Lebensmittelmüll?

Lebensmittelmüll?

Nahrung, Konsum und Umwelt

Die derzeit im Naturhistorischen Museum unter dem Titel “Ablaufdatum – Wenn aus Lebensmitteln Müll wird” gezeigte Ausstellung ist einer zentralen gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit, der globalen Verschwendung von Lebensmitteln, gewidmet.

Plakat zur Ausstellung ©NHM Wien

Sie führt vor allem vor Augen, wie die heutige Lebensmittelproduktion mit Umwelt- und Naturschutz und dem Klimawandel in Verbindung steht. Vor allem macht diese Ausstellung aber betroffen: Wenn beispielweise auf Schautafeln zu lesen ist, dass in den österreichischen Haushalten jährlich 206.000 Tonnen (!) vermeidbare Lebensmittelabfälle anfallen, in Wien täglich so viel Brot weggeworfen wird, dass damit ganz Graz versorgt werden könnte und der Lebensmittelmüll eines einzigen großen Supermarkts schätzungsweise 500-600 Tonnen im Jahr beträgt. Stellt man dem gegenüber, dass auf dieser Welt alle 13 Sekunden ein Kind an Hunger stirbt, wird das Ausmaß dieser Vergeudung und ungerechten Verteilung greifbar.

Das Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht. Viel zu viele Menschen auf dieser Welt haben aber weder genügend, noch gesunde Nahrung. Davon sind auch in Österreich rund 500.000 Menschen betroffen. Wie dem zur Ausstellung erschienen Blog zu entnehmen ist, werden weltweit jährlich etwa 1,3 Milliarden Tonnen der für den menschlichen Verbrauch gedachten Lebensmittel weggeworfen. Ein Viertel dieser Menge würde ausreichen, um die 821 Millionen hungernden Menschen ausreichend zu versorgen!

Ausstellung „Ablaufdatum. Wenn aus Lebensmitteln Müll wird“ © NHM Wien / A. Schumacher

In der Ausstellung wird Wissen über die Entwicklung der Landwirtschaft hin zur industriellen Landwirtschaft, die Lebensmittelproduktion und -überproduktion und die Veränderung der Essgewohnheiten vermittelt. Gleichzeitig werden die Folgen der industrialisierten Landwirtschaft, der dafür benötigte Ressourcenverbrach und die sozialen Folgen thematisiert.

Hier zwei Beispiele: 70 % des Wassers, dass Menschen jähtlich verbrauchen, werden in der Landwirtschaft benötigt: für 1 kg Kartoffel 287 Liter Wasser, für 1 kg Rindfleisch 15.514 Liter! Mit dem Ertrag von 1 Hektar Land können pro Jahr 19 bis 22 Personen mit Reis oder Kartoffeln versorgt werden; umgerechnet ebenfalls 1 Hektar Land pro Jahr braucht es für die Versorgung von 1-2 Personen mit Lamm- oder Rindfleisch.

Am konkreten Beispiel von Organgen, Tomaten und Avocados, wird vor Augen geführt, dass erst moderne Sklaverei, die Anlegung von Plantagen und der massive Einsatz von Insektiziden und Pestiziden die niedrigen Preise in unseren Supermärkten garantieren.

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In einem weiteren Teil der Ausstellung lernen wir über Ablaufdatum und Haltbarkeitsfristen. Während das Verbrauchsdatum für leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Rohmilch von zentraler Bedeutung ist, da die Lebensmitteln danach gesundheitsgefährdend sein können und entsorgt werden müssen, verhält es sich mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum anders. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eine Garantie des Herstellers, dass bis zu dem auf dem Produkt angegebenen Zeitpunkt die Produkteigenschaften erhalten bleiben. Trotzdem wird es oft fälschlich mit einem Verfallsdatum gleichgesetzt und aus diesem Grund viele noch genießbare Lebensmittel aus diesem Grund weggeworfen.

In einem weiteren Abschnitt der Ausstellung geht es um die richtige Lagerung und Haltbarmachung von Lebensmitteln und um Alternativen im Bereich der Verpackung von Lebesnmitteln zur Vermeidung von Plastikmüll. Es werden auch Alternativen zur Lebensmittelverschwendung gezeigt, wie die Wiener Tafel – den Verein für sozialen Transfer. Der vor mehr als 20 Jahren gegründete Verein übernimmt nimmt Warenspenden von Handel, Industrie und Landwirtschaft Firmen und versorgt 19.000 Armutsbetroffene und rund 100 Sozialeinrichtungen im Großraum Wien http://wienertafel.at .

Das Naturhistorische Museum hat mit dieser Ausstellung von der Naturgeschichte ausgehend den Bogen zu den uns alle heute betreffenden Fragen unserer Nahrung und Ernährung, ihrer Produktion, zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit gespannt. Auch bei der Gestaltung der Ausstellung wurde darauf geachtet, indem soweit möglich umweltschonende Materialien und recycelte Ausstellungsmöbel verwendet wurden.

Zur Ausstellung sind eine 24-seitige Broschüre zur Ausstellung zum Preis von € 4,- erschienen, in der die in der Ausstellung behandelten zusammengefasst sind.

Zur Ausstellung gibt einen ausgezeichneten Blog mit einer Vielzahl von hochinteressanten Beiträgen: https://www.nhm-wien.ac.at/ablaufdatum/blog

Online-Rundgang: Zur Ausstellung wurde ein Rundgang durch die Sonderausstellung veröffentlicht, der kostenfrei auf YouTube zu sehen ist: https://www.youtube.com/watch?v=k1DAadQ3UxE

Die Ausstellung ist bis 16. Mai 2021 zu sehen!

Adresse: Naturhistorisches Museum Wien, Burgring 7, 1010 Wien http://www.nhm-wien.ac.at

Öffnungszeiten: Mittwoch – Montag 9:00 – 18:30 Uhr, Dienstag geschlossen

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