Aktives Altern

Aktives Altern

Die Auswirkungen der Teuerung

Die Aufgabe wissenschaftlicher Studien ist es, auf der Grundlage von bisher erhobenen Daten, wissenschaftlicher Erkenntnisse und Theorien aktuellen Fragestellungen nachzugehen, durch eine Befragung Antworten zu finden und aufgrund der dadurch gewonnenen Erkenntnisse Maßnahmen anzuregen.

Im Rahmen der Studie “Selbstbestimmung und aktives Alter(n). Alter(n) in ökonomischen Krisensituationen” wurde der Frage nachgegangen, wie sich Selbstbestimmung und aktives Alter(n) unter den Bedingungen der aktuellen Teuerung gestalten. Konkret wurde untersucht, wie ältere Menschen in Österreich die aktuelle Teuerung erleben, welche Konsequenzen dies für ihre Alltagsgestaltung hat und welche Auswirkungen die Teuerung auf ihre Möglichkeiten der sozialen Teilhabe hat.

Unter der Projektleitung von Univ. Prof. Dr. Franz Kolland wurden von Rebekka Rohner, Viktoria Greber und Vera Gallistl die Daten für die vorliegende Studie im Januar/Februar 2023 anhand einer für die österreichische Bevölkerung zwischen 60 und 95 Jahren repräsentativen, standardisierten telefonischen Befragung von insgesamt 841 Personen erhoben und ausgewertet. Die Studienergebnisse wurden im Mai 2023 veröffentlicht.

Die Ergebnisse zeigen, dass die aktuelle Teuerung und ihre Folgen einen beträchtlichen Anteil der älteren Bevölkerung in Österreich betrifft. Dabei spielen bei der Einschätzung der veränderten Einkommenssituation vor allem das Alter, das Einkommen und das Geschlecht eine Rolle.

Die Unterschiede zur Situation vor dem Ukraine-Krieg eindeutig feststellbar: Für jene Personengruppe, die bereits vor dem Ukrainekrieg ein ungünstiges finanzielles Auskommen angegeben hat, hat sich nach fast einem Jahr von 16 % auf 37 % fast verdoppelt. Aber auch jene Gruppe, die vor dem Ukrainekrieg leicht bis sehr leicht mit ihren Finanzen ausgekommen ist, hat sich deutlich verringert, von 85 % auf 63%.

38 % der Befragten geben an, dass sie sehr schwer oder eher schwer mit ihren finanziellen Mitteln auskommen. Vor allem Personen mit niedrigem Einkommen und 60-74-Jährige haben eine Verschlechterung erlebt. Besondere Risikogruppen sind vor allem Frauen und Personen mit niedrigem Bildungsstand.

Außerdem hat sich gezeigt, dass sich zusätzliche finanzielle Belastungen im Alter auf die Gesundheit und besonders auf die psychische Gesundheit auswirken. Von der durch die Teuerung ausgelösten Krisensituation sind vor allem zwei Gruppen betroffen. Bei jenen, die bereits vor der Krise Probleme hatten, hat diese zu zusätzlichen psychischen Belastungen geführt. Ebenso betroffen sind jene, deren finanzielle Lage sich durch die Krise verschlechtert hat.

Gleichzeitig wurde durch die Befragung aber deutlich, dass auch im Alter das Potential besteht, aktiv und kompetent mit den sich zeigenden Krisen umzugehen. So geben 63% der Befragten an, verstärkt auf Lebensmittelpreise zu achten und 41 %, dass sie seltener außer Haus essen. Für eine große Gruppe älterer Menschen zeigt sich jedoch, dass aufgrund der zusätzlichen finanziellen Belastungen ihre Möglichkeiten, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen, verringert haben.

Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist daher, dass die Notwendigkeit besteht, zielgruppenspezifische Unterstützungsangebote für ältere Menschen zu schaffen um der Gefahr verstärkter sozialer Benachteiligungen entgegenzuwirken.

Link:

F. Kolland, R. Rohner, V. Greber, V. Gallistl: „Selbstbestimmung und Aktives Alter(n). Alter(n) in ökonomischen Krisensituationen“ https://www.digitaleseniorinnen.at/fileadmin/redakteure/Downloads/Selbstbestimmung_und_aktives_Altern_2023.pdf

Foto: Elisabeth Kolbry
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