Zinkenbacher Malerkolonie

Zinkenbacher Malerkolonie

Sommerfrische als Inspiration

Der Begriff Zinkenbacher Malerkolonie wurde vom Kunstkritiker Wolfgang Born geprägt, der im Jahr 1921 einen Artikel im Neuen Wiener Journal über jene KünstlerInnen schrieb, die in der kleinen Ortschaft Zinkenbach (heute: Abersee; Halbinsel gegenüber von St. Wolfgang) in der Nähe von St. Gilgen ihre Sommer verbrachten, hier einen regen Austausch pflegten und malten.

Während St. Gilgen, St. Wolfgang und Strobl bereits damals bekannte Sommerfrischeorte waren, hatte Zinkenbach den Vorteil, in einer noch bäuerlichen, kostengünstigeren Gegend am Wolfgangsee zu liegen und gleichzeitig, durch die damals zwischen Salzburg und Bad Ischl verkehrende Salzkammergut-Lokalbahn, verkehrstechnisch gut angebunden zu sein. Der Direktor der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums Wien hatte diesen Ort als Sommerfrische “entdeckt”. Als treibende Kraft und Zentrum der Künstlerkolonie gelten Ferdinand Kitt (1887-1961) und seine Frau.

Die Zinkenbacher Malerkolonie, die von 1927 bis 1938 bestand, war ein loser Zusammenschluss von KünstlerInnen mit völlig unterschiedlicher Weltanschauung, die heute von der Kunstgeschichte der gemäßigten Moderne zugerechnet werden. Wie Ursula Starzmann schreibt, war die Kunst in der österreichischen Zwischenkriegszeit gekennzeichnet durch “eine facettenreiche, dezidiert österreichische Moderne”, wobei die KünstlerInnen “in ihren Werken bevorzugt die Heimat und deren BewohnerInnen in ihrem Blick hatten” (Zinkenbach ein österreichisches Worpswede? Begleitband zur Ausstellung 2012 , Hg. Museumsverein Zinkenbacher Malerkolonie, S.19ff.)

Angehört haben dieser Künstlerkolonie lt. dem Museum Zinkenbacher Künstlerkolonie folgende KünstlerInnen: Gudrun Baudisch Wittke, Bettina Bauer-Ehrlich, Leo Delitz, Josef Dobrovsky, Georg Ehrlich, Alfred Gerstenbrand, Ernst Huber, Ludwig Heinrich Jungnickel, Ferdinand Kitt, Oskar Laske, Ernst August von Mandelsloh, Georg Merkel, Louise Merkel-Romée, Sergius Pauer, Viktor Pipal, Gertrude Schwarz-Helberger, Lisel Salzer, Ernst Toller, Lisl Weil, Franz von Zülow.

Durch die politischen Entwicklungen und den Aufstieg des Nationalsozialismus kam es aufgrund der Unvereinbarkeit der Weltanschauungen der KünstlerInnen bereits vor 1938 zu einem Zerfall der Malerkolonie. Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 bedeutete ein Ende der Freiheit der Kunst. Die Modere wurde nun als “entartete Kunst” bezeichnet, angegriffen und aus den öffentlichen Kunstsammlungen entfernt und zum Teil auch vernichtet. Für alle KünstlerInnen war die Lage existenzbedrohend, für die meisten eine einschneidende Zäsur in ihrem Schaffen. Wenige konnten durch ihre Arbeitsweise auch während der Naziherrschaft Beschäftigung finden, andere gingen in die innere Emigration, viele wurden vertrieben oder mussten fliehen.

Die Kunst der Zwischenkriegszeit in Österreich und das Schaffen der KünstlerInnen dieser Zeit wurde von den politischen Ereignissen und ihren dramatischen Folgen lange Zeit überschattet, war zum Teil in Vergessenheit geraten. Nur einzelne KünstlerInnen waren nach dem 2. Weltkreig einem bereiten Kreis bekannt. Erst durch den Kunsthandel wurde die Kunst der Zwischenkriegszeit in den 80er Jahren wieder populär gemacht und in der Folge von KunsthistorikerInnen entsprechend aufgearbeitet.

Ein besonderes Verdienst kommt dabei dem Museumsverein Zinkenbacher Malerkolonie durch seine Grundlagenarbeit und Ausstellungstätigkeit zu. Im Jahr 1994 wurde durch Frau Mag. Christina Steinmetzer ein Proponentenkomitee für die Zinkenbacher Malerkolonie gegründet, aus dem 1996 ein Museumsverein hervorging, der im Jahr 2001 seine erste Ausstellung veranstaltete und heuer das Jubiläum 20 Jahre Museum Zinkenbacher Malerkolonie feiern kann.

Die diesjährige Ausstellung unter dem Titel “Meister-Werke” präsentiert außergewöhnliche Werke von VertreterInnen der Zinkenbacher Malerkolonie, ein Raum ist dem Werk von Lisel Salzer gewidmet.

Für eine vertiefende inhaltliche Beschäftigung mit der Zinkenbacher Malerkolonie bieten sich die vom Museumsverein herausgegebenen, sehr informativen und schön gestalteten Begleitkataloge an.

Allen, die in diesem Sommer im Salzkammergut auf Sommerfrische sind, sei ein Besuch dieser kleinen, feinen Ausstellung sehr empfohlen!

Link:

Museum: http://www.malerkolonie.at/

Adresse: Kulturhaus St. Gilgen, Aberseestraße 11, 5340 St.Gilgen
Öffnungszeiten: http://www.malerkolonie.at/besuch/ 20. Juni bis 4. Oktober 2020; Dienstag bis Sonntag, 14:00 bis 19:00 Uhr

Plakat Das Malschiff von 2011 am Kulturhaus St. Gilgen/luckyprof

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