Die Farbe der Erinnerung

Die Farbe der Erinnerung

Pierre Bonnard: Vereinigung von Stimmungen und Farben

Einer der bedeutendsten Maler des Postimpressionismus, Pierre Bonnard, ist erstmals in einer Einzelausstellung in Österreich zu sehen. Die Ausstellung ist eine Kooperation des Bank Austria Kunstforum Wien mit Tate; London und der Ny Carlsberg Glyptotek Kopenhagen.

Pierre Bonnard (1867-1947) wächst im großbürgerlichen Umfeld in einem in Paris auf, entscheidet sich jedoch früh den ihm vorbestimmten Weg, wie sein Vater Jurist zu werden, nicht einzuschlagen, sondern Maler zu werden. Er mietete sich ein Zimmer am Montmartre und besuchte die Académie des Beaus-Arts und die Académie Julien, allerdings nur ein Jahr. Er war überwiegend Autodidakt, der mit unterschiedlichsten Techniken und Materialien experimentierte und seine eigene Ästhetik entwickelte. In den Bildern dieser Zeit hat er seine Eindrücke von des Lebens in Paris, der Natur, den Alltag, und Darstellungen seiner Frau in seinen Bildern verarbeitet. Noch vor Toulouse-Lautrec hat er das erste moderne Werbeplakat – für France-Champagne- gemalt.

Im Jahr 1898 gründeten er und einige Malerkollegen wie Eduard Vouillard, Felix Valloton die Gruppe der Nabis. Das Wort Nabis leitet sich aus dem Hebräischen Wort für Prophet ab. Die Gruppe lehnte des Akademismus und alles Dogmatische in der Kunst ab, verehrte den Maler Paul Gaugin und war beeinflusst von der japanischen Kunst, insbesondere vom Farbholzschnitt. Nach dem Zerbrechen dieser Künstlergruppe im Jahr 1900 gehörte er keiner Schule mehr an. Sein weiteres Leben war dadurch geprägt, seinen eigenen Stil zu entwickeln und etwas ganz eigenständiges zu schaffen.

Bonnard bezieht sich dabei auf die Kunst des 19. Jahrhunderts, wird aber gleichzeitig von den Entwicklungen des Beginnenden 20.Jahrhunderts im Bereich der Kunst beeinflusst.

Im Gegensatz zu den Impressionisten hat er nie nach der Natur gemalt, sondern immer aus der Erinnerung. Sein Bestreben war es, in seinen Bildern Eindrücke flüchtiger Augenblicke zu erfassen. Kennzeichnend für seinen Stil ist das Übertragen von intensiven Beobachtungen der Natur, der Farben, des Lichts. Er zeichnete Skizzen von allem was er sah und was ihn bewegte und Seine Bilder entstanden dann anhand seiner Skizzenbücher und Notizen aus dem Gedächtnis. Dabei vereinfachte komplizierte Motive und verwendete innovative Blickwinkel. Obwohl er die Gegenständlichkeit seiner Malerei nie in Frage stellt, geht er in seinen späten Bildern bis an die Grenze zur Abstraktion.

Allem voran ging es ihm um die Vereinigung von Stimmungen und Farben. “Die Zeichnung ist die Empfindung, die Farbe , die später hinzukommt, die Überzeugung” – dies Worte sind das Fundament seiner Kunst. Damit geht er einen radikal neuen Weg, da er die Regeln der akademischen Tradition auf den Kopf stellt, denn diese hatte die Zeichnung den Gedanken und die Farbe dem Gefühl zugeordnet.

Zentral wird dabei für ihn die Beschäftigung mit der Farbe, vor allem das Verhältnis der Farben zueinander. Denn seiner Ansicht nach kann Farbe alles ausdrücken – Licht, Form, Charakter. Nur aus seiner Erinnerung setzt und kombiniert er die Farben und experimentiert mit ihnen. “Ein Gemälde ist eine Folge von Farbflecken, die sich miteinander zu einer Einheit verbinden, über die das Auge wandern kann ohne zu stolpern.” (Pierre Bonnard).

Pierre Bonnard, Mandelbaum in Blüte, 1946/47 (letztes Werk). Öl auf Leinwand, 55 × 37,5 cm Musée d’Orsay, Paris, déposé au Centre Pompidou, Musée national d’Art moderne – Centre de création industrielle, Donation Mr. et Mme. Charles Zadok, 1964. © Musée d’Orsay/RMN

Die Auswahl der Werke für die Ausstellung “Pierre Bonnard. Die Farbe der Erinnerung” fokussiert auf die Zeit nach 1910 und zeigt sowohl Naturdarstellungen als auch Aktbilder. Die Betrachtung der seiner Werke macht nachvollziehbar, wie Pierre Bonnard sein Ziel, einen eigenen Stil zu schaffen, verfolgt hat und sich in seiner Entwicklung selbst treu geblieben ist. Gleichzeitig zeigt sich in seinem Werk sein feinsinniger Geist, seine Ironie und sein Humor.

Die Ausstellung ist noch bis 12. Jänner zu sehen!

Adresse: Bank Austria Kunstforum Wien, Freyung 8, 1010 Wien http://www.kunstforumwien.at

Öffnungszeiten: täglich 10.00-19.00 Uhr, Freitag 10.00-21.00 Uhr

Katalog: Pierre Bonnard. Die Farbe der Erinnerung. Hg. Matthew Gale. Hirmer Verlag, München 2019.

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