Bauhaus 101

Bauhaus 101

Die einflussreichste Kunstschule des 20. Jahrhunderts

Mit der Gründung der heute als Bauhaus bekannten Kunstschule im Jahr 1919 wurde ein richtungsweisend neuer Weg in der Ausbildung von KünstlerInnen und HandwerkerInnen eingeschlagen.

Entstanden ist das “Bauhaus”, durch die Vereinigung der Großherzoglichen Sächsischen Hochschule für bildende Kunst mit der Kunstgewerbeschule und der Schaffung einer neuen Abteilung für Baukunst. Gegründet wurde sie von Walter Gropius, der auch der erste Direktor des Bauhauses war und es bis 1928 leitete.

Bauhaus-Signet (von Oskar Schlemmer)

Bereits in seinem Gründungsmanifest hat Gropius als Ziel der Ausbildung die Zusammenführung von Kunst und Handwerk festgeschrieben: “Das Bauhaus erstrebt die Sammlung alles künstlerischen Schaffens zur Einheit, die Wiedervereinigung aller werkkünstlerischen Disziplinen – Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Handwerk – zu einer neuen Baukunst als deren unablösliche Bestandteile.” (Walter Gropius, Gründungsmanifest, April 1919)

Dem Grundsatz folgend, dass Kunst “oberhalb aller Methoden” entsteht und nicht lehrbar ist, für das bildnerische Schaffen aber eine fundierte handwerkliche Ausbildung notwendig ist, wurde von vornherein vorgesehen, dass die Studierenden an dieser Kunstschule in eigenen Werkstätten eine gründliche handwerkliche Ausbildung erhalten. Daher waren auch “nicht Lehrer und Schüler im Bauhaus, sondern Meister, Gesellen und Lehrlinge.” (Gründungsmanifest)

Am Bauhaus wurden demzufolge alle praktischen und wissenschaftlichen Gebiete des bildnerischen Schaffens im Bereich der Baukunst, der Malerei und der Bildhauerei einschließlich der handwerklichen Zweiggebiete unterrichtet. Die handwerkliche Ausbildung bildete das Fundament. Sie konnten dabei unter einer Vielzahl von Ausbildungen wählen, vom Bildhauer, Steinmetz, Holzbildhauer, Keramiker, Gipsgießer, über Schmied, Schlosser Dreher, Tischler, Dekorationsmaler, Glasmaler, Kunstdruckerei bis zur Weberei.

Dazu kamen die zeichnerische und malerische und die wissenschaftlich-theoretische Ausbildung. Zur letzteren gehörten neben Kunstgeschichte, Materialkunde, Anatomie und Farbenlehre auch die Vermittlung der Grundbegriffe von Buchführung und Vertragsabschlüssen.

Ein wesentliches und neues Element des Unterrichts war die Eingangsphase, der Vorkurs. Bei diesem Vorkurs, den alle Studierenden absolvieren mussten, handelte es sich um eine Basisausbildung, deren Ziel es war, dass jede Schülerin und jeder Schüler seinen Begabungen entsprechend den eigenen künstlerischen Weg finden konnte.

Die Studenten und Studentinnen – zu Beginn waren rund 50% der Studierenden Frauen – erhielten eine fundierte handwerkliche und künstlerische Ausbildung. Sie wurden von den bedeutendsten KünstlerInnen ihrer Zeit ausgebildet. Zu den Lehrern am Bauhaus gehörten Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger, Johannes Itten, Oskar Schlemmer, Lazlo Moholy-Nagy und Josef Albers.

Es ging dabei sowohl um die Schaffung einer Verbindung von bildender, angewandter und darstellender Kunst als auch um die Förderung des Kunsthandwerks und die Entwicklung einer neuen, zeitgerechten und dem industriellen Herstellungsprozess entsprechenden Formensprache. Damit wurde das Bauhaus zu einer “Schule der Ideen” und zu einem Experimentierfeld der Moderne.

Im Deutschland der Zwischenkriegszeit, der “Weimarer Republik”, das politisch geprägt war von revolutionärer Aufbruchsstimmung in den Anfangsjahren nach dem Ersten Weltkrieg, Konservativismus und dem aufkommenden Nationalsozialismus bedeutete das auch, dass das Bauhaus von diesen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen betroffen war.

Bereits 1925 musste das Bauhaus aus dem konservativen Weimar, das der fortschrittlichen Kunstschule zunehmend ablehnend gegenüber stand und die Mittel um 50% kürzte, in die aufstrebende Industriestadt Dessau übersiedeln. 1926 wurde dort das von Walter Gropius entworfene Bauhausgebäude eingeweiht. Nachdem Gropius 1928 als Direktor zurücktrat, wurde der Schweizer Architekt Hannes Meyer Direktor. Unter seiner Leitung, die unter dem Motto “Volksbedarf statt Luxusbedarf” stand, wurde der Schwerpunkt auf das Fach Architektur gesetzt und die Zusammenarbeit mit der Industrie verstärkt. Meyer wurde aufgrund seiner linkssozialistischen Einstellung schon 1930 vom Oberbürgermeister der Stadt Dessau fristlos entlassen. Sein Nachfolger war wieder ein Architekt, Ludwig Mies van der Rohe. Er leitete das Bauhaus in Dessau, das bereits 1932 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde und versuchte nach der Schließung die Kunstschule als private Einrichtung in Berlin weiterzuführen. Allerdings wurde die Schule aufgrund massiver Repressionen durch die Nationalsozialisten 1933 zur Selbstauflösung gezwungen. Viele der Lehrer (Meister) und Studierenden galten ab 1933 als Vertreterinnen der von den Nationalsozialisten so genannten “Entarteten Kunst”, wurden verfolgt, vertrieben und ermordet.

Jene, die auswandern mussten und konnten, haben die Ideen des Bauhauses über die Welt verbreitet und in der Architektur, im Industrie- und Grafikdesign Maßstäbe gesetzt, die bis heute nachwirken. Rückblickend gesehen war das Bauhaus durch die fortschrittliche Ausbildung und die gezielte Förderung moderner und avantgardistischer Entwicklungen die einflussreichste Kunstschule des 20.Jahrhunderts.

Links:

Bauhaus Dessau: http://www.bauhaus-dessau.de

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