Fritz Wotruba

Fritz Wotruba

Figur und Architektur

Fritz Wotruba, einer der bedeutendsten Vertreter der klassischen modernen Bildhauerei in Europa, hat auch eines der wichtigsten Architekturdenkmäler Wiens entworfen: die Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit auf dem Georgenberg, die heute als “Wotruba-Kirche” bekannt ist.

Diesem Bauwerk ist 45 Jahre nach seiner Einweihung erstmals eine Ausstellung mit dem Titel “Wotruba. Himmelwärts. Die Kirche auf dem Georgenberg” im Belvedere 21 gewidmet. Anhand von Plänen, Zeichnungen und Modellen wird die Entstehung sowohl historisch als auch in Zusammenschau mit seiner Arbeit als Bildhauer nachgezeichnet.

Fritz Wotruba in seinem Atelier bei der Arbeit an einem Tonmodell für das Projekt eines Karmelitinnenklosters in Steinbach bei Wien, 1967 Belvedere, Wien, Nachlass Fritz Wotruba

“Für mich ist das plastische Material, das Material das ich formen kann, mein Material, heute ist es der Stein, morgen kann es etwas anderes sein.” (Fritz Wotruba)

Fritz Wotruba (1907-1975) wurde 1907 als achtes Kind einer Arbeiterfamilie in Wien geboren, ging in Wien zur Schule und machte eine Ausbildung zum Graveur. Schon während seiner Lehre besuchte er ab 1923 am Abend den Aktkurs an der Kunstgewerbeschule. 1925 trat er dann in die Kunstgewerbeschule ein und besuchte die Fachklasse für Bildhauerei bei Anton Hanak und danach bei Eugen Steinhof. Er war fasziniert von Hanak, der damals die zentrale Figur im Bereich der Bildhauerei war, musste ihn aber überwinden, wie er selbst sagte. Dies ist ihm mit seinem Frühwerk, einem Kalksteintorso und danach mit dem grauen Torso auch gelungen, den er im Alter von 21 Jahren schuf. Schon damals zeichnete sich ab, was sein Werk prägen sollte: die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper, die zunehmende Abstraktion der menschlichen Figur mit kubischen und zylindrischen Formen und die Entwicklung einer eigenen Formensprache.

“Die Überwindung des Barock”, einer Kunstrichtung, die in Wien ganz besonders vertreten ist, bezeichnete Fritz Wotruba als seine innere Aufgabe.

Bereits 1931 hatte er seine erste Einzelausstellung im angesehene Folkwang Museum in Essen. Wotruba, der überzeugter Antifaschist war, ging bereits nach der Ausschaltung des Parlaments in Österreich erstmals 1933 in die Schweiz ins Exil, kehrte dann aber zurück und musste im September 1938 vor den Nationalsozialisten in die Schweiz fliehen. Von dort konnte er seine Frau nachholen. In der Schweiz ermöglichten es ihm Freunde und Unterstützer, weiterzuarbeiten und sich an Ausstellungen zu beteiligen.

Nach Kriegsende wurde er auf Initiative des Malers Herbert Boeckl zum künstlerischen Leiter einer Meisterklasse für Bildhauer die Akademie der bildenden Künste in Wien berufen, 1947 wurde er zum außerordentlicher Professor und 1954 zum ordentlichen Professor für Bildhauerei an der Akademie bestellt und hat seine Lehrtätigkeit 30 Jahre lang bis zu seinem Tod ausgeübt. Ab Mitte der 1950er Jahre war sein Werk in vielen Ausstellungen in Europa und den Vereinigten Staaten zu sehen und erfuhr dadurch internationale Beachtung. Ende der 1950er Jahre begann er in Kooperation mit dem Regisseur Gustav Rudolf Sellner mit seinen Arbeiten für die Bühne für Burgtheater, Felsenreitschule in Salzburg und Deutsche Oper Berlin.

