstellung New Image Painting im Whitney Museum of American Art vorgestellt wurden.
Damit erlangte sie auch internationale Bedeutung und fand bereits früh auch im deutschsprachigen Raum Beachtung. Susan Rothenberg nahm mit weiteren VertreterInnen des Neoexpressionismus 1980 an einer Ausstellung im Rahmen der Biennale in Venedig teil, 1981war sie in einer Ausstellung der Kunsthalle Basel vertreten. Im Jahr 1982 war sie als einzige Frau (neben 45 Männern) in der Ausstellung „Zeitgeist“ in Berlin, einer der Gründungsausstellungen des Neoexpressionismus, vertreten.
In den 1980er Jahren begann Susan Rothberg, die lebenslang den Anspruch hatte, sich künstlerisch weiterzuentwickeln, ihre Bildsprache weg von der grafischer Strenger und stilisierten Formen zu einem freieren und expressiveren Ausdruck zu verändern, in dem Energie, Bewegung und Raum in den Mittelpunkt rückten. Diese Werke wurden 1992 auch auf der documenta IX in Kassel gezeigt.

Copyright Hall Collection © Bildrecht, Vienna / Wien 2025, Foto: Courtesy Hall Art Foundation
Im Jahr 1989 heiratete Susan Rothenberg den Künstler Bruce Nauman und übersiedelte zu ihm 1990 auf seine Ranch nach New Mexico. Diese Übersiedlung bedeutete auch eine Auseinandersetzung mit den Farben ihrer neuen Heimat und neuen Motiven, wie Tieren und Landschaft. Sie Beschäftigte sich mit Bewegung, Dynamik, der Wechselwirkung von Form und Raum und dem menschlichen Dasein. Sie verfeinerte ihren expressionistischen Stil und wandte sich der Ölmalerei zu. Gleichzeitig wurden neben Tierdarstellungen auch Marionetten und fragmentierte Körper zum Gegenstand der Malerei in ihrem Spätwerk.
Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit war Susan Rothenberg auch Lehrende; sie unterrichte beispielsweise an der School of Visual Arts in New York.
Susan Rothenberg ist nach langer Krankheit im Mai 2020 gestorben.
„Susan Rothenbergs Werk ist bedeutender Bestandteil der modernen Malerei. Ihr innovativer Umgang mit Figur und Raum, ihre expressive Farbgebung und ihre tiefgehende Auseinandersetzung mit Bewegung und Körperlichkeit machen sie zu einer der einflussreichsten KünstlerInnen ihrer Zeit.“ (Florian Steininger, künstlerischer Direktor der Kunsthalle Krems)

© Kunstmeile Krems, Foto: Agnes Winkler
Die Ausstellung ist noch bis 2. November 2025 in der Kunsthalle Krems zu sehen!
Adresse: Kunsthalle Krems, Museumsplatz 5, 3500 Krems an der Donau http://www.kunsthalle.at
Öffnungszeiten: DIenstag bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr (Montag geschlossen)
Katalog: Susan Rothenberg. Hg. Florian Steininger. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2025