Halbe -halbe?

Halbe -halbe?

noch immer nicht…

Ende 2023 wurde die von der Statistik Austria im Auftrag des Bundeskanzleramtes(Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien durchgeführte Zeitverwendungsstudie 2021/22 veröffentlicht. Die Zeitverwendungserhebung erfolgte im Rahmen der EU-weiten Erhebungswelle HETUSC (Harmonised Time Use Surveys).

Ziel der Erhebung ist zu erfragen, wie die Menschen ihre Zeit verbringen. Dazu werden verschiedene Tätigkeitsbereiche und die dafür aufgewendete Zeit abgefragt. Es sind dies die Bereiche Schlafen, Essen und andere persönliche Tätigkeiten, Erwerbstätigkeit, Aus- und Weiterbildung, Unbezahlte Arbeit (Sorgearbeit in Haushalt und Familie sowie Freiwilligentätigkeiten), Soziale Kontakte und Freizeit, Mobilität.

In Österreich wurde die aktuelle Erhebung von Oktober 2021 bis Dezember 2022 durchgeführt. Durch Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona Pandemie, zu der auch ein bundesweiter Lockdown gehörte, wurde der Erhebungszeitraum um 3 Monate verlängert, um für die Herbst- und Wintermonate 2022 Daten ohne gesundheitspolitische Einschränkungen für die Analyse zu erhalten. Nach 1981, 1992, 2008/09 war dies bereits die vierte Erhebung, wobei allerdings durch die Unterschiedlichkeit der Erhebungen ein direkter Vergleich nicht möglich ist.

Grundlage für die Auswertung bildeten die Aufzeichnungen von 4342 mittels Zufallsstichprobe ausgewählten Haushalten mit insgesamt 7863 Haushaltsmitgliedern. Auszufüllen waren dabei ein Haushaltsfragebogen, weiters von jeder im Haushalt lebenden Person ab 10 Jahren ein Personenfragebogen und an zwei Tagen in der Woche ein Zeittagebuch.

Von besonderem Interesse bei dieser Erhebung ist die Auswertung der Frage, wie viel Zeit die Menschen für unbezahlte Arbeit, das sind Sorgearbeit in Haushalt und Familie und Freiwilligentätigkeiten, verwenden. Die Ergebnisse dazu möchte ich Ihnen nachstehend zusammenfassend präsentieren.

Im Zusammenhang mit der Sorgearbeit in Haushalt und Familie wurden der Zeitaufwand für Hausarbeit, Kinderbetreuung und Unterstützung für erwachsene Haushaltsmitglieder abgefragt. Im Bereich Hausarbeit ist das Kernergebnis der Studie, dass in Österreich Frauen in Paarhaushalten – und zwar unabhängig vom Haushaltseinkommen, der finanziellen Beteiligung am Haushaltseinkommen und dem Ausmaß ihrer Erwerbstätigkeit – im Durchschnitt rund 70 % der Hausarbeit leisten. Dabei ist die Aufgabenverteilung umso ungleicher verteilt, je jünger das Kind/die Kinder sind. Jedoch auch in Paarhaushalten ohne Kinder machen Frauen durchschnittlich 62,7 % der Hausarbeit. Selbst in jenen Fällen, in denen das Erwerbsausmaß der Frau höher als das des Mannes ist, wird die Hausarbeit zu mehr als der Hälfte von der Frau erledigt (Zeitverwendungserhebung, S. 99).

