Bauhaus-Frauen

Bauhaus-Frauen

Pionierinnen der Moderne

Die Frauen am Bauhaus und ihre Rolle als Absolventinnen der wahrscheinlich einflussreichsten Kunstschule des 20. Jahrhunderts werden von der Kunstgeschichtsschreibung erst in den letzten Jahren wieder “entdeckt”.

Im Bauhaus-Manifest aus dem Jahr 1919, in dem auch die Voraussetzungen für die Aufnahme zu lesen sind, war ausdrücklich festgelegt, dass “jede unbescholtene Person ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht, deren Vorbildung vom Meisterrat des Bauhauses als ausreichend erachtet wird, und soweit es der Raum zulässt” aufgenommen werden kann.

Bauhaus-Signet

Besonders in den ersten, den Weimarer Jahren, waren rund 50% der Studierenden Frauen. In der Aufbruchstimmung nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nutzten sie ihre neugewonnene Chance, um an dieser fortschrittlichen Kunstschule ihre Ausbildung zu machen.

Die große Anzahl von sehr gut ausgebildeten Frauen, die ihr Studium am Bauhaus aufnahmen, wurde von den Meistern im Gegensatz zur offiziellen Linie des Bauhauses aber keineswegs begrüßt. Sie hatten überkommene Vorstellungen davon, was Frauen leisten können und befürchteten, dass sie das Niveau auf jenes von Kunstgewerbe drücken könnten. Zudem sahen sie aufgrund ihrer konservativen Einstellungen die Frauen als zukünftige Ehefrauen und Mütter, die nach dem Studium ihre Arbeit ohnedies wieder aufgeben würden.

Wie aus den Besprechungsprotokollen des Leitungsgremiums, des “Meisterrats”, hervorgeht, verfolgten sie daher sehr bald das Ziel, die Frauen möglichst bald in die sogenannte Frauenklasse, die Weberei, abzuschieben. Die Weberei wurde als typisch weibliches Betätigungsfeld angesehen und Frauen von den Bauhaus-Meistern aufgefordert, kein anderes Handwerk zu erlernen.

Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass als einzige Meisterin am Bauhaus Gunta Stölzl ab 1927 (bis 1931) die Weberei leitete. Berufen wurde sie nicht durch eine Entscheidung der Bauhaus-Meister, sondern auf Vorschlag der Werkstattangehörigen. Der offizielle Arbeitgeber, die Stadt Dessau, befristete ihren Vertrag auf jeweils 3 Monate, verweigerte ihr den Professorentitel, zahlte ihr viel weniger als ihren männlichen Kollegen und verwehrte ihr den Rentenanspruch. Erst nachdem sie mit der sofortigen Kündigung drohte, konnte sie wenigstens eine gleiche Bezahlung erreichen.

Trotz allem haben die Frauen am Bauhaus, als Studierende und Absolventinnen, mit ihrem Schaffen die Geschichte der Moderne mitgestaltet und wesentlich dazu beigetragen, die Rolle von Kunst und Design in der Gesellschaft zu verändern.

Fast fünfhundert Künstlerinnen studierten von 1919 bis 1933 am Bauhaus. Zu ihnen gehören – neben vielen anderen – Gunta Stölzl als Pionierin der Weberei; Friedl Dicker als Designerin, Möbeldesignerin, Innenarchitektin und Malerin; die Metalldesignerin Marianne Brandt; Margarete Heymann-Loebenstein und Marguerite Friedlaender-Wildenhain als Keramikerinnen; die Holzbildhauerin Alma Buscher, die Fotografinnen Edith Tudor-Hart, Florence Henri und Grit Kallin-Fischer; die Architektinnen Lotte Stam-Beese, Wera Meyer-Waldeck und Zsuzska Bánki.

Links:

Bauhausfrauen – im Schatten der Männer: Film (43 Minuten) https://www.youtube.com/watch?v=mlBbnL_nQiQ

Friedl Dicker: https://www.diequerdenkerin.at/?s=Friedl+Dicker

Webereiklasse auf der Bauhaustreppe 1927
(Foto: Oskar Schlemmer)

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