Ausstellung: Lust der Täuschung

Ausstellung: Lust der Täuschung

Von antiker Kunst bis zur Virtual Reality

Diese Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München konfrontiert uns mit den Fragen: was nehmen wir als real wahr? wie verlässlich ist unsere Wahrnehmung?  wie leicht lassen wir uns täuschen?

In der Kunst geht es um Kunstfertigkeit und nicht um bösartige Täuschung, um die Perfektion der Ausführung durch Künstler, die unsere Wahrnehmung bewusst in die Irre führen möchten.

Anhand von Exponaten aus Malerei, Skulptur, Architektur, Video, Design, Mode und mit Virtual Reality-Arbeiten werden die verschiedenen Aspekte des Spiels mit der Wahrnehmung gezeigt:

In der Architektur sind es Raumillusionen altägyptischer und pompejanischer Scheinarchitektur, die schon Dreidimensionalität vortäuschten,  barocke Deckengemälde, die scheinbar den Blick in den Himmel eröffnen,  historische Prunktapeten, die einen Ausblick in eine Gartenlandschaft vorgeben, oder durch die  Virtual-Reality-Technik mögliche virtuelle Raumerfahrungen.

In der Malerei führten Forschungen zur Zeit der Renaissance (spätes 14. Jhdt. bis 16. Jhdt.) zur Entdeckung der Regeln der Zentralperspektive. Dadurch wurde es möglich, dass  zweidimensionale Bildwerke eine räumliche Tiefe erhielten, “vortäuschten”. Aber die Renaissance war auch die Zeit  der Entdeckungen und der Kunst- und Wunderkammern, in denen Erscheinungsformen der Natur gesammelt und ausgestellt wurden (Steine, Tiere, Muscheln…), die gleichzeitig der Bildung und der Unterhaltung dienten.

Mit der Trompe-l`oeil – Malerei (“Augentäuschungen”), die im  17. Jahrhundert ihre Hochblüte erlebte, entstanden Gemälde, die so perfekt gemacht sind, dass man glauben könnte, dass die in ihnen dargestellten Gegenstände aus den  Bildern herausragen.

Ein weiterer Aspekt der Ausstellung ist speziellen Formen der Täuschung wie der künstlerischen Aneignung, der Kopie und der Fälschung und dem Zugang zu diesen Phänomenen im Verlauf der Geschichte gewidmet. Während es über viele Jahrhunderte üblich und angesehen war, große Meister zu kopieren, ist dies seit dem Aufkommen der Idee vom geistigen und künstlerischen Eigentum in der  1. Hälfte des 19. Jahrhunderts verpönt. Die Entwicklung des  des 3D- Druckverfahrens, die es heute ermöglicht, ein Gemälde so zu reproduzieren, dass jeder Pinselstrich reliefartig kopiert wird,  gibt dieser Thematik neue Aktualität.

Mode und Design haben ebenfalls immer wieder erstaunliche  Gegenstände und Objekte hervorgebracht,  angefangen von perfekt aus Porzellan nachgebildetem Obst und Gemüse (Beispiel: ein aus Porzellan nachgebildeter Kohlkopf als Suppenschüssel)  über Materialtäuschungen im Möbeldesign (Beispiel: ein scheinbarer Plastik-Stapelstuhl aus fragilem Porzellan) bis hin zum großen Feld der Mode. Gerade in der Mode waren und sind bis heute die “Täuschungsstrategien” besonders ausgeprägt: vom Korsett über Perücken bis hin zu mit Fotoshop bearbeiteten Gesichtern von Models.

Die zentrale Botschaft der Ausstellung ist jedenfalls:

Jede Entwicklung der Optik fordert die menschliche Wahrnehmung aufs Neue heraus.

Es ist an uns, der Umwelt immer mit wachem Geist und und kritischem Blick zu begegnen.

“Die Welt ist das, was wir wahrnehmen” (Maurice Merleau-Ponty)

Katalog: 

Lust der Täuschung. Von antiker Kunst bis zur Virtual Reality.

Hg. Roger Diederen/Andreas Beitin. Hirmer Verlag. München 2018

http://www.hirmerverlag.de

Adresse:

Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München

Theatinerstraße 8, in den Fünf Höfen, München

http://www.kunsthalle-muc.de

Die Ausstellung ist noch bis 13. Jänner 2019 zu sehen!

 

 

 

 

 

 

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