Felice Rix-Ueno

Felice Rix-Ueno

Die Wiener Werkstätte, gegründet 1903 unter der künstlerischen Leitung von Kolo Moser und Josef Hoffman und der kaufmännischen Leitung des Industriellen Fritz Waerndorfer ist als Antwort auf die überladene Gestaltung von Gebäuden und Innenräumen während der Ringstraßenzeit in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts zu sehen. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts sollten eine zweckmäßige, sachliche und elegante Architektur und Ausstattung für Leben und Kultur bestimmend werden. Die Wiener Werkstätte, die bis 1932 bestand, war eine künstlerische Erfolgsgeschichte und blieb stilprägend weit über ihre Zeit hinaus.

Ziel war es, im Sinne eines Gesamtkunstwerks sämtliche Bereiche des täglichen Lebens kunstvoll zu gestalten. Das reichte von der Architektur über die Inneneinrichtung, Stoffe für Tapeten, Teppiche, Vorhänge, Geschirr, Gläser, Vasen, über Mode, Taschen, Hüten, Spitzen Schmuck, E-Mail und Lederwaren bis hin zu Kinderspielzeug und Postkarten. Frauen waren in allen Bereichen tätig, vor allem in den Bereichen Grafik, Stoffdesign, Mode und Keramik und besonders seit dem Ersten Weltkrieg und danach bis 1932.

Eine jener Frauen, die den Stil der Wiener Werkstätte mit ihren Entwürfen wesentlich mitgeprägt und diesem zu internationaler Anerkennung verholfen hat, war Felice Rix-Ueno (1893-1967). Ihr ist derzeit im MAK die erste Personale in Österreich gewidmet. In der Ausstellung “Sterne, Federn, Quasten” wird ihr umfangreiches und vielfältiges Werk anhand von rund 200 Objekten vorgestellt.

Felice Rix-Ueno Foto: Anonym, um 1925 © MAK

Felice “Lizzi” Rix wurde 1893 in Wien geboren und wuchs gemeinsam mit drei jüngeren Schwestern in einem großbürgerlichen, jüdisch – liberalen Umfeld auf. Ihr Vater, Julius Rix, war Unternehmer und später als Filialleiter bzw. Geschäftsführer für die Wiener Werkstätte tätig.

Sie konnte das Gymnasium und eine Malschule besuchen, danach wechselte sie an die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt. Im Februar 1913 trat sie in die Kunstgewerbeschule ein, wo sie bis zu ihrem Abschluss 1916 unter anderem bei Josef Hofmann und Anton Hanak studierte. Zu ihrer Ausbildung gehörten neben Architektur und Bildhauerei auch ornamentale Formenlehre, anatomisches Zeichnen und Modellieren, Schrift und Heraldik, Textiles gestalten und Email.

Mustertafel des WW-Stoffes Tokio von Felice Rix-Ueno, 1924 Seide, Karton © MAK/Nathan Murrell

Bereits während ihrer Zeit an der Kunstgewerbeschule hatte sie erste Arbeiten für die Wiener Werkstätte angefertigt. Nach ihrem Abschluss trat sie 1916 als Mitglied der Künstlerwerkstätte ein. Während ihrer Tätigkeit für die Wiener Werkstätte hat sie hunderte von Entwurfszeichnungen geschaffen, in erster Linie für Stoffmuster, Tapeten, Stickereien, Emailarbeiten, Mode- und Wohnaccessoires, Spielzeug und Gebrauchsgrafik. Bereits früh wurde auch die Raumgestaltung Thema ihrer Arbeit, als sie 1918 an der Ausgestaltung des Wiener Werkstätte Geschäfts in der Wiener Kärntner Straße beteiligt war.

Sie selbst sagte, dass sie bei ihrer Herangehensweise an Design vor allem Wert auf Originalität und Kreativität, Fantasie legt.

Felice Rix-Ueno, Kassette, 1929, WW-Modellnr. E 1672 Messing, Ebenholz, Email © MAK/Katrin Wißkirchen

Mit ihren Arbeiten war sie auch immer wieder an Ausstellungen beteiligt, wie an der Österreichischen Kunstausstellung in London 1917, an der Kunstschau im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie (heute: MAK) 1920, der Ausstellung Deutsche Frauenkunst 1925 im Künstlerhaus, bei der Europäischen Kunstausstellung 1927 in Leipzig oder 1933/34 an der Ausstellung Austria in London.

Felice Rix-Ueno, Zigarettenschuber, 1929, WW-Modellnr. BL 4315 Ausführung: Georg Lichtscheidl Leder, Wolle, Opal © MAK/Tamara Pichler

In Wien lernte Felice Rix den Architekten Isaburo Ueno (1892-1972) kennen, der im Architekturbüro von Josef Hoffmann arbeitete. Sie heirateten 1925 und übersiedelten nach Kyoto. Dort eröffneten sie ein gemeinsames Architekturbüro, wobei Felice für Innenraumgestaltung und Kunsthandwerk verantwortlich war.

Trotz ihrer Tätigkeit in Japan kehrte sie immer nach Wien zurück und arbeitete bis 1932 weiterhin für die Wiener Werkstätte.

Felice Rix-Ueno & Isaburo Ueno, Entwurf für die Star Bar in Kyoto, 1930. Bleistift, Gouache auf Papier © The National Museum of Modern Art, Kyoto

Von 1936 bis 1939 war sie Beauftragte für Designentwicklung am Zentrum für Handwerkskunst in Takasaki in Japan. Nach der Schließung des Architekturbüros Ueno arbeitete sie 1947 bis 1951 als Lektorin an der Universität Osaka, war 1951 bis 1960 Dozentin an der Städtischen Kunsthochschule in Kyoto, führte Forschungen zum Thema Design durch und wurde 1960 zur Universitätsprofessorin ernannt. Nach ihrer Emeritierung gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann das Internationale Designinstitut. Felice Rix-Ueno ist 1967 in Kyoto gestorben.

Beispiele ihrer Arbeiten sind auf YouTube zu sehen: Felice Rix Ueno`s 130th Anniversary (5:05 min) https://www.youtube.com/watch?v=IQyw3Fv9m_k

Wie sehr sie mit ihren Entwürfen bis heute imstande ist, Menschen zu inspirieren, zeigt die neue Frühjahrskollektion von AKRIS, dessen Creative Director Albert Kriemler sich für diese Kollektion seines Hauses von Entwürfen von Felice Rix-Ueno anregen ließ. Die Modeschau kann auf YouTube nachgesehen werden (ca. 14 min): https://www.youtube.com/watch?v=NSZW5b1XJJ0 .

Die Ausstellung ist noch bis 21. April 2024 im Museum für angewandte Kunst in Wien zu sehen!

Adresse: Museum für angewandte Kunst – MAK, Stubenring 5, 1010 Wien https://www.mak.at/museum/das_mak

Öffnungszeiten: Dienstag 10:00-21:00 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr, Montag geschlossen

Katalog: Zur Ausstellung ist ein umfangreicher, reich bebilderter Katalog erschienen: Sterne. Federn. Quasten. Die Wiener Werkstätte-Künstlerin Felice Rix-Ueno (1893-1967)- Hg. Lilli Hollein, Anne-Katrin Rossberg. Birkhäuser Verlag, Basel 2023

Ausstellungsplakat, Ausschnitt. MAK

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