Antisemitismus

Antisemitismus

Antisemitismusbericht 2019

Im Frühjahr 2020 wurde der Bericht der Israelitischen Kultusgemeinde über antisemitische Vorfälle 2019 veöffentlicht.

Antisemitismus hat in Österreich eine jahrhundertealte Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Seit Ende des 19. Jahrhunderts, mit der durch den ausgewiesenen Antisemiten Karl Lueger gegründeten Christlichsozialen Partei, begann auch die Geschichte eines spezifischen Antisemitismus. In der Ersten Republik “wetteiferten die Christlichsozialen geradezu mit den aufsteigenden Nationalsozialisten um die Rolle der besseren, der überzeugender Antisemiten”, schreibt Anton Pelinka in seinem Artikel “Christlicher und rassischer Antisemitismus” (Das Jüdische Echo, Wien 1986, S. 35). Damit wurde der Boden für den aufkommenden Nationalsozialismus und die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes bereitet. Auch nach dem Holocaust im Zweiten Weltkrieg gab es Antisemitismus, der dann durch die Waldheim-Affäre wieder “hoffähig” gemacht wurde. Wie John Bunzl in einem Artikel zum Thema “Ewiger Antisemitismus” schrieb, war es auf der einen Seite die Verteidigungslinie von Waldheim und der ÖVP, die den ÖsterreicherInnen vermittelten, Opfer jüdischer Machenschaften zu sein. Gleichzeitig kam es zu einer “Ent-Tabuisierung des Antisemitismus und einer Rehabilitierung dessen, was man “Kriegsgeneration nennt”. (Das Jüdische Echo, Wien 1986, S.61). In der Folge war es das Erstarken der Freiheitlichen Partei Österreichs unter Jörg Haider, aber auch der oftmals als antizionistisch getarnte Antisemitismus der Linken und in den letzten Jahren zudem der muslimische Antisemitismus, die zu Judenfeindlichkeit und Judenhass verstärkten.

Dem Antisemitismusbericht liegt folgende Definition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) zugrunde: “Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und /deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen und religiöse Einrichtungen”.

Im Bericht über die antisemitschen Vorfälle 2019 wird dargelegt, dass sich Antisemitsmus in Wort, Schrift und Bild und sowie in anderen Handlungsformen manifestiert, unheilvolle Stereotype benutzt und negative Charakterzüge unterstellt und oft die Anschuldigung umfasst, die Juden betrieben eine gegen die Menschheit gerichtete Verschwörung.

Die aktuellen Ergebnisse der von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und dem Forum gegen Antisemitismus Im Jahr 2019 erfassten 550 antisemitischen Vorfälle zeigen gegenüber dem letzten Bericht aus dem Jahr 2017 einen Anstieg um 9,5 Prozent.

59 % dieser Vorfälle konnten ideologisch eindeutig zugeordnet werden. Die überwiegende Mehrheit davon war der politischen sowie der gesellschaftspolitischen Rechten, dem Rechtsextremismus sowie dem (Neo-)Nazismus zuzurechnen.

Von den 550 antisemitischen Vorfällen waren 43 % (239) Fälle von verletzendem Verhalten, 38 % (209) bezogen sich auf Massenzuschriften, zu denen auch auch Veröffentlichungen in sozialen Medien zählen, bei 14 % (78) ging es um Sachbeschädigung. Bei immerhin 3% (18 Fälle) handelte sich um Bedrohungen und bei einem 1 % (6) um physische Angriffe.

Die israelitische Kultusgemeinde Wien hat derzeit rund 7.500 Mitglieder. Der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, betonte in einer Presseaussendung: “Das gesellschaftliche Ziel muss sein, dass wir ohne umfassende Schutzmaßnahmen auskommen. Leider ist dieses Ziel in weiter Ferne.“

Link: https://www.ikg-wien.at/wp-content/uploads/2020/05/ab2019down.pdf

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