Matthew Wong
Malerei als Zuflucht
In der Albertina in Wien wird derzeit die in Zusammenarbeit mit der Matthew Wong Foundation, dem Van Gogh Museum Amsterdam und dem Kunsthaus Zürich gestaltete Ausstellung Matthew Wong – Vincent van Gogh. Letzte Zuflucht Malerei” gezeigt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Schaffen Matthew Wongs (1984-2019), dessen Werk mit 44 Gemälden und 12 Arbeiten auf Papier erstmals in Österreich vorgestellt wird. Dazu werden einige ausgewählte Werke von Vincent van Gogh, der eines seiner großen Vorbilder war, präsentiert.
Matthew Wong wurde 1984 in Kanada geboren und verbrachte einige Jahre seiner Kindheit in Honkong. Nachdem die Familie nach Toronto zurückgekehrt war, besuchte er dort die Sekundarschule und studierte anschließend Kulturanthropologie an der Universität of Michigan. Danach ging er zurück nach Honkong, wo er ab 2010 an der School of Creative Media der City University of Honkong ein Masterstudium in Fotografie begann, das er 2012 abschloss.
Obwohl er wiederholt Fotografien veröffentlicht hat, begann er bald verstärkt damit, abstrakte Tuschzeichnungen anzufertigen und entdeckte seine Begeisterung für die Malerei. Nach einer längeren Reise mit seiner Mutter durch die USA und Kanada siedelte er sich 2017 in Edmonton an, wo er ein Atelier mietete. Dort begann er intensiv mit der Arbeit an seinen Gemälden und der Entwicklung eines eigenen Stils.

Liz Lange and David Shapiro © 2025 Matthew Wong Foundation / Bildrecht, Wien 2025. Foto: Matthew Wong Foundation
Dabei ist bemerkenswert, dass er in seinem künstlerischen Schaffen sowohl Einflüsse aus China, hier besonders jene der traditionellen chinesischen Tuschmalerei, als auch der historischen und zeitgenössischen westlichen Kunst aufgenommen hat. Er setzte sich mit dem abstrakten Expressionismus genauso auseinander wie mit Paul Klee, Henri Matisse, Gustav Klimt, Egon Schiele, Edvard Munch und seinem großen Vorbild Vincent van Gogh. Matthew Wong sagte dazu “Ich erkennte mich selbst in ihm wieder. Die Unmöglichkeit, Teil dieser Welt zu sein.”
Damit verweist er auf den Umstand, dass durch seine Erkrankungen, Depressionen, Autismus und dem Tourette-Syndrom, seine Kunst ihm sowohl Kraftquelle als auch ein Zufluchtsort für ihn ist, denn “im Grunde ist das Leben rundherum die Hölle, ausgenommen die Momente vor der Leinwand”.

Öl auf Leinwand. © 2025 Matthew Wong Foundation / Bildrecht, Wien 2025. Foto: Dallas Museum of Art
Die künstlerische Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen findet in seinen Bildern vielfältigen Ausdruck. Gegenstand seiner Werke sind Natur-, Stadt- und Landschaftsdarstellungen, in denen sich sein Interesse an dem Konflikt zwischen Stadt und Land, Mensch und Zivilisation zeigt, sowie Interieurs. Auch Eindrücke, die er durch die Beschäftigung mit anderen künstlerischen Bereichen wie Literatur, Musik, Film und Mode gewinnt, boten ihm Anregungen für seine Werke.
Geprägt sind seine Bilder durch die Gegensätze zwischen Hell und Dunkel, Tag und Nacht, Sonne und Mond, Leben und Tod. Seine Werke zeigen abstrakte und figürliche Elemente und zeichnen sich durch eine intensive Farbgebung aus, wobei er die Farben als Ausdruck für emotionale Zustände einsetzte.
In seiner kurzen künstlerischen Schaffenszeit hat er etwa 1300 Werke geschaffen. “Tag für Tag zu arbeiten ist für mich im Grunde eine Möglichkeit, mit meinem Leben Schritt zu halten, wie ein Tagebuch.”
Da trotz aller Anerkennung, die er mit seiner Kunst erzielen konnte, sich seine Hoffnung, dass diese Anerkennung einen positiven Einfluss auf seine Gesundheit haben würde, nicht erfüllte, nahm sich Matthew Wong ist im Jahr 2019 das Leben.

The Metropolitan Museum of Art, New York, Gift of Monita and Raymond Wong in memory of their son, Matthew Wong, 2023 (2023.235) © 2025 Matthew Wong Foundation / Bildrecht, Wien 2025, Cheim & Read, New York. Foto: Alex Yudzon
Die Ausstellung ist noch bis 19. Juni in der Albertina zu sehen!
Adresse: Albertinaplatz 1, 1010 Wien https://www.albertina.at/ausstellungen/
Öffnungszeiten: täglich von 10.00 – 18.00 Uhr, Mittwoch und Freitag von 10.00 – 21.00 Uhr
Katalog: Matthew Wong/Vincent van Gogh. Letzte Zuflucht Malerei. Hg. Joost van der Hoeven. Hirmer Verlag, München 2025.
Links:
Ausstellung – 12 Bilder: https://www.albertina.at/ausstellungen/wong-van-gogh/
Trailer zur Ausstellung:
Einführung mit dem Generaldirektor der Albertina, Ralph Gleis (3:03 min): https://www.youtube.com/watch?v=HfdKJ_Iu8Tg
Einführung mit der Kuratorin Angela Stief (3:40 min): https://www.youtube.com/watch?v=fmmX5Jg2mAY&t=12s