Biedermeier

Biedermeier

Rückzug und Aufbruch

In einem früheren Beitrag habe ich ihnen “Belvedere digital” bereits vorgestellt. Unter dem Titel “Die Österreichische Galerie kommt zu Ihnen” präsentieren KuratorInnen und KunstvermittlerInnen in Form von Bildbesprechungen mit einer Dauer von jeweils rund 5 Minuten Meisterwerke aus dem Belvedere aus verschiedenen Epochen.

Mit diesem Beitrag möchte ich Ihnen die Kunst des Wiener Biedermeier näherbringen. Im Rückblick wird heute der Zeitraum zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Revolution 1848 in Österreich so bezeichnet. Das “Biedermeier” wird oft verkürzt nur mit einem Rückzug des Bürgertums ins in Verbindung gebracht. Tatsächlich war dieser Rückzug durch die politische Situation dieser Zeit und die davon geprägten Lebensumstände geprägt.

Luwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld, Die breite Föhre nächst der Brühl bei Mödling. Belvedere/open content

Es war eine Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen. Nach dem aufgeklärten Absolutismus Josef II. und der kurzen Regierungszeit Leopold I. kam Kaiser Franz II./I. an die Macht, der von 1792 bis 1835 regierte. In seine Regierungszeit fielen die französische Revolution, die napoleonischen Kriege und der Zerfall des Heiligen Römischen Reiches, in deren Folge Franz II. als Kaiser des Heiligen römischen Reiches abdankte und und die sich zum österreichischen Kaiser (Franz I.) krönte. Die napoleonische Kriege führten letztlich zu einer Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress 1815. Gleichzeitig hatte Österreich, ebenfalls als Folge der Kriege, mit den Folgen des Staatbankrotts 1811 zu kämpfen. Unter Franz I. und seinem Staatskanzler Fürst Metternich erfolgte die Errichtung eines absolutistischen Polizeistaates, der unter seinem Nachfolger Ferdinand I., der von 1835 bis 1848 regierte, aufrecht erhalten wurde. Dieser Polizeistaat war geprägt durch die Unterdrückung aller liberalen Ideen, Zensur und allgegenwärtige Polizeikontrolle. Diese politischen Umstände, das Verbot der freien Meinungsäußerung und die Repressionen durch den Polizeistaat, waren der Grund für den Rückzug des Bürgertums ins Privatleben.

Er war eine Zeit, in der sich durch die Verschärfung der Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Gruppen, den beginnenden Nationalismus, neue technische Entwicklungen, die Entstehung des frühen Industriekapitalismus und der Konkurrenzsituation der industriellen Fertigung zum traditionellen Handwerk grundlegende gesellschaftliche Veränderungen abzeichneten.

Diese Entwicklungen bedeuteten in der Industrie die exzessive Ausbeutung der ArbeiterInnen, Frauen- und Kinderarbeit, fehlende Kranken- und Altersversorgung. Nach wie vor durch Rechtlosigkeit und Ausbeutung war auch die Situation der Dienstboten gekennzeichnet. Durch die verstärkte Zuwanderung aus ländlichen Regionen der Monarchie gab es in Wien eine steigende Wohnungsnot. Dazu kamen in den 1840er Jahren Hungersnöte durch Missernten. Es war diese Vielzahl an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen, die letztlich zur Revolution von 1848 führte.

In dieser Zeit des “Biedermeier” und in den Jahren danach sind jene Porträt-, Genre- (Alltags-), und Landschaftsdarstellungen entstanden, die in den Kurzführungen in der Reihe “Das Belvedere digital erleben” vorgestellt werden.

Präsentiert werden Werke der bedeutendsten Maler dieser Zeit, Ferdinand Georg Waldmüller, Josef Dannhauser, Friedrich von Amerling, Friedrich Schnorr von Carolsfeld und Peter Fendi. Dabei gelingt es meisterhaft, durch die Erläuterung der Bildinhalte ein tieferes Verständnis für die Malerei dieser Zeit und ihre Bedeutung zu wecken.

Die Kunst im des Biedermeier im Belvedere digital erleben:

Ferdinand Georg Waldmüller: Der Abschied der Patin (1859) – Kurzführung Nr. 1 https://www.youtube.com/watch?v=zvWpylR29XE&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u

Josef Dannhauser: Mutterliebe (1839) – Kurzführung Nr. 17 https://www.youtube.com/watch?v=FklmtyIo-9g&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=17

Friedrich von Amerling: Marie Freiin Vesque von Püttlingen (1832) – Kurzführung Nr. 51 https://www.youtube.com/watch?v=sx5eFNK-2QI&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=51

Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld: Die breite Föhre nächst der Brühl bei Mödling (1838) – Kurzführung Nr. 54 https://www.youtube.com/watch?v=E_df584uFlQ&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=54

Friedrich Georg Waldmüller: Die Ruine Liechtenstein bei Mödling (1848) – Kurzführung Nr. 86 https://www.youtube.com/watch?v=64jhwDi51_c&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=86

Friedrich Georg Waldmüller: Am Fronleichnamsmorgen (1857) – Kurzführung Nr. 113 https://www.youtube.com/watch?v=KmEO1IVSQGQ&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=113

Peter Fendi: Mädchen vor dem Lotteriegewölbe (1829) – Kurzführung Nr. 114 https://www.youtube.com/watch?v=ep2u4Z1OGmE&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=114

Friedrich von Amerling: Rudolf von Arthaber und seine Kinder (1837) – Kurzführung Nr. 141 https://www.youtube.com/watch?v=U2_WvDgDslQ&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=141

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