Zeichen der Zeit

Zeichen der Zeit

Aquileia – UNESCO-Weltkulturerbe

Geschichte, unsere Geschichte, begegnet uns auf vielfache Art und Weise. Baudenkmäler, Statuen, Mosaike, Inschriften und Dokumente erzählen uns von dem Leben, den Ideen und dem Glauben der Menschen, die lange vor uns gelebt haben. Unsere Aufgabe ist es, die Frage zu stellen, was diese Zeugnisse unserer Kultur heute noch für uns bedeuten, was sie uns vermitteln und uns zu sagen haben. Ist es nur ein Blick in längst vergangene Zeiten? Können wir darin Wurzeln der westlichen Zivilisation erkennen? Gibt es historische Verbindungen mit der Geschichte Österreichs?

In Aquileia in der Region Friaul-Julisch Venetien in Italien treffen sich römische Ausgrabungen mit (früh)christlicher Kunst. Gleichzeitig zeigen sich im Laufe der Geschichte auch verschiedene Berührungspunkte mit der österreichischen Geschichte. In der Folge ein kurzer, beispielhafter Einblick:

Besiedelt war dieser Gegend schon ab dem 8. Jahrhundert vor Christus. In römischer Zeit wurde 181 vor Christus an diesem Ort eine Militärkolonie zur Verteidigung gegründet, die in den nächsten 150 Jahren zunehmend an Bedeutung gewann, eine der reichsten und größten Städte des römischen Imperiums wurde, zeitweise kaiserliche Residenz und in den Jahren 27 bis 14 vor Christus Hauptstadt der Region Venetia et Histria war. Damit verbunden war ein über die nächsten zwei Jahrhunderte anhaltender wirtschaftlicher Aufschwung, der sich durch in Ausgrabungen gemachte Funde nachvollziehen lässt. Heute führt mitten durch das ehemalige Forum Romanum die Hauptverkehrsstraße von Grado nach Udine hindurch.

Der Aufstieg des Christentums bedeutete auch eine einschneidende Veränderung für Aquileia. Unmittelbar nachdem im Jahr 313 nach Christus mit dem Toleranzedikt von Mailand den Christen Religionsfreiheit gewährt wurde, wurde mit der Errichtung einer Basilika begonnen. Die Missionierung des Gebietes des heutigen Österreichs, der damaligen römischen Provinz Noricum erfolgte von Aquileia aus. Eine wichtige Handelsstraße führte von Aquileia über die Stadt Virunum (heute Maria Saal bei Klagenfurt) zur wichtigen römischen Stadt Vindobona und weiter nach Carnuntum.

Nach der Zerstörung durch die Hunnen und der Flucht der Bevölkerung und der Bischöfe nach Grado im Jahr 452 und einer innerkirchlichen Krisen, in deren Verlauf die Bischöfe von Aquileia den Patriarchentitel annahmen, d.h. Aquileia war damit sowohl Erzdiözese der katholischen Kirche als auch kirchlicher Staat, der bis 1751 bestand. Nach einem Überfall durch die Ostgoten erfolgte der Einfall der Langobarden 568 die Gründung des Langobardenreiches. Nachdem diese unter Karl dem Großen besiegt wurden, begann 787 die Herrschaft die Karolinger über dieses Gebiet, deren Herrschaftsbereich auch große Teile des heutigen Österreichs umfasste.

Zu Beginn der 9. Jahrhunderts begann dann durch den Patriarchen von Aquileia auch der Wiederaufbau der Basilika im romanischen Stil. Damals wurde auch die Krypta (Unterkirche) errichtet, die im 12. Jahrhundert mit bis heute erhaltenen Fresken geschmückt wurde. Als die Basilika durch ein Erdbeben stark beschädigt wurde, erfolgte in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Restaurierung im gotischen Stil. Nachdem die Kirchen und die dazugehörenden Gebäude an der gleichen Stelle errichtet wurden, konnte zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei Grabungen in der Basilika der rund 750 m2 große Mosaikboden freigelegt werden, dessen ältester Teil auf das 4. Jahrhundert nach Christus zurückgeht.

1420 wurde Friaul von Venedig erobert, wobei der östliche Teil mit Aquileia allerdings an die Grafen von Görz fiel. Aufgrund es eines Erbvertrages des letzten Grafen von Görz gelangte die Grafschaft im Jahr 1500 in den Besitz der Habsburger. 1747 wurde sie zur gefürsteten Grafschaft Görz und Gradisca erweitert. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war es Kaiserin Maria Theresia, die die Trockenlegung riesiger Gebiete um Aquileia zur Schaffung von fruchtbarem Ackerland anordnete; Ackerland, das bis heute bewirtschaftet wird. Im 19. Jahrhundert hatte die Grafschaft, als Kronland des Kaisertums Österreichs, als wirtschaftliches Hinterland von Triest als bedeutender Handelsstadt der österreichisch-ungarischen Monarchie besondere wirtschaftliche Bedeutung. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Kronland von Italien besetzt und 1919 durch den Friedensvertrag von Saint-Germain Teil des Königreiches Italien.

1998 wurde Aquileia von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Kommentare sind geschlossen.