MAŁGORZATA MIRGA-TAS

MAŁGORZATA MIRGA-TAS

Unter dem bestirnten Himmel brennt ein Feuer

Es gibt Ausstellungen, die so außergewöhnlich und beeindruckend sind, dass frau eine Dichterin sein müsste, um sie beschreiben zu können. Schon der Titel der Ausstellung von Małgorzata Mirga-Tas im Kunsthaus Bregenz “Unter dem bestirnten Himmel brennt ein Feuer” (Tełe Ćerhenia Jekh Jag) verweist darauf, dass ganz Besonderes zu entdecken ist.

Małgorzata Mirga-Tas erzählt mit ihren Kunstwerken von den Lebenswelten der Rom*nja, der Geschichte und Gegenwart ihres Volkes und ihrer Familie. Sie tut dies anhand von großformatigen, farbenfrohen, ausdrucksstarken Textilcollagen, in denen bestimmte Teile, vor allem die Gesichter, malerisch gestaltet sind, und durch aus Wachs und Ruß gestaltete Skulpturen. Mit der Technik der Stoffcollage führt sie nicht nur die Handwerkskunst ihrer Vorfahrinnen weiter, sondern versteht das Nähen auch als politisches Ausdrucksmittel zur Vermittlung ihrer Anliegen. Aus allen ihren Werken spricht eine lebensbejahende, positive, von großer Wertschätzung getragene Einstellung.

Małgorzata Mirga-Tas, 2025. Foto: Miro Kuzmanovic © Kunsthaus Bregenz, Małgorzata Mirga-Tas

Małgorzata Mirga-Tas wurde 1978 in Zakopane in Polen geboren, studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Krakau, ist Bildhauerin, Malerin und Aktivistin und lebt und arbeitet heute in Czarna Góra in Polen. Sie war eine der GründerInnen der Roma-Kunstbewegung in Polen, vertrat im Jahr 2022 als erste Roma-Künstlerin Polen bei der Biennale in Venedig und stellt ihre Werke international in wichtigen Kunstmuseen und -ausstellungen aus. Als Aktivistin setzt sie sich für Menschen- und Frauenrechte und die Belange der Rom*nja ein.

Die Künstlerin beginnt ihre Arbeit mit Recherchen in Museen und Archiven, auch ihrem eigenen und dem Archiv ihrer Familie, und lässt sich davon für ihre Werke inspirieren. Dabei wendet sie sich gegen Stereotype Zuschreibungen, Vorurteile, Diskriminierung und Rassismus und vermittelt ein selbstbestimmtes Bild der Geschichte und Gegenwart der Romn*ja.

Gleichzeitig sind die Werke “von einer feministischen Perspektive geprägt, die das Augenmerk auf die wichtige Rolle der Frauen und die Bedeutung der Gemeinschaft legt – sowohl auf privater und familiärer als auch auf transnationaler Ebene – und das starke Solidaritätsgefühl innerhalb der paneuropäischen Rom*nja-Diaspora betont” (Anna Mirga-Kruszelnicka)

In der Ausstellung im Kunsthaus Bregenz, für sie die viele Werke neu geschaffen hat, erzählt sie drei unterschiedliche Geschichten. Im ersten Teil erzählt sie in ihren Stoffcollagen von der Rom*nja-Sieldung in Czarna Góra, den Häusern, der Landschaft und vor allem von den Menschen, die dort leben. Die Jangare, so nennt die Künstlerin die von ihr aus Wachs und Ruß geformten Figuren, bewachen mit ihrer magischen, Unheil abwenden Ausstrahlung als Wächter die Siedlung und die in ihr lebenden Menschen.

Małgorzata Mirga-Tas, Tełe Ćerhenia Jekh Jag, Ausstellungsansicht 1. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2025Foto: Markus Tretter© Małgorzata Mirga-Tas, Kunsthaus Bregenz. Courtesy of the artist, Foksal Gallery Foundation, Warschau, Frith Street Gallery, London, Karma International, Zürich

In einem weiteren Teil der Ausstellung hat Małgorzata Mirga-Tas mit großformativen Textilcollagen eine eine Rom*nja-Schmiede nachgebaut, die an die Bedeutung des Schmiedehandwerks für die südpolnischen Rom*nja und an die Geschichte ihrer Vorfahren erinnert.

Małgorzata Mirga-Tas,  Beautfiul metal things come out of the blacksmith’s fire, 2025. Ausstellungsansicht 2. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2025. Foto: Markus Tretter© Małgorzata Mirga-Tas, Kunsthaus Bregenz. Courtesy of the artist, Foksal Gallery Foundation, Warschau, Frith Street Gallery, London, Karma International, Zürich

Der dritte Teil der Ausstellung ist den Bären und ihrer Bedeutung für die Rom*nja gewidmet. Hier erzählen Textilcollagen von der langen Geschichte der Dressur von Bären durch die Rom*nja. Bären waren ein Teil des Lebens der reisenden Rom*nja, Bären haben sie beschützt und gehörten zum Leben der Familien. Die Künstlerin beschreibt in ihrem Werk eine gewaltfreie Koexistenz zwischen Mensch und Tier. Ihre wunderschönen, auch Wachs und Ruß geformten Bärenskulpturen übernehmen die Rolle der Beschützer und Wächter der Gemeinschaft. Małgorzata Mirga-Tas, die am Rande des Tatra-Nationalparks lebt, in dem es Bären gibt, liebt Bären und setzt sich auch aktiv für den Erhalt ihres Lebensraumes ein.

Małgorzata Mirga-Tas, Bears with family on the road like a silver moon, 2025. Ausstellungsansicht 3. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2025. Foto: Markus Tretter © Małgorzata Mirga-Tas, Kunsthaus Bregenz. Courtesy of the artist, Foksal Gallery Foundation, Warschau, Frith Street Gallery, London, Karma International, Zürich

Für alle, die die großartige Ausstellung in Bregenz nicht besuchen können, gibt es einen sehr interessanten Einführungsfilm mit der Künstlerin, in dem die Ausstellung und die dort zu sehenden Werke vorgestellt werden:

Vermittlungsfilm zur Ausstellung (in engl. Sprache mit deutschen Untertiteln, 9:07 min): https://www.youtube.com/watch?v=TzYgjSwQ6Hg

Katalog: Małgorzata Mirga-Tas – Tełe Ćerhenia Jekh Jag. Herausgegeben von Thomas D. Trummer, Kunsthaus Bregenz. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2025.

Die Ausstellung ist noch bis 28. September 2025 im Kunsthaus Bregenz zu sehen!

Adresse: Kunsthaus Bregenz, Karl-Tizian-Platz, 6900 Bregenz https://www.kunsthaus-bregenz.at/besuch/besuch-planen

Małgorzata Mirga-Tas, Roma Bear, 2025. Ausstellungsansicht 3. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2025. Foto: Markus Tretter © Małgorzata Mirga-Tas, Kunsthaus Bregenz. Courtesy of the artist, Foksal Gallery Foundation, Warschau, Frith Street Gallery, London, Karma International, Zürich
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