Mittelalter virtuell

Mittelalter virtuell

Neuer Blick auf alte Kunst

Die Mittelaltersammlung wurde seit 2007 im Prunkstall im Unteren Belvedere gezeigt. Da der Prunkstall derzeit modernisiert wird und erst im Jänner 2022 wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein wird, wurde vom Belvedere eine Online-Ausstellung gestaltet, mit der besonders sehenswerte Ausstellungsstücke präsentiert werden.

Die Kunst des Mittelalters ist zuallererst religiöse Kunst. Die Aufgabe der Kunst im Mittelalter war die Darstellung von Inhalten aus der Bibel und von Szenen aus dem Leben von Heiligen, um durch die Bilder und Skulpturen den Menschen die religiösen Inhalte zu vermitteln. Damals konnten die wenigsten Menschen lesen oder die in lateinischer Sprache gehaltenen Messen verstehen. So waren es die Bilder, durch die sie die religiösen Inhalte kennenlernen konnten. Die Auftraggeber für mittelalterliche Kunst waren Klöster, später auch Bischöfe, und Adelige. Neben der Architektur der Romanik und den mit Fresken (Wandmalereien) ausgeschmückten romanischen Kirchen, war es besonders die Baukunst der Gotik, die Steinskulpturen, Glasfenster mit bildlichen Darstellungen, Holzskulpturen von Heiligenfiguren und Flügelältere mit großartigen Tafelbildern hervorbrachte. Weitere wesentliche Zweige der mittelalterlichen Kunst waren die klösterliche Buchmalerei und die Goldschmiedekunst, die vor allem für die Herstellung von liturgischen Gegenständen und Reliquiarien von Bedeutung war.

Die erste digitale Ausstellung des Belvedere zeigt in einem 3-D-Modell Meisterwerke aus der Zeit von 1200 bis 1520. Es sind dies ein Tiroler Kruzifix, das um 1200 entstanden ist, Steinskulpturen von Herrscher/Innen von der Westfassade und dem hohen Turm des Wiener Stephansdoms (1359/65), gotische Flügelaltäre wie der Obervellacher Alter (um 1400) und der Roggendorfer Altar (1490/50), ein Tafelbild von Lucas Cranach d.Ä. mit der Stigmatisation des Hl. Franziskus (1502/03) oder ein geschnitztes Holzrelief mit der Darstellung des Sündenfalls aus dem Jahr 1520, das bereits in die beginnende Renaissancezeit verweist. Mein Favorit ist die Steinskulptur eines Fuchses, die etwa 1360/70 geschaffen wurde.

Der Einstieg in die kostenlos verfügbare Online-Ausstellung erfolgt über das Anklicken “Virtueller Rundgang” unter “Mittelalter virtuell”: https://www.belvedere.at/mittelalter-virtuell. So gelangen sie in den ersten Raum. Sie können nun entweder auf die weißen Kreise am Boden klicken und so durch die Ausstellung ‘gehen’, um sich einen Überblick zu verschaffen, oder gleich zu einem bestimmten Ausstellungsstück. Sie haben auch die Möglichkeit, die Werke zu vergrößern, um sie genauer betrachten zu können. Zu allen genannten und weiteren Werken gibt es schriftliche Erklärungen, wenn man den grünen Punkt anklickt. Die Schrift lässt sich mit dem +Zeichen am oberen Rand der eingeblendeten Erklärung vergrößern. Hinter den roten Punkten verbergen sich interessante und schön gestaltete Kurzfilme zu dem jeweiligen Kunstwerk mit einer Dauer von rund 2 Minuten.

Der Untertitel der Online-Ausstellung “Neuer Blick auf alte Kunst” bringt es auf den Punkt: Es ist ein Rundgang, der weit in die Geschichte zurückführt, uns gleichzeitig aber durch die heutigen technischen Entwicklungen die Möglichkeit bietet, Kunstwerke aus dieser Zeit kennenzulernen und die vor langer Zeit von oft unbekannten Meistern geschaffenen Werke zu bewundern.

Wenn Sie sich noch etwas intensiver mit dem Kunst des Spätmittalters beschäftigen wollen, darf ich Sie auf zwei Kurzführungen des Belvedere hinweisen, die sich mit dem Mondseer Altar und dem Bildnis des Malers Jobst Seyfrid von Rueland Frueauf d.Ä. beschäftigen:

Meister von Mondsee: Mondseer Altar (1495/1499), Dauer: 7:56 Minuten https://www.youtube.com/watch?v=6wm4E-_cXDE

Rueland Frieauf d-Ä., Bildnis des Malers Jobst Seyfrid (um 1490), Dauer: 4:46 Minuten https://www.youtube.com/watch?v=4RCAhpdhxR0

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