Die Arktis

Die Arktis

Kein Weihnachtsmärchen

Da erzählt wird, dass der Weihnachtsmann und seine HelferInnen in der unendlichen Welt von Eis und Schnee am Nordpol leben, geht es im letzten Beitrag vor Weihnachten um die Arktis.

Anlass dafür ist die Ausstellung “Arktis. Polare Welt im Wandel” die vom Naturhistorischen Museum in Wien in Kooperation mit dem Österreichischen Polarforschungsinstitut und dem Tiergarten Schönbrunn gestaltet wurde. Inhalt der Ausstellung sind der durch den vom Menschen verursachte Klimawandel, die dadurch ausgelösten Veränderungen in dieser riesigen Region und ihre Auswirkungen auf Menschen und Natur.

Ausstellung “Arktis. Polare Welt im Wandel”. Ausstellungsansicht nhm

Der Name Arktis leitet sich, wie der Kurator der Ausstellung, Dr. Andreas Hantschk, erläutert, vom griechischen Wort “árktos” für Bär ab, da die Seeleute der Antike damit die nördliche Polarregion unter dem Sternbild des “Großen Bären” bezeichnet haben. Spricht man von der Arktis, so sind damit der Arktische Ozean sowie die ihn umgebenden Landmassen von Eurasien, Nord-Amerika und Grönland gemeint.

Die Ausstellung ist gleichzeitig eine Erinnerung an die “Erste österreichisch-ungarische Nord-Polarexpedition” in den Jahren 1872-1874. Damit wird nicht nur auf das 150jährige Jubiläum dieser unter der Leitung der Polarforscher Carl Weyprecht und Julius Payer auf dem Forschungsschiff “Admiral Tegethoff” durchgeführten Expedition, sondern auch auf die Bedeutung der Polarforschung in Österreich heute hingewiesen.

Die Expedition der Jahre 1872-1874 zeigt das Interesse Österreichs an diesem Teil der Welt schon in der Zeit vor der Eröffnung des Naturhistorischen Museums im Jahr 1889. Damals war das Ziel die Erkundung des Nordpolarmeeres und die Suche nach einem Seeweg nach Asien im Norden. Während dieser außerordentlich dramatisch verlaufenen Expedition wurde eine Inselgruppe entdeckt, die den Namen des Kaisers erhielt. Das Franz-Josef-Land ist heute Teil Russlands.

Gleichzeitig war diese Expedition der Beginn der Polarforschung in Österreich, die heute mehr denn je von Bedeutung ist. In der Begleitbroschüre zur Ausstellung wird ein außerordentlich guter Überblick über die vielfältigen Forschungsgebiete gegeben, die von der Gletscherforschung, über die Erforschung von Schnee und Eis, des Permafrostes, des arktischen Meeresbodens, der Einflüsse der Klimaveränderung auf Fische bis hin zur Höhlenforschung reichen.

Die Erforschung der polaren Welt liefert heute jene Daten, auf deren Grundlage realistische Aussagen über Veränderungen und ihre Auswirkungen getroffen werden können. Heute arbeiten im Austrian Polar Research Institut (APRI), einem 2013 gegründeten Zusammenschluss von österreichischen Forschungseinrichtungen, die sich mit Polarforschung befassen, rund 50 WissenschaftlerInnen in 18 Forschungsgruppen. In Ostgrönland wird derzeit die Sermilik-Station erbaut und ausgestattet, die erste österreichische Polarforschungsstation, die im Sommer 2024 ihren Betrieb aufnehmen wird.

Sermilik-Forschungsstation, Ostgrönland. Ausstellungsansicht nhm

Die Veränderungen in dem riesigen Gebiet der Arktis sind vielfältig und haben wesentlichen Einfluss auf die Lebensbedingungen der dort lebenden rund 4 Millionen Menschen und die gefährdeten Ökosysteme. Es geht aber auch um die Auswirkungen der Rohstoff- und Energiegewinnung, mögliche neue Handelsrouten durch freiwerdende Wasserstraßen und um geopolitische und militärische Interessen der Großmächte in dieser Region.

