Luft und Wind

Luft und Wind

Wenn der Wind weht

Luft ist eines der Elemente, ohne die es kein Leben auf der Welt gäbe. Für uns nicht sichtbar umgibt sie uns doch immer. Es ist eine besondere Herausforderung für KünstlerInnen, sich mit diesem Element zu beschäftigen. Die Ausstellung “Wenn der Wind weht”, die derzeit im Kunst Haus Wien gezeigt wird, eine Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien, hat zum Thema Wind, Luft und Atem 22 künstlerische Positionen versammelt, die sich auf unterschiedliche Weise diesen Themen nähern.

Die Kuratorinnen der Ausstellung, Verena Kaspar-Eisert vom Kunst Haus Wien und Liddy Scheffknecht von der Universität für angewandte Kunst Wien, haben dazu KünstlerInnen aus Europa, Australien und den USA eingeladen, die dieses Thema in seiner Vielfalt und mit seinen unterschiedlichen Facetten ausloten.

Die Verbindungen der Menschen zum Element Luft, zu Atem und Wind, werden durch eigene Erfahrungen und Empfindungen, durch Geschehnisse, die Erkenntnisse wissenschaftliche Forschung, aber auch durch Erzählungen und Mythen und heute besonders durch die Auswirkungen des Klimawandels und der zerstörerische Kraft des Windes geprägt. Die Beschäftigung mit diesen Fragen und die Sichtbarmachung dieser Beziehungen durch die Künstlerinnen erfolgt auf unterschiedliche Art und Weise wie beispielweise durch Fotografien, Wandcollagen, Filme und Installationen. Mit ihren unterschiedlichen Zugängen machen sie das unsichtbare Element Luft erfahrbar. Um dies zu veranschaulichen, möchte ich einige dieser unterschiedlichen Zugänge hervorheben.

Eduardo Leal hat auf der 3.600m hoch gelegenen Hochebene Altiplano, die zwischen Südost-Peru und West-Bolivien liegt, Plastiksäcke bei Sonnenunteruntergang fotografiert, die der Wind über weite Distanzen getragen hat und die sich in den Büschen verfangen haben. Die Plastiksäcke verunstalten die Landschaft, sie bedeuten den Tod für Pflanzen und Tiere und stellen eine Belastung für die Umwelt dar, die noch lange andauern wird, da ihre Zersetzung Jahrhunderte dauern wird. Mit der besonderen Ästhetik der Aufnahmen gelingt es dem Künstler, diese Problematik eindrücklich vor Augen zu führen:

Eduardo Leal, aus der Serie Platic Trees, 2014. c Eduardo Leal

Einen anderen Zugang hat die Fotografin Hoda Afshar für ihr Werk gewählt. Ihre Fotografien, die auf den Inseln der Straße von Hormus im Südiran entstanden sind, stellen die Schönheit der vom Wind geprägten Landschaft und eine Kultur, die über 100 Winde mit ihren Eigenschaften und Auswirkungen mit Namen versehen hat, in den Mittelpunkt und fangen die Spuren des Windes auf sehr poetische Art ein.

Hoda Afshar, aus der Sereie Speak the wind, 2015-2020. c Hoda Afshar

Karin Fisslthaler hat ihrem Film “I Can Feel It Coming” den Wind bzw. die Dinge, die von ihm bewegt werden, in einzelnen Szenen eingefangen, die auf vierzig Quadrate vervielfacht gleichzeitig abgespielt werden und damit einen eigenen Rhythmus entwickeln. Mit der Vielfalt der gewählten Motive wie Schmetterling, Vögel, Wolken, Bäume, Sträucher, Gräser, Sand, Blätter, Vorhang und sogar einer kleinen fliegenden Hexe gelingen ihr unglaublich ästhetische und berührend schöne Bilder zum Thema Wind.

Ayumi Ishii hat für ihr Werk “The Breath From Which The Clouds Are Formed” durch die Verwendung von auf Wärme reagierendes Papier ihren eigenen Atem für die Erstellung verwendet. Der Atem der Künstlerin bildete sich auf diesem Papier ab, da bei einer Temperatur von 25 Grad Celsius die Farbe der blauen Oberfläche weiß wird. Dieser Moment wurde von der Künstlerin fotografisch festgehalten und die wolkenartigen Bilder von Atem mit Fotografien von Wolken gemischt und zu einem Gesamtbild zusammengestellt:

Ayumi Ishii, The Breath From Which the Clouds are Formed, 205/2019. c Ayumi Ishii

Einen ebenfalls bemerkenswerten Zugang wählte Susan Walsh durch die Verwendung von Spezialpapier, Haftmittel und Kohlepulver. Durch den Wind wird das Kohlepulver, je nachdem, wie stark und aus welcher Richtung der Wind weht, auf dem Papier verteilt und es entsteht damit eine einzigartige Zeichnung:

Susan Walsh, Wind Drawing #9. Beacon, New York, c Susan Walsh

Mit dem Film “Irma to Come in Earnest” aus dem Jahr 2017 hat Julius von Bismarck durch die Verwendung von Slow Motion Aufnahmen eine ungewohnte Sicht auf diesen verheerenden Sturm festgehalten; es sind Bilder von eigenartiger Schönheit, die einen die Bedeutung des Begriffs “schrecklich schön” verstehen lassen.

Es gibt aber auch jene Bilder, die die Folgen von Stürmen dokumentieren, wie “Immer noch Sturm” von Peter Piller, und jene von Sjoerd Knibbeler, der auf verschiedenste Art und Weise Luft und Wind sichtbar macht:

Sjoerd Knibbeler, Current Study ‘3, 2013. c Sjoerd Knibbeler

Die Ausstellung ist noch bis 28. August 2022 im Kunst Haus Wien zu sehen!

Adresse: Kunst Haus Wien. Museum Hundertwasser. Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien https://www.kunsthauswien.com/de/besuch/zeiten-preise/

(Anfahrt: U4 oder U1 bis Schwedenplatz, dann Straßenbahnlinie 1 Richtung Prater Hauptallee bis Radetzkyplatz, dann etwa 5 min zu Fuß; Weg ist ausgeschildert)

Öffnungszeiten: täglich 10:00-18:00 Uhr

Publikation: Liddy Scheffknecht, Ernst Strouhal (g.), Wenn der Wind weht. de Gruyter Verlag. Berlin/Wien 2022

Links:

Trailer zur Ausstellung (29 sec) https://www.youtube.com/watch?v=LB1mXlnjVRE

KünstlerInnen: Unter dem Motto #AsktheArtist sprechen Künstler:innen über ihre Arbeiten, die im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden:

Jana Hartmann, Master the Elements (2:16 min, deutsch) https://www.youtube.com/watch?v=_25o4j35XCY

Eduardo Leal, Plastic Trees (2:10 min, englisch) https://www.youtube.com/watch?v=AxPEGLhSYJo

Emily Parsons-Lord, The Confounding Leaving (2:32, englisch) https://www.youtube.com/watch?v=PARaMuiCwTk

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