George Nuku

George Nuku

Innovative Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart

Das Weltmuseum Wien präsentiert derzeit eine Ausstellung, deren Titel “Oceans. Collections. Reflections” bereits auf den vielschichtigen Zugang verweist, den der Künstler George Nuku für die Präsentation gewählt hat. Es setzt dabei Objekte der neuseeländischen Maori-Kultur aus der Sammlung des Weltmuseums Wien in Fortschreibung der Tradition der Maori mit eigenen Werken in Verbindung.

George Nuku (geb. 1964) ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler aus Neuseeland/Aotearoa. Er studierte in Neuseeland an der Massey-Universität Kunst, Soziologie, Geografie und Maori-Studies und spezialisierte sich nach seinem Studium auf Bildhauerei. Durch die Bearbeitung der ihm verwendeten Materialien Stein, Knochen, Holz, Muscheln, Polystyrol und Plexiglas entstehen in einem kreativen Schaffensprozess unterschiedlichste Kunstwerke wie handgeschnitzte Amulette, lebensgroße Skulpturen und Installationen. Bisher hat er bereits mehr als 120 Projekte weltweit umgesetzt; seine Werke waren in zahleichen Ausstellungen in Neuseeland und weltweit zu sehen.

George Nuku, Porträt © KHM-Museumsverband

Er sagt von sich selbst, dass er aus zwei Welten stammt: durch seinen Vater hat er deutsch-schottische und durch seine Mutter Maori-Vorfahren. Seit mehr als dreißig Jahren beschäftigt er sich mit der Kultur der Maori. Deren Sichtweise der Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und zur Natur beeinflussen seine Weltsicht. Ihre Kultur integriert er in seine Arbeit. Damit zeigt er gleichzeitig die lebendige Kraft der Maori-Kultur, die sich weiterentwickelt und daher weiterbestehen wird.

Diese Ausstellung ist ein außergewöhnliches Installationsprojekt, das in sieben Räumen unterschiedliche Themen der Maori-Kultur behandelt. Dabei gelingt es ihm, durch die gemeinsam mit dem Kurator Reinhard Blumauer ausgewählten Gegenstände aus dem Bestand des Weltmuseums die historische Verbindung zwischen Neuseeland und Österreich aufzuzeigen und verschiedene Aspekte der Maori-Kultur zu vermitteln. Ergänzt werden diese durch Leihgaben aus dem Naturhistorischen Museum Wien, der Zoologischen Sammlung des Departements für Evolutionsbiologie der Universität Wien und aus dem Heeresgeschichtlichen Museum.

Auch die Herkunft der ausgestellten Objekte wird zum Thema gemacht. Es handelt sich bei diesen Gegenständen überwiegend um Prestige-Objekte der Maori-Kultur, die Gegenstand des Tauschhandels waren und vor allem im Austausch von Gütern in das Museum gelangt sind. Über sich selbst sagt George Nuku, er sei “Der Einheimische, der den Kolonisator beobachtet, der den Einheimischen beobachtet”. Wir könnten zwar nicht in die Vergangenheit zurückgehen, als Antwort darauf nehme er aber die Vergangenheit auf bringe sie und in die Gegenwart.

George Nuku, Oceans. Collections. Reflections. Ausstellungsansicht Weltmuseum Wien © Foto: Jonas Thiller

Für die in sieben Räume gegliederte Ausstellung hat er ein Konzept entworfen, das Themen aus der Maori – Kultur und die Beziehung zu Österreich aufgreift. Begleitet wird man durch die Ausstellung von den von George Nuku verfassten Saaltexten.

“Das große Blau”, der Bezeichnung der Völker Ozeaniens für den Pazifik, und dessen Bedeutung für die Maori ist der erste Raum gewidmet, der als Symbolik das Kanu (Waka) gewählt hat; das erste, aus herkömmlichen Materialien gefertigte Kanu repräsentiert die Vergangenheit, die Gegenwart wird in einem zweiten Kanu durch die Verschmelzung von alten (Holz) und neuen Teilen (Plastik) dargestellt, die Zukunft durch ein Kanu ganz aus Plastik. “Jäger und Sammler” ist eine Hommage an die Reisen der Novara-Expedition und der Forschungsreisenden Ferdinand von Hochstetter und Andreas Reischek im 19. Jahrhundert, die das Bild von Neuseeland in Österreich nachhaltig beeinflussten. “Die Welt der Natur” vermittelt die in der Weltsicht der Maori untrennbare Verbindung von Kultur und Natur . “Furchtlose Reisende” erzählt die Geschichte von zwei Maori-Männern, die 1858/59 die Novara-Expedition nach Wien zurückbegleiteten, vom Kaiser empfangen wurden und mit einer Druckerpresse im Gepäck heimkehrten. Der Raum “Die Unterwelt” ist der Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewidmet und befasst sich u.a. mit dem Moko, der Tätowierung, als Ausdruck der Beziehung zu den Vorfahren. Der letzte Raum, “Die Welt des Lichts” ist eine Zusammenschau der in der Ausstellung gezeigten Themen, Ideen und Ausdrucksformen.

