Eine kurze Einführung in die Grundlagen

Grundlage des Feminismus ist die Analyse des Verhältnisses zwischen den Geschlechtern, der Geschichte und der Lebenssituation der Frauen.

Hauptpunkte sind:

1. die Kritik und Infragestellung der Ideologie vom biologisch bedingten, angeborenen und daher unveränderbaren, Unterschied der Geschlechter: “Biologie ist nicht Schicksal”
2. die Thematisierung der Situation der Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft durch die Einbeziehung auch des sog. “Privaten” in die politische Analyse: “Das Private ist politisch!”

ad. 1. Grundlage ist die mittlerweile hinlänglich belegte Tatsache, dass das soziale Geschlecht (Gender) im Gegensatz zum natürlichen Geschlecht nicht angeboren, sondern kulturell bedingt ist. Geschlechterrollen sind nicht angeboren, sondern werden durch geschlechtsspezifische Sozialisation vermittelt.

Geschlechtsspezifische Sozialisation bedeutet die durch die Erziehung erfolgende Weitervermittlung der in einer Gesellschaft für das jeweilige Geschlecht zur Norm erhobenen “männlichen” und “weiblichen” Eigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die wieder die Rollen von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft prägen.

ad. 2. Die in den 1960er Jahren entstandene autonome Frauenbewegung hat einen Politikbegriff geprägt, der sich von den bisher gebräuchlichen durch eine wesentliche inhaltliche Erweiterung unterscheidet: durch die Definition des Privaten als politisch.

In der Folge wurde auch der sog. private Bereich in die politische Diskussion und Analyse miteinbezogen. Dadurch wurde die in anderen Definitionen von Politik enthaltene Trennung von öffentlichem Bereich als politischem Berich und privatem Bereich als “persönlicher” Angelegenheit jedes Einzelnen Menschen radikal in Frage gestellt. Ehe, Familie, Mutterschaft, Kinderziehung, Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen und andere Themen wurden damit aus dem privaten Rahmen herausgehoben und in einen größeren politischen Zusammenhang gestellt.

Damit konnte gezeigt werden, wie gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen die Lebenssituation der Frauen (und Männer) beeinflussen und dass die Möglichkeit ihrer Veränderung besteht. Gleichzeitig wurden auch die Notwendigkeit von gesellschaftlichen Weiterentwicklungen diskutiert und politische Lösungen eingefordert.