Kunst um 1500

Kunst um 1500

Der Beginn der Renaissance in Österreich

Die Zeit um 1500 war in Mitteleuropa die Zeit des ausgehenden Mittelalters. In Österreich, oder besser gesagt in den “östlichen habsburgischen Erbländern” regierte zu dieser Zeit Maximilian I. Ab 1493 war er Herr der Habsburgischen Erblande und von 1508 bis zu seinem Tod 1519 römisch-deutscher Kaiser.

Schaubild aus der Ausstellung “Dürerzeit. Österreich am Tor zur Renaissance”, Belvedere, Wien

Aus Italien, wo sich bereits im 14. Jahrhundert das Gedankengut der Renaissance durch eine Rückbesinnung auf die antike Kultur der Griechen und Römer und ihrer Errungenschaften und durch das Studium antiker Schriften entwickelte, kamen diese Ideen auch nach Österreich. Ihre Verbreitung wurde durch den in der Mitte des 15. Jahrhunderts von Johannes Gutenberg in Mainz erfunden Buchdruck wesentlich gefördert. Es war auch die Zeit der “Entdeckung” der neuen Welt durch Christoph Columbus im Jahr 1492 und weiterer von Europa ausgehender “Entdeckungsreisen”, die in erster Linie der Ausdehnung der Machtgebiete der europäischen Länder und ihren wirtschaftlichen Interessen dienten.

Jörg Breu d. Ä., Flucht nach Ägypten, 1501 Foto: bpk, Germanisches Nationalmuseum, Jürgen Musolf / Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Im Bereich der Kunst bedeutete die Rückbesinnung auf die Kunst der Antike eine Weiterentwicklung von der Spätgotik hin zur von der durch die italienischen Künstler geprägten Renaissancekunst. Es waren dies Künstler wie Raffael (1483-1520), Leonardo da Vinci (1452-1519), Sandro Botticelli (1445-1510), Andrea Mantegna (1431-1506) und Giovanni Bellini (1437-1516). In Nürnberg war es Albrecht Dürer ( 1471-1528), der nördlich der Alpen die Entwicklung der Kunst wesentlich beeinflusst hat.

Albrecht Dürer, zu dessen 550. Geburtstag das Belvedere die Ausstellung “Dürerzeit. Österreich am Tor zur Renaissance” gestaltet hat, hat in mehrfacher Hinsicht diesen Aufbruch mitgeprägt. Durch sein neues Selbstverständnis als Künstler, der seine Werke signierte und sich dadurch vom Handwerker des Mittelalters grundlegend unterschied, seine umfangreichen Kenntnisse der italienischen Kunst und die weite Verbreitung seiner Werke. Dürer hatte bereits 1494 seine erste Italienreise angetreten, wo er die Werke Andrea Mantegnas kennenlernen konnte. Seine zweite Italienreise (1505-1507) führte ihn nach Venedig, wo Titian, Giorgione und Giovanni Bellini tätig waren. Bereits 1497 hatte er sich mit seiner Werkstatt selbständig gemacht und mit der Unterstützung seiner Frau Agnes gelang es ihm, seine Druckgrafik und Holzschnitte in großer Auflage in Europa zu verbreiten, die von Künstlern und Künstlerwerkstätten als Vorlage für ihre Arbeiten für Holzschnitte, Bilder und Skulpturen herangezogen wurden. Etwa ab 1510 hat Dürer auch mehrere Aufträge für Kaiser Maximilian I. ausgeführt.

Das neue Weltbild der Renaissance, das zum ersten Mal seit der Antike den Menschen und nicht das Göttliche in den Mittelpunk stellt, hatte ebenso wie die Orientierung an der Kunst der Antike und die Entwicklung der Zentralperspektive grundlegende Auswirkungen auf die Kunst, ihre Inhalte und deren bildliche Darstellung. Standen im Mittelalter und in der Spätgotik religiöse Motive, Bibel- und Heiligendarstellungen, im Mittelpunkt, so werden nun zunehmend detailreiche Naturbilder, Selbstporträts, Bildnisse von BürgerInnen und durch die Zentralperspektive komplexe perspektivische Darstellungen von Menschenansammlungen und Architektur möglich.

“Neue Genres in der Kunst, repräsentiert durch farbgewaltige Landschaften bis zu selbstbewussten Porträts, zeugen von einem Umbruch, der den Weg in die moderne bis hin zu unserem heutigen Kunstverständnis erst ermöglicht hat.” (Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere)

Urban Görtschacher, Susannenlegende, um 1520. Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Im Zentrum der im Belvedere gezeigten Ausstellung stehen die Sammlungsbestände des Belvedere aus dem frühen 16. Jahrhundert, darunter Hauptwerke von Lucas Cranach d.Ä., Michael Pacher, Marx Reichlich und Urban Görtschacher, sowie Leihgaben aus nationalen und internationalen Institutionen sowie Privatsammlungen.

Da die Ausstellung derzeit aufgrund des Lockdowns nicht besucht werden kann, habe ich aus den Videos des Belvedere jene herausgesucht, die Bilder aus dieser Zeit näher erläutern und einen vertiefenden Blick auf die Kunst am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance bieten:

Links:

Rueland Frueauf der Ältere (um1440-1507): Bildnis des Malers Jobst Seyfrid (um 1490), 5:15 Minuten https://www.youtube.com/watch?v=KeBASB0ZYp0&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=112

Michael Pacher (1435-1498), Geißelung Christi (vor 1497/98), 6:40 Minuten https://www.youtube.com/watch?v=wqwIxPcGnVA&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=40

Urban Görtschacher (1495-1530): Tafelbild Geschichte der Susanna (um 1520), https://www.youtube.com/watch?v=FJ7FbTqGv_I&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=16

Ausstellung: Dürerzeit. Österreich am Tor zur Renaissance

Ausstellungsdauer: bis 30. Jänner 2022

Adresse: Oberes Belvedere, Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien https://www.belvedere.at/

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