Sophie Taeuber-Arp

Sophie Taeuber-Arp

Pionierin der abstrakten Kunst

Mit der umfassenden Retrospektive “Gelebte Abstraktion” wird das Schaffen dieser wesentlichen Künstlerin der klassischen Moderne und Pionierin der abstrakten Kunst fast 80 Jahre nach ihrem Tod erstmals einer internationalen Öffentlichkeit vorgestellt.

Sophie Taeuber, 1920. Nic Aluf. Photo Credit: Stiftung Arp e.V.

Sophie Taeuber-Arp wurde 1889 in Davos in der Schweiz geboren und absolvierte eine kunsthandwerkliche Ausbildung in St. Gallen, dem damaligen Zentrum des Textilhandwerks, und danach die die Lehr- und Versuchsanstalt für angewandte und freie Kunst , die sog. Debschitzschule, in München. Diese war eine der wenigen reformorientierten Schulen, an der Frauen damals studieren durften und die in der Tradition der britischen Arts- and Craft-Bewegung Kunst und Kunsthandwerk zusammenführte.

Sophie Taeuber-Arp, Kissen, um 1922. Kunstmuseum Basel- Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen Photo Credit: Mick Vincenz

Nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs kehrte sie in die Schweiz, nach Zürich, zurück. Während des Ersten Weltkriegs flüchteten viele KünstlerInnen in die neutrale Schweiz, wodurch Zürich zu einem Zentrum der Avantgarde wurde. Sie war gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann, Hans Arp, in der Dada-Bewegung aktiv, machte eine Ausbildung in Ausdruckstanz und unterrichtete ab 1916 (bis 1929) an der Kunstgewerbeschule in Zürich. In ihrem Unterricht legte sie den Schwerpunkt auf die Verbindung von Kunst, Gestaltung, Handwerk und Alltag. Ihr künstlerisches Schaffen war zwischen 1914 und Mitte der 1920er Jahre durch Kunsthandwerk, Tanz und Dadaismus (abstrakte Köpfe, abstrakte Textilarbeiten) bestimmt. Gleichzeitig war die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg von einer verstärkten Reisetätigkeit geprägt, um mit den KünstlerInnen, die in ihre Heimat zurückgekehrt waren, Kontakt halten zu können.

Sophie Taeuber-Arp, Vertikal-horizontale Komposition mit gegenseitigen Dreiecken, 2018.
Kunstmuseum Basel- Stiftung Arp e.V., Berlin, Photo: Alex Delfanne

Ab 1926 entstanden in Strasbourg architekturbezogene Projekte, bei denen sie die Innenausstattung übernahm. Ihr bekanntestes Werk ist die Ausgestaltung des Vergnügungszentrums Aubette.

Zentral für Sophie Taeuber-Arp sind die farbenfrohen und rhythmisch-bewegten Kompositionen und ihre lebensnahe Kunstauffassung, durch die es ihr gelang, die Formensprache der Abstraktion durch die Gestaltung von Kissen, Wandteppichen, Taschen, Möbeln und Glasfenstern in Verbindung zum täglichen Leben zu setzen. Im Möbeldesign orientierte sie sich an der klaren Formensprache des Bauhauses.

Sophie Taeuber-Arp, Composition, 1930. The Museum of Modern Art, New York, The Riklis Collection of McCrory Corporation

Sowohl sie als auch ihr Mann nahmen die französische Staatsbürgerschaft an und Ende der 1920er Jahre erfolgte eine Übersiedlung nach Meudon in der Nähe von Paris. In Paris, wo ihre KünstlerfreundInnen lebten, war sie Mitglied in den Künstlergruppen Cercle et Carré und Abstraction-Création, zu denen auch Wassily Kandinsky und Piet Mondrian gehörten. Ziel der KünstlerInnen war es, mit der Abstraktion eine universelle, allgemeinverständliche und zukunftsbejahende Ausdrucksweise in der Kunst zu finden. In diesen Jahren entstanden neben abstrakten Bildern die dreidimensionalen Reliefs von Sophie Tauber-Arp.

