Marie Bracquemond

Marie Bracquemond

Malerin, Impressionistin

Die Malerei des Impressionismus entwickelte sich als Gegenbewegung zur realistischen, von den Pariser Salons anerkannten, akademischen Malerei im 19. Jahrhundert. Sie unterschied sich von dieser durch die Themen die von den KünstlerInnen aufgegriffen wurden, die im Gegensatz zur akademischen Malerei nicht literarische und historische Themen darstellten, sondern des Alltagsleben der Menschen, ihre Freizeitbeschäftigungen, Landschaften, die moderne Großstadt, Architektur und Technik. Wichtig für den Impressionismus waren zwei einschneidende Entwicklungen: die der Fotografie und die der synthetischen Farben in der Tube. Durch die Fotografie konnte sich die Malerei zunehmend von der reinen Abbildung lösen. Gleichzeitig wurde durch die Fotografie auch ein anderer Blick auf die Welt eröffnet, wie beispielsweise durch Wiedergabe von Ausschnitten eines Geschehens oder dem Einfangen von bestimmten Augenblicken. Durch die Entwicklung von Tubenfarben und die Verwendung kleinerer Leinwände wurde der Transport vereinfacht und die “Plein air”-Malerei, die Freilichtmalerei, d.h. das Malen in der Natur, möglich. Damit konnten Lichtstimmungen eingefangen und bestimmte Beobachtungen wiedergegeben werden. Es kamen hellere Farben zum Einsatz, die harmonisch abgestimmt wurden. Auch der Farbauftrag veränderte sich, er wurde lockerer und skizzenhafter.

Bei der Beschäftigung mit dem Impressionismus sind es vor allem Künstler wie Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, Edgar Degas oder Alfred Sisley, die meist genannt werden. Die ebenso bedeutenden Malerinnen Mary Cassatt, Berthe Morisot, Eva Gonzalez und Marie Bracquemond standen lange Zeit weniger im Rampenlicht. Besonders Marie Bracquemond und ihr Werk waren bis in die 1980er Jahre weitgehend vergessen.

Marie Bracquemond. Foto. Quelle: wikiart.org

Marie Quivoron wurde 1840 in der Bretagne geboren. Nachdem ein Jahr nach ihrer Geburt ihr Vater verstorben und ihre Mutter wieder geheiratet hatte, lebte die Familie an verschiedenen Orten in Frankreich und in der Schweiz, bis sie sich in Étampes in der Nähe von Paris niederließ. Dort erhielt Marie ab 1854 durch den Maler Auguste Vassort ihren ersten Malunterricht. Später besuchte sie das Studio des Malers Jean Auguste Dominique Ingres, der sie förderte. Bereits im Jahr 1859 konnte sie ein erstes Bild, ein Familienporträt, im Pariser Salon ausstellen, wo ihre Werke auch in den Jahren 1864-1869 und 1874 und 1875 akzeptiert und ausgestellt wurden. Nachdem sie das Studio von Ingres verlassen hatte, erhielt sie verschiedene Aufträge, darunter auch einen von Kaiserin Eugenie.

Marie Bracquemond, Selbstbildnis, 1870. Quelle: wikiart.org

Einer ihrer Aufträge führte sie in den Louvre, wo sie alte Meister kopieren sollte. Dort lernte sie Felix Bracquemond kennen, den sie im Jahr 1869 heiratete. Im Jahr 1870 kam ihr Sohn Pierre zur Welt. Danach arbeitete sie als Zeichenlehrerin. Zudem machte sie gemeinsam mit ihrem Mann, der 1871 künstlerischer Direktor der Porzellanmanufaktur Sèvres und 1872-1881 als künstlerischer Leiter der Porzellanmanufaktur Haviland tätig war, Entwürfe für die Bemalung von Tellern und Tafelservice. Für die Weltausstellung von 1878 fertigte sie die Entwürfe für große Fayence-Kacheltafeln an.

Marie Bracquemond, Selbstbildnis vor Staffelei. Public domain via Wikimedia Commons

Zur gleichen Zeit begann sie mit der Plein air-Malerei, wobei sie vor allem von den Werken ihrer Mentoren, Claude Monet und Edgar Degas, beeinflusst wurde. Im Gegensatz zu anderen impressionistischen MalerInnen behielt sie jedoch die taditionelle Vorbereitung der Bilder, Entwürfe und Vorzeichnungen, bei. Viele ihrer Werke entstanden in ihrem Garten oder in der näheren Umgebung in Sèvres.

1879 stellte sie erstmals – auf Einladung von Edgar Degas – in einer Ausstellung der Impressionisten aus, und war auch 1880 und 1886, in diesem Jahr sogar mit 6 Werken, in der Ausstellung der Impressionisten vertreten. Bereits 1881 konnte sie auch 5 ihrer Werke in der Dudley Gallery in London zeigen.

Sowohl sie als auch ihr Mann war Teil des Kreises der Impressionisten, kannten sowohl die MalerInnen als auch ihre Werke. Alfred Sisley, der ebenfalls in Sèvres wohnte, wurde von ihr gemeinsam mit seiner Frauen in dem Bild “Unter der Lampe” porträtiert. Durch ihren Mann lernte sie Paul Gaugin kennen, der sie ermunterte, eine hellere Farbpalette zu verwenden. Von ihm lernte sie auch eine Vorbereitung Leinwand, mit der es ihr gelang, in ihren Bildern jene intensive Farbigkeit zu erreichen, die sich in ihrem Spätwerk, das in den Jahren 1897-1890 entstand, zeigt.

Marie Braquemond über den Impressionismus: “Der Impressionismus hat nicht nur eine neue, sondern auch eine sehr nützliche Sichtweise hervorgebracht. Es ist, als ob sich auf einmal ein Fenster öffnet und die Sonne und die Luft ins Haus strömen.”

Marie Bracquemond, Iris in einer Vase, 1886.
Quelle: wikiart.org

Geprägt waren diese Jahre aber nicht nur durch künstlerische Weiterentwicklung und Erfolge, sondern auch durch ein zunehmend unerträgliches Verhalten ihres Ehemanns ihr gegenüber, das sich wohl aus seiner Eifersucht über den Erfolg seiner Frau und seiner Ablehnung ihrer impressionistischen Malerei entwickelte. Als Kupferstecher war er ein Verfechter realistischer Gravuren und kritisierte seine Frau für ihren künstlerischen Weg. Das ging soweit, dass er sich weigerte, Besuchern ihre Werke zu zeigen. Zermürbt von seiner Missgunst gab sie um 1890 ihre künstlerische Tätigkeit auf. Trotzdem setze sie sich Zeit ihres Lebens für den Impressionismus ein. Sie starb 1916 in Sèvres.

Ihre Werke werden heuten zu den Meisterwerken den Impressionismus gezählt und befinden sich in so bedeutenden Museen wie dem Musee d´Orsay in Paris, im Musée du Petit Palais, Paris, im Musée du Petit Palais, Genf, im Metropolitan Museum of Art, New York, Smith College Museum of Art, Massachusetts, in der Galleries Maurice Sternberg, Chicago, und im Art Institute of Chicago.

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