Käthe Leichter

Käthe Leichter

Wissenschaftlerin, Politikerin und Frauenrechtlerin

Es war ein beeindruckender Weg, den Käthe leichter im Laufe ihres Lebens zurückgelegt hat. Geboren in Wien, wuchs sie in gutbürgerlichen, liberalen, Verhältnissen auf und besuchte das Beamtentöchter-Lyzeum. Die Zulassung zum Studium der Staatswissenschaften musste sie sich beim Reichsgericht erkämpfen: Ab 1914 studierte sie Staatswissenschaften an der Universität Wien, durfte hier aber ihre Abschlussprüfungen nicht ablegen. Daher ging sie nach Deutschland und promovierte in Heidelberg mit Auszeichnung beim Soziologen Max Weber. Auch das war mit Hindernissen verbunden: da sie während des Ersten Weltkriegs aktive Kriegsgegnerin war, war ihr von den deutschen Behörden die Einreise verboten und nur für die Ablegung der Doktorprüfung gestattet worden.

Käthe Leichter
© portraittheater.net

Bereits während ihres Studiums 1919 engagierte sie sich als Erzieherin für Arbeiterkinder, 1919 wurde sie wissenschaftliche Mitarbeiterin Otto Bauers in der Staatskommission für Sozialisierung und Konsulentin im Finanzministerium.

1921 heiratete sie den Journalisten Otto Leichter. Ihre Söhne wurden 1924 und 1930 geboren.

In der Zeit von 1925 bis Februar 1934 war sie Leiterin des neu eingerichteten Referats für Frauenarbeit in der Wiener Arbeiterkammer. In dieser Funktion hat sie grundlegende und richtungsweisende sozialpolitische Studien und Artikel zum Thema Frauenarbeit veröffentlicht, wie das Handbuch der Frauenarbeit (1930) oder die Studie “So leben wir…Industriearbeiterinnen berichten aus ihrem Leben” (1932). Zudem war sie u.a. im Frauenzentralkomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und als Referentin der Zentralstelle für Bildungswesen tätig, wurde als erste Frau im Jahr 1932 in den Betriebsrat der Arbeiterkammer gewählt und arbeitete als Redakteurin für die sozialdemokratische Monatsschrift “Der Kampf” und die “Arbeiterzeitung”.

Käthe Leichter 1895-1942
wikigeschichtewien

Der Bürgerkrieg im Jahr 1934 und das Verbot aller sozialdemokratischen Organisationen brachte auch eine wesentliche Veränderung im Leben von Käthe Leichter. Nachdem sie und ihre Familie zuerst in die Schweiz emigriert waren, kehrten sie bereits im September 1934 nach Österreich zurück. Sie und ihr Mann gehörten zu den Gründungsmitgliedern der Revolutionären Sozialisten. In dieser Organisation leitet sie, damals schon im Untergrund, das politischen Bildungswesen und dann den Nachrichtendienst. Das Haus der Leichters war auch ein Treffpunkt von Funktionären der damals verbotenen Arbeiterbewegung.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1938 in Österreich konnte Otto Leichter mit gefälschtem Pass in die Schweiz fliehen und die Söhne mit Hilfe einer Hausangestellten ins Ausland gebracht werden. Aufgrund einer Denunziation wurde Käthe Leichter, die nun nicht mehr nur politisch, sondern auch wegen ihre jüdischen Herkunft verfolgt wurde, von der Gestapo verhaftet, inhaftiert und 1940 ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Im März 1942 wurde sie durch das nationalsozialistische Euthanasieprogramm in der Psychiatrischen Anstalt Bernburg/Saale ermordet.

Ihre vom sozialpolitischen Engagement getragenen wissenschaftlichen Werke inspirieren auch heute noch Wissenschaftlerinnen und Politikerinnen.

Die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Leistung muss nach wie vor als oberstes gewerkschaftliches Prinzip gelten.“ Käthe Leichter

Seit 1991 werden jährlich (mit einer Unterbrechung zwischen 2001 und 2004) Käthe-Leichter-Preise für Frauen- und Geschlechterforschung verliehen: https://de.wikipedia.org/wiki/Käthe-Leichter-Preis

Links:

Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich: Käthe Leichter http://agso.uni-graz.at/marienthal/biografien/leichter_kaethe.htm

Universität Heidelberg: Mutiges Leben in schwierigen Zeiten https://www.uni-heidelberg.de/universitaet/heidelberger_profile/historisch/leichter.html

Kommentare sind geschlossen.