George Nuku, Oceans. Collections. Reflections. Ausstellungsansicht Weltmuseum Wien © KHM-Museumsverband

In der Säulenhalle im Eingangsbereich befindet sich eine Installation aus geschnitzten, transparenten Plexiglaskugeln zum Thema “Pandemie”: “Die Verpackungen aus Kunststoff stehen für die dringende Notwendigkeit, verantwortungsbewusst mit unserer Umwelt umzugehen. Die Pandemie kann als Ergebnis des menschlichen Drucks auf die Natur angesehen werden. Das Recycling von Kunststoffen ist einer der positiven Schritte, die wir umsetzen.” (Saaltext von George Nuku)

George Nuku, Oceans. Collections. Reflections. Ausstellungsansicht: Eingangshalle. Weltmuseum Wien © KHM-Museumsverband

Bei der Ausstellungsgestaltung hat er auf die Materialien Styropor, Plexiglas und Plastik zurückgegriffen, einerseits aus praktischen Gründen, weil sie in den Museen vorhanden sind; andererseits auch, weil sie für ihn ein besonderes Material unserer Zeit sind, dem er in seinem Werk einen entsprechenden Stellenwert gibt. Seine Werke sind aus Plexiglas und Polystyrol handgeschnitzte Kunstwerke, mit der die Präsentation zu einem Gesamtkunstwerk wird.

Ein integraler Aspekt seiner Arbeit, die auch in der Vorbereitung der Ausstellung in Wien wesentlich war, ist seine Zusammenarbeit mit Freiwilligen, die sie nach seinen Entwürfen umsetzten. Dies ist aufgrund der großen Arbeitsaufwandes bei der der Herstellung der Objekte notwendig, gleichzeitig war diese Zusammenarbeit auch Teil der Kunst-Vermittlung. Insgesamt haben 116 Freiwillige an der Entstehung der Ausstellung mitgearbeitet: “Die Freiwilligen haben Herz und Seele darin gesteckt, die Schönheit dieses scheinbar banalen Stoffes (Kunststoff, Anm.) freizulegen. Allein könnte ich das alles gar nicht schaffen. Gleichzeitig bin ich mittlerweile süchtig nach der absoluten Gleichberechtigung dieser Arbeitsweise.” Nachzusehen im “The Making of” auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=WFgwSB1-2Xo

George Nuku, Oceans. Collections. Reflections. Ausstellungsansicht. Weltmuseum Wien © KHM-Museumsverband

Das von George Nuku gestaltete inhaltliche und künstlerische Konzept der Ausstellung ist ein Meilenstein in der Präsentation von Objekten anderer Kulturen mit dem es gelungen ist, den Weg von ethnographischen Museen in die Zukunft zu bereiten. Mit der Thematisierung der Beziehung zwischen Museen und Ursprungsgemeinschaften und der Ermöglichung dieser Ausstellung hat das Weltmuseum Wien unter seinem wissenschaftlicher Direktor, Jonathan Fine, einen richtungsweisenden neuen Weg eingeschlagen.

Die Ausstellung ist bis 31. Jänner 2023 im Weltmuseum Wien zu sehen!

Adresse: Heldenplatz, 1010 Wien https://www.weltmuseumwien.at/

Öffnungszeiten: täglich außer Mittwoch 10:00 bis 18:00 Uhr, Dienstag: 10:00 bis 19:00 Uhr

Für Kinder gibt es in der Ausstellung gibt es einen wunderschön gestalteten Begleitporello und auf der Ausstellungsseite der Homepage tolle Vorlagen zum Herunterladen und Ausmalen!

Katalog: George Nuku. Oceans. Collections. Reflections. Hg. Reinhard Blumauer, George Nuku, Jonathan Fine. Sonderausstellung WMW 2022

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