“Sitzen 69” Revisited

“Sitzen 69” Revisited

Design neu gesehen

In dieser kleinen, sehr feinen Ausstellung im Museum für angewandte Kunst in Wien wird nach 50 Jahren eine Ausstellung aus dem Jahr 1969 zum Thema Sitzmöbel aus heutiger Sicht neu betrachtet.

Bei der Ausstellung im Jahr 1969 wurde vor dem Hintergrund der zunehmenden Industrialisierung die handwerkliche Tradition in den Mittelpunkt gestellt. Ausgestellt wurden “gediegene Tischlersessel” mit der Absicht, diese als Anregung für HandwerkerInnen, ProduzentInnen und KonsumentInnen vorzustellen. Das damals moderne internationale Design, das heute als typisch für die Entwicklung der Sitzmöbel in den 1950er und 1960er Jahren gilt, und die Anwendung neuer Werkstoffe waren kein Thema.

Dies wird 2019 nachgeholt. Es ist jedenfalls eine grandiose Idee, die damals als “ausstellungswürdig” befundenen Sitzmöbel der heutigen Sicht des Designs dieser Zeit gegenüber zu stellen.

Tatsächlich erfolgt im wahrsten Sinne des Wortes eine Gegenüberstellung: Auf der rechten Seite des Saales werden die Schaustücke präsentiert, die 1969 bereits zu sehen waren. Diese Ausstellung zeichnete sich durch einen Rückgriff auf österreichische Entwürfe aus der Zwischenkriegszeit und die Vorstellung österreichischen und skandinavischen Designs aus. Die Verbindung zwischen diesen beiden Traditionen bildete die hohe handwerkliche Qualität der Werkstücke. Gezeigt werden beispielsweise Sessel von Josef Frank, des bedeutendsten österreichischen Möbeldesigners der Zwischenkriegszeit, von Oswald Haerdtl, Carl Auböck und den Skandinaviern Alvar Aalto und Hans J. Wegner.

Auf der linken Seite des Saales sind jene Sitzmöbel zu sehen, die heute als charakteristisch für die 1960er Jahre gelten. Es sind dies, um nur einige zu nennen, Sitzmöbel von Charles Eames, Verner Panton oder Günther Domenig.

Dem für die Ausstellung verantwortlichen Kurator, Sebastian Hackenschmidt, ist durch diese Gegenüberstellung der Sichtweisen gelungen, die BesucherInnen damit zu konfrontieren, wie sehr sich die Zugänge verändern können, wenn Dinge nicht aus der Zeit heraus und ein bestimmtes Ziel verfolgend, sondern rückblickend betrachtet werden.

Die Ausstellung ist noch bis 29. März 2020 zu sehen!

Adresse: Museum für angewandte Kunst, Stubenring 5, 1010 Wien http://www.mak.at

Öffnungszeiten: Dienstag 10:00-22:00, Mittwoch-Sonntag 10:00-18:00 Uhr

MAK, Ansicht Stubenring © Gerald Zugmann/MAK
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