Auguste Fickert

Auguste Fickert

Kämpferin und Helferin

Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen begann mit der Französischen Revolution; Ende des 19.Jahrhunderts entstand in Europa die heute sogenannte Erste Frauenbewegung, die sich sowohl für die politischen Rechte der Frauen, insbesondere die Durchsetzung des Wahlrechts für alle Frauen, als auch für den Zugang von Frauen zur Bildung, Verbesserungen im Erwerbsleben und Veränderungen des rechtlichen Status der Frauen in Ehe und Familie, einsetzte.

Eine der führenden Frauen der Ersten österreichischen Frauenbewegung war Auguste Fickert (1855-1910). Sie wuchs in Wien auf und wurde nach dem Besuch der Lehrerinnen-Bildungsanstalt ab 1876 Volksschullehrerin in Wien und übernahm nach dem Tod des Vaters 1881 die Verantwortung für die Versorgung ihrer Familie.

Auguste Fickert

Schon in ihrer Zeit als Lehrerin wurde sie gemeinsam mit anderen Lehrerinnen politisch tätig als sie sich gegen die Aufhebung des Landtags- und Gemeindewahlrechts, das mit der Verfassung 1861 steuerzahlenden, eigenberechtigten Frauen in Niederösterreich gewährt worden war, eintrat. Diese Aktivitäten sind historisch deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie auch der Beginn des Kampfes für das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht für Frauen waren.

Im Jahr 1893 gründete sie gemeinsam mit Rosa Mayreder und Marie Lang den “Allgemeinen Österreichischen Frauenverein”, der bis 1919 bestehen sollte. Die Gründungsversammlung fand im Sitzungssaal des Alten Rathauses in Wien statt. Seit der Gründung des Vereins war Auguste Fickert die Sekretärin des Vereins, 1897 wurde sie zur Präsidentin gewählt, eine Funktion, die sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1920 innehatte.

Zentrales Ziel des überparteilich wirkenden Vereins war die Durchsetzung der staatsbürgerlichen Gleichstellung mit gleichen Rechten für die Frauen Frauen im Vereins- und Versammlungsrecht und des Wahlrechts für alle Frauen. Ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt waren die Bildung der Frauen, der Zugang zu Bildung und Ausbildung und höherer Bildung und gleichberechtigten Berufsmöglichkeiten. Die Reform der im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1812 verankerten rechtlichen Stellung der Frau in Ehe und Familie und die damit verbundene Rechtlosigkeit der Frauen war ebenfalls zentrales Thema der Arbeit des Vereins.

Im historischen Rückblick besonders beeindruckend ist die umfassende Beschäftigung mit der Lebenssituation der Frauen dieser Zeit sowohl in der damaligen Monarchie Österreich-Ungarn, als auch im internationalen Kontext, die dem Motto “Durch Erkenntnis zu Freiheit und Glück” folgte und in den vom Verein herausgegebenen Zeitschriften nachvollziehbar ist: “Das Recht der Frau” (1894-1900; Hg. Allgemeiner Österreichischer Frauenverein, Redakteurin Auguste Fickert), Dokumente der Frauen (1899-1902, Hg. von Auguste Fickert, Marie Lang und Rosa Mayreder) und Neues Frauenleben (1902-1918, Hg. bis 1910 von Auguste Fickert, danach bis 1918 von Leopolidne Kulka, Christeine Touaillon und Emil Fickert).

Neben ihrer publizistischen Tätigkeit war sie 1895 Mitbegründerin der 1. Rechtsschutzstelle für Frauen in Österreich, die mittellosen Frauen “in allen aus sozialen, geschäftlichen, ehelichen und außerehelichen Verhältnissen hervorgehenden Streitigkeiten” Rat und Tat Hilfe anbot.

Zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der damals vorwiegend im Post- und Telegrafendienst tätigen Frauen im Staatsdienst begann sie ab 1899 mit der Organisierung dieser Berufsgruppe, die im Allgemeinen Österreichischen Frauenverein 1902 eine eigene Sektion der Staatsbeamtinnen gründete und von 1904 bis 1908 mit “Die Staatsbeamtin” auch eine eigene Publikation hatte.

Zur Unterstützung von erwerbstätigen Frauen verfolgte sie seit der Gründung des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins das Ziel der Schaffung eines auf genossenschaftlicher Grundlage errichteten Heimes für berufstätige Frauen. Die Verwirklichung dies Ziels hat sie vorbereitet, die Eröffnung des “Heimhofs” im Jahr 1911 hat sich nicht mehr miterlebt. Auguste Fickert starb 1910 in Maria Enzersdorf bei Wien.

Link:

Anno. Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften http://anno.onb.ac.at

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