Otto Prutscher

Otto Prutscher

Architekt und Designer der Wiener Moderne

Im Rahmen der aus drei großen Sälen bestehenden “Schausammlung Wien 1900 – Design/Kunstgewerbe 1890-1938” des Museums für angewandte Kunst ist derzeit im Halbstock eine Sonderausstellung dem bedeutenden, aber weniger bekannten Vertreter der Wiener Moderne, Otto Prutscher, gewidmet. Anlass für diese Ausstellung war der 70. Todestag dieses “Allgestalters der Wiener Moderne”.

Otto Prutscher, Porträtfoto (Archivio Famiglia Otto Prutscher, Mailand)

Otto Prutscher (1880-1949) gehörte der KünsterInnengeneration nach Kolo Moser, Josef Hoffmann und Adolf Loos an, die die Wiener Moderne weiterentwickelten.

Er war Architekt, Designer in allen Materialbereichen der angewandten Kunst, Ausstellungsgestalter, Lehrer und Mitglied aller wichtigen Reformkunstbewegungen in Wien um 1900 (Sezession, Wiener Werkstätte, Werkbund).

Geboren in Wien, machte er zuerst eine Tischlerlehre bei seinem Vater. Danach besuchte er von 1895 bis 1897 eine Fachhochschule für Holzindustrie. Anschließend studierte er an der Kunstgewerbeschule bei Josef Hoffmann, Willibald Schulmeister und Franz Matsch. Zudem machte er in den vorlesungsfreien Sommermonaten eine Maurerlehre und eine Praxis als Zimmermann. Danach war 1903 bis 1907 Assistent und ab 1908 Lehrer an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und wurde 1909 zum Professor an der Kunstgewerbeschule ernannt.

Im März 1939 wird er wegen der jüdischen Abstammung seiner Ehefrau Helene, mit der er seit 1911 verheiratet war, zwangspensioniert und im April 1939 mit Arbeitsverbot belegt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte er 1945 seinen Dienst an der Hochschule für angewandte Kunst wieder antreten und wirkte dort bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1946 als Professor. Im Jahr 1947 wurde er mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Architektur ausgezeichnet. Otto Prutscher ist 1949 in Wien gestorben.

Im Laufe seines Lebens hat er 50 Bauwerke (Villen, Wohnhäuser, Portale) geschaffen, rund 170 Einrichtungen, über 300 Einrichtungsentwürfe und über 200 Einzelmöbel und Garnituren entworfen.

Zu den von ihm entworfenen Bauwerken gehörte auch ein Gemeindebau in Wien-Meidling, der in den Jahren 1926/27 umgesetzt wurde.

Dazu kommen Entwürfe in den verschiedensten Bereichen, angefangen von Glas, Stoffen, über Kaffee- und Teeservice bis hin zu Toilettegarnituren, Kamintüren, Blumenaufsätzen und Schmuck.

Umgesetzt wurden seine Entwürfe von rund 200 Unternehmen, zu denen die Wiener Werkstätte, Backhausen und Augarten (Porzellan) gehörten.

Weiters hat er rund 50 Ausstellungen künstlerisch gestaltet und organisatorisch (mit)betreut.

Mit rund 200 Entwürfen aus dem Otto-Prutscher -Nachlass im MAK, der Sammlung Schedlmayer und dem Familienarchiv Otto Prutschers in Mailand sowie Objekten (Gläser, Vasen, Kaffee-Teeservice, Schmuck, Dekorstoffe u.v.a.) und Möbeln gibt die Ausstellung einen guten Überblick über das umfangreiche Schaffen dieses wesentlichen Vertreters der Wiener Moderne, zeigt seine unglaubliche Vielfältigkeit und die gestalterische Qualität seines Werks.

Die MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung besitzen mit rund 1200 Zeichnungen, Plänen, Entwürfe und Fotografien den größten grafischen Bestand seiner Werke in einer öffentlichen Sammlung. Die Zeichnungen und Entwürfe wurden im Rahmen des EU-Projekts “Art Nouveau-Sustainable protection and promotion of Art Nouveau heritage in the Danube Region” bearbeitet und digitalisiert. Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Arbeit sind in den zur Ausstellung erschienene Publikation eingeflossen.

Die Ausstellung ist noch bis 16. Februar 2020 zu sehen!

Adresse: Museum für angewandte Kunst, Stubenring 5, 1010 Wien http://www.mak.at

Öffnungszeiten: Dienstag 10:00-22:00, Mittwoch-Sonntag 10:00-18:00 Uhr

Publikation: Otto Prutscher. Allgestalter der Wiener Moderne. Hg. Christoph Thun-Hohenstein, Rainald Franz. MAK Studies 26. Deutsch/Englisch. MAK, Wien/Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart, 2019.

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