Ausstellungstipp: Pattern & Decoration

Ausstellungstipp: Pattern & Decoration

Kunstbewegung der 1970er Jahre mit nachhaltiger Wirkung

Im mumok – Museum moderner Kunst, Stiftung Luwig Wien – wird derzeit die Ausstellung “Pattern and Decoration. Ornament als Versprechen” präsentiert. In Kooperation mit dem Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen und ergänzt durch internationale Leihgaben ist diese Ausstellung mit rund 65 Arbeiten die größte Präsentation der Pattern and Decoration-Bewegung im deutschsprachigen Raum seit den 1980er Jahren.

Die in der ersten Hälfte der 1970er in den USA entstandene Kunstbewegung war eine Reaktion von KünstlerInnen auf die vorherrschenden Kunstströmungen, die Frauenbewegung und die zunehmende Globalisierung.

Diese Kunstrichtung war eine Reaktion auf die in den 1960er und zu Beginn der 1970 vorherrschenden Kunstrichtungen des Minimalismus und der rationalistischen Konzeptkunst. Pattern und Decoration hat sich selbst als dritten Weg zwischen figurativer Malerei und Abstraktion verstanden. Sie war die erste (!) Kunstbewegung, die genauso von Frauen wie von Männern getragen wurde. Außerdem war sie die erste Kunstbewegung, die durch die Einbeziehung unterschiedlicher dekorativer Traditionen eine globale Perspektive einnahm. Die kritische Hinterfragung tradierter Vorstellungen von Kunst, des von Männern dominierten Kunstbetriebs und des Umgangs mit den Ureinwohnern Amerikas und ethnischen Minderheiten im Kulturbetrieb nahm in der Auseinandersetzung mit dem männlich beherrschten Kunstbegriff der westlichen Industriestaaten einen zentralen Stellenwert ein.

Robert Kushner Pink Leaves, 1979 Acryl, verschiedene Textilien / Acrylic, various textiles 205 x 330,5 cm Courtesy Ludwig Museum – Museum of Contemporary Art, Budapest, Schenkung Peter und Irene Ludwig / donation of Peter and Irene Ludwig Photo: Ludwig Museum – Museum of Contemporary Art, Budapest © Robert Kushner

Pattern and Decoration betonte Farben, Formen, Fantasie, das Gefühlsbetonte in der Kunst. Vor allem machte sie die wenig angesehene “dekorative”, angewandte Kunst, die mit sogenannten “weiblichen” Fertigkeiten verbunden wurde und nach dem Zweiten Weltkrieg im Kunstbetrieb kaum Ansehen genoss, wieder zum Gegenstand. Die KünstlerInnen weigerten sich, Kunstformen einer Hierachie zu unterwerfen, also z.B. Ölbilder und Skulpturen als “große” Kunst und angewandte Kunst als unbedeutend einzustufen. Gleichzeitig erweiterten sie durch ihre Werke die Bandbreite des Verständnisses dessen, was als Kunst anerkannt wird. Wesentlich dabei war der Einsatz von Materialien wie Stoffen, Papier, Karton, Perlen, Knöpfen, Ton. Die Grenze zwischen Kunst und Design wurden in Frage gestellt, alte Techniken wie z.B. das Nähen, Quilten, das Anfertigen von Keramikfliesen wurden aufgegriffen und künstlerisch neu interpretiert.

In Wien wird diese Kunstrichtung anhand von unterschiedlichen Werken wie beispielsweise Ölbildern, Acrylmalerei auf Stoffen, Siebdrucken auf Seide, Collagen, Textilarbeiten, Keramikarbeiten und Videoperformances, vorgestellt. Gezeigt werden Werke von Miriam Schapiro, Tina Girouard, Valerie Jaudon, Joyce Kozloff, Brad Davis, Frank Faulkner, Robert Kushner, Thomas Lanigan-Schmidt, Kim MacConnel, Kendall Shaw, Ned SAmyth, Robert Zakanitch und Joe Zucker.

Bei der Betrachtung der unglaublich kreativen, farbenfrohen Werke sollte nicht vergessen werden, dass Ornamentik bei aller dekorativen Wirkung immer auch weltanschauliche und symbolische Bedeutung hat und den KünstlerInnen bis heute zur Reflexion über die eigene Kultur sowie als Mittel der Kritik an politischen Systemen, an weiblichen Rollenmustern und an gesellschaftlichen Konventionen und Erwartungen dient (vergl. Ludwig Forum Aachen, Homepage)

Der zur Ausstellung erschienene Katalog enthält kunsthistorische Essays zur fortdauernden Bedeutung der Kunstbewegung, der Verbindung zum Feminismus, der Kunstgeschichte in den USA in der Nachkriegszeit, eine Beschreibung aller ausgestellten KünstlerInnen sowie eine umfassende Chronologie.

Die Ausstellung ist im mumok Wien noch bis 8. September 2019 zu sehen!

Adresse:

mumok – Museum moderner Kunst, Stiftung Ludwig Wien Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien http://www.mumok.at

Öffnungszeiten:

Montag 14.00 – 19:00 Uhr, Dienstag bis Sonntag 10.00-19.00 Uhr, Do bis 21.00 Uhr

Katalog:

Pattern and Decoration. Ornament als Versprechen. Hg. Esther Boehle (Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen) und Manuela Ammer (mumok Wien). Verlag der Buchhandlung Walter König. Köln 2018

Links:

mumokvienna, Beitrag zur Ausstellung auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=xJEi4q476CQ

Werke von Miriam Schapiro: https://www.youtube.com/watch?v=5u4yfQ92Wpc

Werke von Valerie Jaudon: https://www.youtube.com/watch?v=bYdxxIADxB4

Werke von Joyce Kozloff: https://www.wikiart.org/de/joyce-kozloff/all-works#!#filterName:all-paintings-chronologically,resultType:masonry

Vortrag von Joyce Kozloff : https://www.youtube.com/watch?v=dQCoXA6Vio8

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