Lovis Corinth

Lovis Corinth

Das Leben, ein Fest!

Die derzeit im Belvedere laufende Sonderausstellung mit dem Titel “Das Leben, ein Fest!” gibt einen Einblick in das Lebenswerk von Lovis Corinth, seine künstlerische Entwicklung und die Themenbereiche, mit denen der sich Zeit seines Lebens beschäftigt hat. Gleichzeitig ist die Ausstellung eine Würdigung des großen Künstlers, dessen Lebensmotto war: “Was immer Du tust, tue es gut und bedenke das Ende”.

Lovis Corinth wurde 1858 in Tapiau (Kaliningrad) in Ostpreußen geboren, wo er auch zur Schule ging. In seiner Selbstbiographie schreibt er über die Beendigung des Gymnasiums: “Leider muss ich gestehen, dass ich und die Lehrer uns sehr freuten, einander aus dem Gesichtsfeld zu kommen.” Schon früh hatte sich sein künstlerisches Talent gezeigt und unterstützt von seinem Vater besuchte er ab 1876 die Akademie in Königsberg. Dort erhielt er eine fundierte, traditionelle Ausbildung in gegenständlicher Malerei, Historienmalerei und Aktzeichnen. 1880 wechselte er an die Münchner Akademie, da München damals neben Paris als das fortschrittlichste Zentrum für Malerei galt. In München, später in Antwerpen und Paris setzt er seine Ausbildung fort.

Lovis Corinth, Selbstporträt, 1920-1921 © Belvedere, Wien

Im Jahr 1891 lässt er sich in München nieder. Die Anfangsjahre in München sind zwar von großer Produktivität geprägt, gestalten sich aber auch schwierig. 1882 wurde er Gründungsmitglied der Münchner Secession. Da er im gleichen Jahr zur Ausweitung der Ausstellungstätigkeit auch die “Freie Vereinigung” mitbegründet, wird er aus der Secession ausgeschlossen.

Die “Kunstpolitik” in Form der Zensur durch den Staat und die Ränkespiele zwischen den Künstlerkollegen sind Teil seines künstlerischen Lebens. Er schreibt dazu: “Der Kampf ums Dasein zwingt den Künstler, sein Bestes zu bringen, und so ist der Wettlauf auf das Äußerste gespannt…Aber die Konkurrenz braucht leider oft gewundene Wege: Neid und Missgunst werden mit allen Mittelchen angewendet, um den Gegner rücksichtslos zu Fall zu bringen. Es ist bekannt dass unter den Künstlern aller Systeme die größten Machenschaften im Schwange sind und die größten Intrigen gesponnen werden.”

Dies findet seine Fortsetzung auch in Berlin, wo er sich ab 1901 niederlässt. In Berlin wird er Mitglied der Berliner Secession, ein Jahr später Mitglied des Vorstands und in den Folgejahren auch dort in die Auseinandersetzungen verstrickt. Bereits 1900 hatte er eine erste Ausstellung in Berlin in der Galerie von Paul Cassirer, die ihn in der Folge auch weiterhin vertritt. In Berlin gründet er eine eigene Malschule, die er bis 1914 sehr erfolgreich führt und gibt das Buch “Das Erlernen der Malerei” heraus. “Für mich war die Malschule zugleich ein Arbeiten an mir selbst…Auf jeden Fall rate ich einem Künstler, seine letzte Vollendung durch Unterricht selbst zu erringen zu suchen”.

Eine seiner ersten Schülerinnen war Charlotte Berend, die er 1904 heiratet. Im gleichen Jahr kommt Sohn Thomas, im Jahr 1909 Tochter Wilhelmine zur Welt. Charlotte Corinth-Berend hat nach der Verehelichung ihre eigene künstlerischen Karriere aufgegeben, um Lovis Corinth zu unterstützen, der sich zu dieser Zeit in Berlin gesellschaftlich und künstlerisch etablieren konnte.

Einen wesentlichen Einschnitt in seinem Leben brachten ein schwerer Schlaganfall Jahr 1911 mit langer Rekonvaleszenz und danach die Jahre des Ersten Weltkriegs. 1918 fand aus Anlass seines 60. Geburtstages in der Berliner Secession eine große Retrospektive seiner Werke statt. Ab dem Jahr 1919 verbringt er mit seiner Familie die Sommer am Walchensee in Bayern, wo er Lovis Corinth starb 1925 in Zandvoort in den Niederlanden.

Lovis Corinth, Dame am Goldfischbassin, 1911 Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

In der Ausstellung im Belvedere ist anhand von 53 Gemälden nachzuvollziehen, welch vielseitiger und unangepasster Künstler Lovis Corinth war, der seinen Malstil während seiner gesamten Schaffenszeit weiterentwickelte und durch die den von ihm gewählten Themen die Vielschichtigkeit des Lebens darstellte. Seine Themen reichen von der Historienmalerei, Aktbildern, Stillleben, Familienbildern, Porträts und Selbstporträts bis hin zu Landschaftsbildern. Es ist ein ganz besonderer Verdienst der Ausstellung im Belvedere, die Entwicklung des Künstlers von seinen Anfängen bis zur seinem Spätwerk anhand der Motive seiner Arbeiten nachvollziehbar zu machen. Besonders eindringlich zeigt sich diese Entwicklung durch seine Selbstporträts, die er immer wieder um seinen Geburtstag herum gemalt hat.

Das Leben war für Lovis Corinth nicht nur ein Fest: “Ich war nicht wenig erstaunt , dass alle Welt mich aus meinen Arbeiten einen starken Lebensbejaher nannte. In der Tat war ich, ich kann wohl sagen seit meiner Kindheit, von schwerster Melancholie heimgesucht”. Seine Hoffnung, ein “Lebensbejaher” zu bleiben, hat sich erfüllt. Er hat über 1000 Gemälde geschaffen und fast ebenso viele Aquarelle, Zeichnungen und Graphiken. Außerdem schrieb er eine Reihe von Büchern und Aufsätze in verschiedenen Zeitschriften der Kunstszene.

Obwohl gerade er sich für eine eigenständige deutsche Kunst eingesetzt hatte und ein bedeutender Vertreter deutscher Kunst war, galt Lovis Corinth in der Zeit des Nationalsozialismus aufgrund seines Spätwerks als “entarteter Künstler”.

Die Ausstellung ist bis 3. Oktober 2021 im Oberen Belvedere zu sehen!

Adresse: Belvedere, Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien https://www.belvedere.at/

Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag täglich 10:00 – 18:00 Uhr (bis Ende August auch am Montag)

Katalog: Lovis Corinth. Das Leben ein Fest! Life, a Celebration. Hg. Stella Rollig, Alexander Klee, Andrea Jahn. Verlag Buchhandlung Walther und Franz König. 2021

Literatur: Lovis Corinth, Selbstbiographie. Leipzig: Hirzel 1926 http://www.zeno.org/Kunst/M/Corinth,+Lovis/Selbstbiographie

Lovis Corinth, Walchensee, Blick auf Wetterstein, 1921 Saarlandmuseum – Moderne Galerie, Saarbrücken, Foto: Tom Gundelwein

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