Im Mittelpunkt der Polarforschung steht dabei die Tatsache, dass es sich nicht nur um eine weit entfernte und besonders vom Klimawandel betroffene Region handelt, sondern die Auswirkungen des Klimawandels weitreichende Bedeutung haben, weil beispielsweise das Wettergeschehen in Europa unmittelbar vom Temperaturgegensatz zwischen der Arktis und den mittleren Breiten bestimmt wird (vergl. Univ. Prof. Dr. Wolfgang Schober, Universität Graz, Institut für Geographie und Raumordnung, und Austrian Polar Research Institute).

Durch den vom Menschen verursachten Klimawandel erwärmt sich die Arktis viermal so schnell wie der Rest der Welt, hat der Arktische Ozean in den letzten vier Jahrzehnten mehr als 40 % seiner Eisdecke verloren, zudem zieht sich das Eis immer mehr zurück und wird die Eisdecke immer dünner. Die Auswirkungen des zunehmenden Auftauens des Permafrostes und der Veränderung des Jet-Streams sollen kurz skizziert werden.

Ausstellung “Arktis. Polare Welt im Wandel”. Ausstellungsansicht nhm

Permafrost, ein Erbe vergangener Eiszeiten, ist ein entscheidender Bestandteil des Ökosystems der Arktis. Darunter versteht man Böden, die dauerhaft gefroren sind. Durch die Änderung des Erdklimas und das Ansteigen der Temperatur in der Arktis kommt es durch das Auftauen und nicht wieder Zufrieren der Böden zu einem Rückgang des Permafrosts. Da die Böden dadurch instabil werden, hat dies schwere Folgen für die auf diesen Boden erbaute Infrastruktur, angefangen von Häusern, Straßen, Brücken bis hin zu Rohrleitungen. Weiters kommt es zu Erosion von ganzen Küstenabschnitten. Durch das Auftauen des Permafrostes werden zudem große Mengen an Treibhausgasen freigesetzt, die wieder zur Erderwärmung beitragen.

Unter Jetstream versteht man starke Westwindströme auf der Nord- und Südhalbkugel, die in großen Höhen (ca. 10 km) auftreten und Windgeschwindigkeiten von bis zu 500 km pro Stunde erreichen können. Das europäische Wetter wird maßgeblich von den Westwindströmungen der Nordhalbkugel beeinflusst. Eisfreies Wasser im Arktischen Ozean ist die Ursache für Änderungen im Verlauf des Jetstreams, was wieder zu zu kaltem, zu heißem oder extremem Wetter bis hin zum Mittelmeer führt.

Mit dieser Ausstellung gelingt es, Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Polarforschung zu verbinden, die Bedeutung der Forschung im Hinblick auf den Klimawandel zu verdeutlichen und die damit verbundenen Themen, die uns alle betreffen, anschaulich näherzubringen. Klimawandel betrifft uns alle – ja, leider auch den Weihnachtsmann im hohen Norden!

Ausstellungsplakat nhm

Die Ausstellung ist noch bis 22. September 2024 im Naturhistorischen Museum zu sehen!

Adresse: Naturhistorisches Museum, Burgring 7/Eingang Maria Theresienplatz, 1010 Wien https://www.nhm-wien.ac.at/

Öffnungszeiten: Donnertag-Montag 9:00-18:00 Uhr, Mittwoch 9:00-20:00 Uhr, Dienstag geschlossen.

Öffnungszeiten während der Feiertage: 24.12.: 9:00 -15:00 Uhr, 31.12.: 9:00 -18:00 Uhr

Begleitbroschüre: Ganz besonders möchte ich auf die schön gestaltete, reich bebilderte Begleitbroschüre zur Ausstellung hinweisen, die die Themen der Ausstellung gut aufbereitet und verständlich vermittelt. Kosten: € 6,90; im Museumsshop erhältlich.

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