Nachlese einer Regierung

Frederik Obermaier/Bastian Obermayer, Die Ibiza-Affäre. Innenansichten eines Skandals. Verlag Kiepenheuer&Witsch Köln, 2019

Dieses Buch braucht eigentlich keine Werbung, trotzdem möchte ich es allen LeserInnen empfehlen, weil es sehr viel mehr ist als die Geschichte der Veröffentlichung eines Videos. Spannend wie ein Krimi zu lesen, zeichnet das Buch nicht nur den ganzen Verlauf der Geschehnisse nach, von der ersten Kontaktaufnahme mit den Journalisten bis hin zur Veröffentlichung des Ibiza-Videos, sondern enthält auch Hintergrundinformationen, Erläuterungen und Erklärungen zu Sachverhalten und eine Zusammenfassung der Ereignisse nach dem erscheinen des Videos und der Artikel in der Süddeutschen Zeitung, im Spiegel und im Falter. Vor allem aber bietet es einen eindrucksvollen Einblick in die Arbeitsweise der investigativen Journalisten, ihres verantwortungsvollen Umgangs mit Quellen und der mehrfachen Kontrolle der Informationen, die Qualitätsjournalismus auszeichnet.

Robert Misik, Herrschaft der Niedertacht. Warum wir so nicht regiert werden wollen! Picus Verlag, Wien 2019.

Dieses gut durchargumentierte Buch ist noch vor dem Sturz der türkis-blauen Regierung geschrieben worden. Lt. Autor eine Streitschrift, ist es eine gut durchargumentierte, flüssig geschriebene, eindringliche Analyse des Rechtspopulismus und seiner Folgen, in Österreich und im Ausland. Er zeigt die Auswirkungen der Verrohung der Sprache, der Verächtlichmachung der Opposition bis zur der Untergrabung der demokratischen Institutionen durch Rechtspopulisten und der Zerschlagung des Sozialstaats. Der Autor schließt sein Buch mit der mutmachenden Aufforderung “Empört Euch. Gebt nicht klein bei. Leistet keinen vorauseilenden Gehorsam…Verteidigt die demokratischen Institutionen” und einem Plädoyer für die – oft leise – Stimme der Vernunft.

Michael Köhlmeier, Erwarten Sie nicht, dass ich mich dumm stelle. Reden gegen das Vergessen. dtv, München 2018

In diesem Buch wurden erstmals die politischen Reden des großen Erzählers Michael Köhlmeier veröffentlicht. Es sind Reden, die er in den jahren 1997 bis 2018 gehalten hat. Ihre Themen sind vielfältig: von der Notwendigkeit des Erinnerns an die nationalsozialistische Herrschaft und ihren Auswirkungen, über die ohne Humanität nicht denkbare Schönheit, bis hin zur menschenverachtenden Asylpolitik. Es sind berührende Reden, die uns wieder in Erinnerung rufen, dass auch das Persönliche politisch ist.