Ausstellungstipp: Cafe As

Ausstellungstipp: Cafe As

Simon Wiesenthal als Architekt

Simon Wiesenthal (1908-1985) hat nach dem 2. Weltkrieg geleitet von seinem Wahlspruch “Recht nicht Rache” gegen die Gleichgültigkeit gegenüber den Verbrechen des Nationalsozialismus angekämpft. Er machte es sich zur Lebensaufgabe, NS-VerbrecherInnen aufzuspüren und vor Gericht zu bringen. Vor allem aber war er als Überlebender des Holocaust Zeitzeuge und unermüdlicher Warner gegen das Vergessen der Shoah.

Die Ausstellung im Jüdischen Museum Wien “Cafe´As” erinnert daran, dass Simon Wiesenthal in der Vorkriegszeit von Beruf Architekt war. Gezeigt werden Architekturentwürfe für ein später allerdings nicht umgesetztes Kaffeehaus in Posen. Diese lange als verschollen geltenden Entwürfe konnten nunmehr durch das Jüdische Museum Wien mit Unterstützung der “US Friends of the Jewish Museum Vienna” angekauft werden und werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Ausstellung Café As (c) wulz.cc (6)

Geboren in Buczacz, Galizien, damals Österreich-Ungarn, hat er dort das Gymnasium besucht und in Prag an der tschechischen Technischen Hochschule Architektur studiert. Danach eröffnete er ein Architekturbüro in Lemberg. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war Simon Wiesenthal in insgesamt zwölf Arbeits- und Konzentrationslagern inhaftiert, zuletzt im KZ Mauthausen.

In den letzten Wochen vor der Befreiung hat er im KZ Mauthausen einen Mithäftling, Edmund Staniszewski, kennengelernt, der ihm immer wieder Essen zusteckte und damit das Leben rettete. Staniszewski plante, nach Kriegsende ein Kaffeehaus in Posen zu eröffnen und bat Wiesenthal um Ideen dafür. Noch im Konzentrationslager Mauthausen fertigte dieser erste Skizzen an. Die Arbeit an diesen Plänen, mit der damit verbundenen Hoffnung auf eine bessere Zukunft, halfen beim psychischen Überleben im KZ. In den Wochen nach der Befreiung vervollständigte er diese Zeichnungen, entwarf Außen- und Innenansichten und im Sinne einer “Corporate Identity” auch die Innenarchitektur, Kleidung für das Personal, Werbeplakate, ein Kaffeeservice. Die Zeichnungen hat Staniszweski bis zu seinem Tod im Jahr 1984 verwahrt , danach blieben sie im Besitz seiner Nachfahren, bis sie nunmehr durch das Jüdische Museum Wien angekauft werden konnten.

Konditorei As (c) Jüdisches Museum Wien

Nach dem 2. Weltkrieg gründete Simon Wiesenthal in Linz, Oberösterreich, 1947 die Jüdische Historische Dokumentation mit dem Ziel der Auswertung der Informationen von Zeitzeugen und Anlegung einer Kartei von TäterInnen und Tatorten. Nach der Schließung des Büros in Linz (1954) gründete der 1961 in Wien das Jüdische Dokumentationszentrum. 1977 wurde das nach ihm benannte Simon Wiesenthal Center gegründet, das seinen Hauptsitz in Los Angeles hat, und weitere Institute in New York, Miami, Totonto, Jerusalem, Paris und Buenos Aires. Alle widmen sich der Aufklärung von NS-Verbrechen und der Aufklärung über den Holocaust.

Simon Wiesenthal in seinem Büro (c) Horst Tappe-Stiftung

Die Leistungen Simon Wiesenthals zur Aufklärung von Verbrechen der Nationalsozialisten und seine Vortragstätigkeit gegen das Vergessen wurden international anerkannt und mit Auszeichnungen bedacht, darunter 18 Ehrendoktoraten, die Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion (1986), zum Knight Commander of the Order of the British Empire (2004) und das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2005).

Die Ausstellung ist noch bis 12. Januar 2020 zu sehen!

Adresse: Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien

Öffnungszeiten:

Sonntag – Freitag 10.00-18.00 Uhr

An den hohen jüdischen Feiertagen Rosh Haschana, 30. September und 1. Oktober 2019, und Yom Kippur, 9. Oktober 2019 sind das Jüdische Museum Wien und alle Einrichtungen (Bibliothek, Archiv, Café) geschlossen.

Link: http://www.jmw.at/

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