Wobei zudem bei den verschiedenen im Haushalt ausgeübten Tätigkeiten und dem dafür aufgewendeten Zeitaufwand geschlechtsspezifische Unterschiede bemerkbar sind. “In den Bereichen Nahrungsmittelzubereitung und Küchenarbeit, Reinigung, Ordnung, Beheizung und Warmwasseraufbereitung sowie Pflege und Instandhaltung von Textilien wenden Frauen deutlich mehr Zeit auf als Männer. Garten- und Haustierversorgung sowie Einkaufen, kommerzielle und administrative Erledigungen werden von Frauen und Männern etwa im selben Ausmaß ausgeübt. Für Bau-, Instandhaltung- und Reparaturarbeiten investieren Männer mehr Zeit als Frauen.” (Zeitverwendungsnerhebung, S. 99)

Bei der Kinderbetreuung ist die Situation ähnlich, da der Anteil der Frauen in allen Bereichen der Kinderbetreuung höher ist als der der Männer, und zwar unabhängig vom Haushaltseinkommen sowie der finanziellen Beteiligung der Frau am Haushaltseinkommen und dem Ausmaßes ihrer Erwerbstätigkeit. Dies betrifft alle Tätigkeiten der Kinderbetreuung: die Versorgung und Beaufsichtigung des Kindes, Lesen, Spielen und Reden mit dem Kind, Wege für Kinderbetreuung, Mit dem Kind lernen und üben, Das Kind zu Terminen und Aktivitäten begleiten. Zusammengefasst wird festgehalten, dass Frauen in Paarhaushalten, die mit Kindern unter 18 Jahren in einem Haushalt leben, durchschnittlich zwei Drittel (67,2 %) der Kinderbetreuung erledigen. Auch dann, wenn das Erwerbsausmaß der Frau höher als das des Mannes ist, übernimmt die Frau mehr als die Hälfte der Kinderbetreuung. Besondere Ungleichheiten bei der Verteilung der Aufgaben bei der Kinderbetreuung wurden zudem in Haushalten mit Kind(ern) unter 3 Jahren, in kleineren Städten und Vororten festgestellt (siehe Zeitverwendungserhebung S.105-110).

Bei Hilfeleistungen für erwachsene Haushaltsmitglieder, die im Rahmen der Zeitverwendungserhebung in Pflege, medizinische Versorgung und Unterstützung von Erwachsenen unterteilt wurden, gaben 2,9% der Frauen und 1,5% der Männer an, diese zu leisten. Frauen wenden auch in diesem Bereich mehr Zeit auf als Männer und erbringen diese Leistungen vor allem im Bereich der medizinischen Versorgung und bei der Unterstützung bei der Körperpflege (siehe Zeitverwendungserhebung S. 111-113).

Seit dem Jahr 1996, als seitens der Frauenministerin auch aufgrund der Ergebnisse der Zeitverwendungserhebung 1992 die Kampagne “Ganze Männer machen halbe-halbe” durchgeführt wurde, sind mittlerweile 28 Jahre vergangen. Von halbe-halbe, einer gerechten Aufteilung von Hausarbeit, Kinderbetreuung und Hilfeleistungen für erwachsene Haushaltsmitglieder, sind wird auch 2024 noch weit entfernt.

Unbezahlte Arbeit leisten Frauen aber nicht nur durch Sorgearbeit in Haushalt und Familie, sondern auch durch Freiwilligentätigkeit. Nach den Ergebnissen dieser Erhebung sind 27, 5% der Frauen und Mädchen (24,9% der Männer und Buben) in der Freiwilligenarbeit tätig, vor allem in den Bereichen informelle Hilfe für einen anderen Haushalt und partizipative oder religiösen Tätigkeiten. Letztere sind dadurch gekennzeichnet, dass sie entweder kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr besucht werden können und keine verantwortungsvolle Tätigkeit übernommen wird. Zu einem weit geringeren Ausmaß arbeiten Frauen aktiv in einer formellen Organisation oder in einem Verein mit (siehe Zeitverwendungserhebung S. 114).

Link: Statistik Austria, Zeitverwendung 2021/22. Ergebnisse der Zeitverwendungserhebung. Wien 2023

Die Studie steht auf der Homepage der Statistik Austria als pdf-Datei kostenlos zum Download zur Verfügung: https://www.statistik.at/services/tools/services/publikationen/detail/1735

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