Migration

Migration

Integraler Teil der Menschheitsgeschichte

Migration ist keine außergewöhnliche Erscheinung unserer Zeit. Wanderungsbewegungen sind integraler Teil der Menschheitsgeschichte. Geschichte wieder ist ein andauernder Prozess, an dem wir alle teilhaben.

Begonnen haben die Wanderungsbewegungen vor rund 120.000 Jahren in Afrika, der Wiege der Menschheit, mit der Wanderung in den Nahen Osten und auf die arabische Halbinsel. Vor rund 50.000 Jahren begann die große Wanderung über Kleinasien, die vor ungefähr 45.000 Jahren Europa erreichte. Nach dem Ende der ersten Eiszeit (vor ca. 12.000 Jahren) waren die Menschen in allen Erdteilen präsent.

Was bedeutet nun Migration? Grundsätzlich geht es dabei um die räumliche Verlegung des Lebensmittelpunktes; dies kann eine Wanderung im gleichen Land bedeuten (Binnenmigration), oder aber eine Auswanderung in ein anderes Land. Zu unterscheiden ist dabei zwischen Flucht und Auswanderung.

Auf der einen Seite kann es sich um erzwungene Flucht handeln, vor politischer (z.B. Frankreich, Deutschland und Österreich 1848, Deutschland in den 1930er Jahren), rassischer (z.B. Judenverfolgungen in Russland ab 1870, unter den Nationalsozialisten ab den 1930er Jahren in Deutschland, Österreich), religiöser Verfolgung (Verfolgung und Vertreibung von Menschen evangelischen Glaubens in der Zeit der Gegenreformation in Deutschland und Österreich), vor Kriegen und Krisen. Flucht bedeutet immer, dass es keine andere Alternative gibt, als den Herkunftsort zu verlassen und sich in einem anderen Land anzusiedeln.

Von den rund 7, 6 Milliarden Menschen, die auf dieser Welt leben, sind 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Davon sind rund 38,5 Millionen Binnenvertriebene, 19,5 Millionen Flüchtlinge, die ihr Land verlassen mussten, und nur 1,8 Millionen Asylsuchende!

Auf der anderen Seite kann Migration Auswanderung bedeuten. Diese kann verschiedenste Gründe haben. Beispiele dafür sind wirtschaftliche Not, Naturkatastrophen (Irland in den 1840er Jahren), Hoffnung auf eine bessere Lebenssituation (Goldrausch, American Dream), Religionsfreiheit, der Gewinn von Boden, Ausbeutung von Naturschätzen, aber auch die Anwerbung von Arbeitern (Amerika in den 1870er und 1900er Jahren und nach dem 2. Weltkrieg, Europa in den 60er Jahren), Nachzug von Familienangehörigen, Schulbildung (heute für Frauen aus Afghanistan). In Zukunft wird es sicher auch aufgrund des Klimawandels und seinen Folgen (Dürre, Wasserknappheit oder Stürmen und Überschwemmungen) zu Wanderungsbewegungen kommen.

Vor allem nach den sogenannten “Entdeckungsreisen” (Nord- Mittel-, Südamerika, Indien, Indonesien, Australien und Neuseeland), gefördert durch Handel, den Aufbau und die Ausbeutung von Kolonien und später durch die Entstehung von neuen Staaten, kam es seit dem 16. Jahrhundert zu Arbeits- und Siedlungswanderungen. Ein anderes Beispiel ist Russland: 1763 gründete es als erstes land ein Amt für Migrationsmanagement zur Förderung der Migration von Westeuropa nach Russland.

Viele der Auswanderungsländer im 19. Jahrhundert sind heute zu Einwanderungsländern geworden, wie Großbritannien, Irland, die skandinavischen Länder, Deutschland. Dies ist – wie in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden – auch auf den Zuzug aus den ehemaligen Kolonien zurückzuführen.

In der aktuellen OECD-Statistik (http://data.oecd.org) der wichtigsten 34 Industrieländer sind die Vereinigten Staaten nach wie vor das wichtigste Einwanderungsland, gefolgt von Deutschland, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Australien. Österreich liegt in dieser Statistik an 12. Stelle.

Von den 512 Millionen Menschen, die 2018 in der Europäischen Union lebten, waren 22,3 Millionen (4,4%) Nicht-EU-BürgerInnen. Von den EU-BürgerInnen leben, arbeiten oder studieren nur 17 Millionen in einem anderen Mitgliedsland.

Für Österreich zeigen die im September 2019 von der Statistik Austria veröffentlichten aktuellen Daten, dass im Jahr 2018 durchschnittlich 2,022 Millionen Personen (23,3 % der Gesamtbevölkerung) mit Migrationshintergrund in Österreich lebten. Davon kamen 794.800 Personen (oder 39 %) aus einem anderen EU- oder EFTA-Staat. 1.227.400 Menschen (61%) hatten einen Migrationshintergund aus Drittstaaten: den Nachfolgestaaten Jugoslawiens – ohne EU-Mitglieder Slowenien und Kroatien – 532.0.400 (26%), der Türkei 269.800 (13%). 106.800 Personen ( 8 %) hatten einen afghanischen, syrischen oder irakischen Migrationshintergrund. http://www.statistik.at

Wanderungsbewegungen gibt es heute in allen Ländern der Welt (z.B. von ländlichen Regionen in die Städte) oder durch grenzüberschreitende Zu- und Abwanderung. Sowohl die Geschichte als auch die aktuellen Statistiken zeigen, dass es sich dabei um ein Phänomen handelt, das mit gutem Willen bewältigbar ist.

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