Er war eine der einflussreichten Personen des österreichischen Kulturlebens der Nachkriegszeit und hatte zahlreiche Funktionen in Gremien des Kunstbetriebes. Gleichzeitig zeigte er als künstlerischer Leiter der Wiener Galerie Würthle Kunstwerke der österreichischen und europäischen Moderne. Seine langjährige kulturpolitische Forderung nach einem Museum für zeitgenössische Kunst wurde 1962 mit der Eröffnung des Museums des 20. Jahrhunderts erfüllt, das ihm 1963 eine große Einzelausstellung widmete.

Ab Mitte der 1960er Jahre begann die bewegte Entstehungsgeschichte der Kirche. Geplant war zuerst auf Initiative von Margarete Ottillinger, der damaligen Vorstandsdirektorin der Österreichischen Mineralölverwaltung, und eines von ihr gegründeten Kuratoriums, eine Klosteranlage in Steinbach in der Nähe von Wien, für das Entwürfe hergestellt wurden. Bereits 1967 lag das Modell der Kirche vor. Als dieses Projekt letztlich nicht zustande kam, wurde die Entscheidung getroffen, die urspünglich für Steinbach geplante Kirche an einem anderen Ort umzusetzen.

Fritz Wotruba in seinem Atelier bei der Arbeit an einem Tonmodell für das Projekt eines Karmelitinnenklosters in Steinbach bei Wien, 1967 Belvedere, Wien, Nachlass Fritz Wotruba

Im Jahr 1971 erfolgte der Auftrag, auf der Grundlage der Entwürfe und adaptierter Pläne die Kirche auf dem Georgenberg in Wien umzusetzen. Die Planung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten Fritz Gerhard Mayer, dessen Aufgabe es war, den Entwurf des Bildhauers als Bauwerk umzusetzen. Fritz Wotruba hat dafür 135 Blöcke zu Architektur “getürmt, geschichtet und arrangiert”.

Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit auf dem Georgenberg in Wien-Mauer, Ansicht von Osten
Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Mit der Errichtung der Kirche wurde 1974 begonnen. Als Fritz Wotruba im August 1975 starb, waren viele Fragen noch nicht geklärt, wie die Gestaltung des Haupteingangs, die Fenstergestaltung, das Kircheninnere. Daher wurde eine Kunstbeirat bestellt. Architekt Fritz Gerhard Mayer war für die Architektur des Haupteingangs und die Fenstergestaltung verantwortlich. Für das Kircheninnere wurde auf Arbeiten Wotrubas für zwei Kirchen in der Schweiz zurückgegriffen.

Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit auf dem Georgenberg in Wien-Mauer, Ansicht von Süd-Ost Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

“Wenn dieser Bau glückt, wir er von großer Dynamik und Dramatik sein. Das scheinbare Chaos, das durch die Anordnung asymmetrischer Blöcke entsteht , sollte zuletzt eine harmonische Einheit ergeben.” (Fritz Wotruba)

Die Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit wurde am 24. Oktober 1974 eingeweiht und der erste Gottesdienst vom Erzbischof von Wien, Kardinal Franz König, zelebriert.

Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit auf dem Georgenberg in Wien-Mauer, Ansicht von Nord-Ost Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Die Ausstellung “Wotruba. Himmelwärts” ist im belvedere 21 bis 13. März 2022 zu sehen!

Katalog: Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Hintergrundinformationen und vielen hervorragenden Fotos der Kirche erschienen: Wotruba. Himmelwärts. Die Kirche auf dem Georgenberg. Hg. Stella Rollig, Gabriele Stöger-Spevak. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König. Köln 2021.

Adresse: belvedere 21, Museum für zeitgenössische Kunst, Arsenalstraße 1, 1030 Wien https://www.belvedere.at/besuch

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11.00-18:00 Uhr

Wotruba Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit:

Für alle, die die Wotruba Kirche besichtigen wollen:

Adresse: Ottillingerplatz 1, 1230 Wien, Öffnungszeiten: Samstag 14:00 – 18:00 Uhr, Sonntag: 9:00-16:30 Uhr, Feiertage ohne Messe (z.B. Nationalfeiertag): 12:00-16.30 Uhr https://www.georgenberg.at/Oeffnungszeiten

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