Ausstellung “Das Herz so schwer wie Blei”

Ausstellung “Das Herz so schwer wie Blei”

Kunst und Widerstand im Ghetto Theresienstadt

Die Bewahrung der Würde durch individuellen Widerstand in schrecklichen Zeiten ist der Gegenstand dieser Ausstellung des Volkskundemuseums in Wien zum Gedenk- und Erinnerungsjahr 1938.

Widerstand durch Kunst – die Ausstellung präsentiert 41 Werke von bekannten und unbekannten KünstlerInnen, die noch nie in Österreich zu sehen waren.

Es sind Kunstwerke von verfolgten KünstlerInnen, die aus Österreich oder aus ihrem Zufluchtsort sind der Tschechoslowakei  deportiert wurden. Gezeigt werden in den Jahren 1941 bis 1945 entstandene Grafiken und Malereien von 27 Kunstschaffenden, von denen nur 8 die Shoah überlebt haben. Das Leben dieser KünstlerInnen wurde zum Teil für diese Ausstellung erstmals umfassend dokumentiert.

Die Berichte über das Lagerleben von zwei ZeitzeugInnen, mit denen für diese Ausstellung Interviews geführt wurden, Helga Pollak-Kinsky (Wien) und Frederick Terna (New York), können über Kopfhörer angehört werden.

Die Leihgaben kommen sowohl von der Gedenkstätte Theresiensstadt als auch aus Privatsammlungen und Israel.

Die Bilder zeigen das Lagerleben, Anteilnahme, aber beispielsweise sind auch Darstellung der Festungsanlagen, Porträts, ein selbstgemaltes Bilderbuch von Bedrich Fritta für seinen Sohn und einige Kinderzeichnungen zu sehen. Von den in das Lager deportierten rund 140.000 Menschen waren rund 10.500-12.00o Kinder unter 15 Jahren. Friedl Dicker-Brandeis, die als Pionierin der Kunsttherapie gilt, hat bis zu ihrer Deportation nach Ausschwitz mit den Kindern gemalt, und sie ihre Träume und Erinnerungen zeichnen lassen.

Es sind Werke, die im Lager in unterschiedlichsten Verstecken aufbewahrt wurden, weil es sie nicht hätte geben dürfen. Denn sie  zeigen, wie die realen Zustände  im von den Nationalsozialisten zu Propagandazwecken benutzten “Vorzeigelager” tatsächlich waren.

Für den Plan der Nazis, die Welt über die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden zu täuschen, war Theresesienstadt von zentraler Bedeutung, da es zu Propagandazwecken als “Muster-Ghetto” vorgeführt wurde und durch Falschinformationen den Schein eines normalen Lebens für die Außenwelt wahren sollte. Durch Filme und Bilder, die auf Anweisung der SS geschaffen wurden, wurde eine Welt gezeigt, die es so nicht gab.

Die Deportationen in das Ghetto Theresienstadt in der Nähe von Prag begannen 1941. Das Lager in der Festung Theresienstadt und seine Infrastruktur  waren für die Unterbringung von 7.000 Menschen gedacht, zeitweise mussten dort jedoch gleichzeitig 60.000 Menschen unter unvorstellbaren Bedingungen leben. Katastrophaler Wasser- und Nahrungsmangel, mangelnde Hygiene, fehlende sanitäre Anlagen, Zwangsarbeit, Willkür und Gewalt der SS und ständige Angst vor der Deportation forderten ihren Tribut. Von den rund 140.000 Menschen, die in den Jahren 1941-1945 in das Lager kamen, starben rund 35.000 an Krankheiten und Epidemien im Ghetto.  87.000 wurden in Vernichtungslager (Maly Trostinez, Treblinka, Ausschwitz-Birkenau) deportiert.

Unter den Deportierten waren auch viele KünsterInnen, Kulturschaffende, WissenschaftlerInnen, die es mit unglaublicher Kraft schafften, sich auch im Lager die Freiheit des Geistes und ihre Menschenwürde zu bewahren. Nur soweit es der NS-Propaganda diente und um Aufstände zu vermeiden, wurde Freizeitgestaltung, wie Musik, Theater, Vorträge und Singen geduldet. Alle weiteren und anderen Aktivitäten waren illegal.

Die von der Projektleiterin Dr.in Rosemarie Burgstaller hervorragend kuratierte Ausstellung zeigt beide Seiten: die Propaganda und die Realität des Ghettos Theresienstadt. Vor allem aber schafft sie es, uns zu vermitteln, dass Menschen sich trotz Verfolgung und Elend ihren freien Geist bewahrt haben und ihre Form des Widerstands gelebt haben.

Es ist eine Ausstellung, der ich sehr viele BesucherInnen wünsche: weil sie den Mut und den Überlebenswillen von Menschen zeigt, aber auch weil sie über die Bedeutung und Auswirkungen von  Propaganda informiert und uns damit vor Augen führt, wie wichtig heute die Auseinandersetzung mit “Fake News” und deren Folgen ist.

Die Ausstellung des Vereins The Moving Holocaust Museum(MHM) – Bildfeld Institut für Visuelle Studien im Volkskundemuseum Wien in Kooperation mit der Gedenkstätte Theresienstadt und der KZ-Gedenkstätte Mauthausen bietet ein umfangreiches Kulturvermittlungs- und Begleitprogramm: https://volkskundemuseum.at/theresienstadt

Die Broschüre zur Ausstellung wird Ende November 2018 erscheinen.

Die Ausstellung ist noch bis 16. Dezember 2018 zu sehen!

Adresse: 

Volkskundemuseum Wien

Laudongasse 15-19, 1080 Wien

http://www.volkskundemuseum.at

Das Team des Volkskundemuseums Wien wurde 2018 mit dem Österreichischen Museumspreis 2018 ausgezeichnet

Öffnungszeiten:

Dienstag – Sonntag 10.00 – 17.00 Uhr

Donnerstag bis 20.00 Uhr

Anfahrt: 

Bus: 13A (Station Laudongasse) oder

Straßenbahn:  5 oder 33 (Laudongasse), oder 43 oder 44 (Lange Gasse) oder

U-Bahn: U 2 (Station Rathaus)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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