Sophie Taeuber-Arp “Envol”. Relief rond en trois hauteurs Künstler, 1937. Stiftung Arp e.V., Berlin. Photo Credit: Stiftung Arp e.V., Berlin

Nach dem Einmarsch der nationalsozialistischen deutschen Truppen in Frankreich musste sie 1940 gemeinsam mit ihrem Mann aus Paris flüchten. Sie gingen nach Südfrankreich, wo Grasse ihr Wohnort wurde. Auch dort arbeitete sie unter schwierigsten, von Armut geprägten, Umständen weiter an Zeichnungen. Im Jahr 1943 erhielten sie und ihr Mann ein temporäres Visum für die Schweiz. Bei ihrem Aufenthalt in Zürich kam sie 1943 durch einen Unfall ums Leben.

Sophie Taeuber-Arp
Géométrique et ondoyant, 1941. Museo d’arte della Svizzera Italiana, Lugano, Collezione Cantone Ticino

Die Ausstellung präsentiert das Werk der Künstlerin in seiner ganzen Bandbreite, stellt die Zusammenhänge zwischen dem kunsthandwerklichen Arbeiten mit dem von der Künstlerin in den 1930er Jahren geschaffenen Werk her, insbesondere wie abstrakte Kunst und Kunsthandwerk sich in ihrem Werk verbinden, und zeigt die außergewöhnliche Vielfalt an Techniken an Materialien, die die Künstlerin verwendete.

Ein besonderer Dank gilt den Institutionen, die diese Ausstellung ermöglicht haben, vor allem aber den Kuratorinnen, die sie mit größtem Sachwissen und Engagement gestaltet haben: Eva Reifert vom Kunstmuseum Basel, Anne Umland vom Museum of Modern Art in New York, Natalia Sidlina von der Tate Modern in London und Walburga Krupp. Mit dieser großartigen Ausstellung konnten sie das Ziel, Sophie Taeuber-Arp “in den Himmel der klassischen Moderne” einzuschreiben, verwirklichen.

Online-Führung, Filme, Katalog:

Online-Führung: Das Kunstmuseum Basel hat durch die Veröffentlichung einer Führung durch die Ausstellung die Möglichkeit geschaffen, sich die Ausstellung online anzusehen. Die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Eva Reifert, gibt mit größter Sachkenntnis Einblick in die Ausstellung. Unterstützt von einer ausgezeichneten Kameraführung gelingt ein umfassender Einblick in das Werk von Sophie Taeuber-Arp. Die Führung dauert rund 44 Minuten und ist kostenfrei auf YouTube zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=STWeGWxLCqk

Film: In Zusammenarbeit mit maze pictures wurde eine Videocollage mit Fotos aus dem Leben und mit Kunstwerken von Sophie Taeuber-Arp, die mit Zitaten aus ihren Briefen unterlegt ist, erstellt und veröffentlicht (Dauer: 12 Minuten, kostenfrei): https://www.youtube.com/watch?v=OdOQ2P6C9Qw

Der Kurzfilm “Marionettes in Motion” von Marina Rumjanzewa bietet einen Blick auf die von Sophie Taueber-Arp gestalteten Dada-Marionetten in Aktion (Dauer: 7 Minuten, kostenfrei): https://www.youtube.com/watch?v=Xntf39D3ku4

Katalog: Zur Ausstellung ist auch ein umfassender Katalog erschienen: Sophie Taeuber-Arp. Gelebte Abstraktion. Hg. Kunstmuseum Basel. Hirmer Verlag, 2021

Sophie Taeuber-Arp, Construction d’un cercle noir et segments bordeaux, rouges et bleus, 1942. Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen Photo Credit: Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen
Kommentare sind geschlossen.