Grandma Moses

Grandma Moses

Karriere mit 80

Anna Mary Robertson Moses (1860-1961) war eine der einflussreichsten amerikanischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Die Bezeichnung “Grandma Moses” hat mit ihrer Biografie zu tun, ist zu ihrem Markenzeichen geworden und keine Verniedlichung der Leistungen dieser Frau.

Anna Mary Robertson Moses (https://www.notablebiographies.com/Mo-Ni/Moses-Grandma.html)

Anna Mary Robertson wurde 1860 im County Washington geboren. Als Kind einer Farmersfamilie erhielt sie nur eine sehr rudimentäre Schulbildung, da Unterricht nur drei Monate im Sommer und drei Monate im Winter angeboten wurde und Mädchen während der Wintermonate oftmals nicht zur Schule geschickt wurden. Gleichzeitig musste sie schon sehr früh im Haushalt mithelfen. Bereits mit 12 Jahren wurde sie in den Dienst geschickt und arbeitete dann 15 Jahre an verschiedenen Stellen als Dienstmagd. Im Alter von 27 Jahren heiratete sie den Farmarbeiter Thomas Salmon Moses. Sie hatten 10 Kinder, von denen jedoch nur 5 das Erwachsenenalter erreichten. Sie bewirtschafteten die Farm bis zum Tod ihres Mannes im Jahr 1927. Als nach dem Tod ihres Mannes ihr jüngster Sohn die Farm übernahm, half sie weiterhin mit und erst ab 1936 begann sie mit Stickereien und etwas später mit dem Malen von Bildern. Damals war sie 76 Jahre alt.

Anna Mary Robertson Moses hatte zwar während ihres Lebens immer wieder verschiedene Objekte im Haushalt, wie ein Tablett, einen Krug oder eine Brandschutzplatte bemalt. Aber erst jetzt konnte sie “als Zeitvertreib” ihren künstlerischen Interessen nachgehen. Sie begann zuerst, Stickbilder nach eigenen Entwürfen anzufertigen. Erst als die Arbeit mit der Nadel durch eine fortschreitende Arthritis in den Händen immer mühsamer wurde, begann sie zu malen. Am Anfang arbeitete sie mit einfachsten Mitteln, verschenkte die Bilder an Freude und Bekannte, manchmal verkaufte sie sie auch – gemeinsam mit ihren selbstgemachten Marmeladen – auf dem Markt.

Als im Jahr 1938 das lokale Kaufhaus den Frauen die Möglichkeit bot, ihre selbstgemachten Produkte auszustellen und zu verkaufen, wurde auch Anna Mary Robertson Moses dazu eingeladen, einige Bilder auszustellen. Durch Zufall sah sie der amerikanische Sammler Louis J. Caldor, der diese und weitere Bilder von ihr kaufte, sie ermutigte, weiter zu malen und ihr auch bessere Farben und Pinsel zur Verfügung stellte.

Eine Auswahl dieser Werke zeigte er 1940 bei der nicht öffentlichen Ausstellung “Contemporary, Unknown Painters” im Museum of Modern Art in New York. Er bot die Werke auch verschiedenen Galleristen an, die sich jedoch durch das fortgeschrittene Alter der Künstlerin nicht für diese verwenden wollten. Erst Otto Kallir, einer der bedeutendsten Galeristen, der in New York die Galerie St. Etienne betrieb, erkannte das künstlerische Potential dieser Künstlerin und veranstaltete 1940 ihre erste Einzelausstellung unter dem Titel “What a Farm Wife Painted”.

Grandma Moses, Grandma Moses Goes to the Big City, 1946, oil on canvas, Smithsonian American Art Museum, Gift of the Kallir Family in memory of Otto Kallir, 2016.51, © Grandma Moses Properties

Es folgte eine weitere Ausstellung im Warenhaus Gimbels in New York, die ihre große Publizität einbrachte. Im Jahr 1940 wurde auch die Bezeichnung “Grandma Moses” zu ihrem Markenzeichen. Ein Journalist der New Yorker Zeitung Herald Tribune hatte herausgefunden, dass sie von ihrer Familie (5 Kinder, 9 Enkel und mehr als 30 Urenkel), Freunden und Bekannten so genannt wurde und verwendete diese Bezeichnung in einem Artikel über die Künstlerin.

Bis 1942 hatte Anna Mary Robertson Moses ihren eigenen Zugang zur Komposition von Bildern gefunden und ihren eigenen Stil entwickelt. Dieser zeichnet ich durch die Leuchtkraft der Farben, die Aufmerksamkeit für Details und eine besondere Lebendigkeit der Darstellung aus.

Im Jahr 1946 kam mit der Monographie über ihr Werk und der Verbreitung ihrer Bilder durch Postkarten für Weihnachten, Thanksgiving und Muttertag der Wendepunkt in ihrer Karriere. In den späten 1940er und 1950er Jahren waren ihre Bilder in Form von Postkarten und Reproduktionen in den USA weitverbreitet. Ihre Werke trafen den Zeitgeist: am Beginn des kalten Krieges vermittelten ihre Bilder Beständigkeit und Hoffnung in einer unruhigen Zeit. Durch die Medien – Zeitschriften, Radio und Fernsehen – wurde die Künstlerin zum ersten Medien-Star. Ihre Werke wurden in den folgenden Jahren in den Vereinigten Staaten und in Europa wurden 150 Einzel- und 100 Gruppenausstellungen gezeigt.

Grandma Moses, Christmas, 1958, oil and tempera on pressed wood, Smithsonian American Art Museum, Gift of Charles Nelson Brower in memory of Charles H. and Elizabeth N. Brower, 2015.49, © Grandma Moses Properties

“Erinnerung und Hoffnung” hat die Künstlerin als zentrale Elemente ihrer Kunst bezeichnet. Umgesetzt hat die Autodidaktin dies inhaltlich durch die Verbindung der Vergangenheit mit der Gegenwart und stilistisch durch die Verbindung von abstrakten mit naturalistischen Darstellungen in ihrer Kunst. Ihre mehr als 1.500 Bilder – Landschaften, Bilder von Orten und Häusern, Szenen als dem ländlichen Leben – zeigen sowohl ihre genaue Beobachtung der Natur und des Alltags der Menschen, als auch ihre ständige Weiterentwicklung als Künstlerin. Ihren Glauben an die Zukunft hat sie noch in ihrem letzten Bild, das sie im Alter von über 100 Jahren gemalt hat, ausgedrückt: Rainbow (Regenbogen).

I look back on my life like a good day’s work, it was done and I feel satisfied with it. I was happy and contented, I knew nothing better and made the best out of what life offered. And life is what we make it, always has been, always will be.” – Ich blicke auf mein Leben zurück wie auf ein gutes Tagewerk, es ist getan und ich bin zufrieden damit. Ich war glücklich und zufrieden, ich wusste nichts Besseres und machte das Beste aus dem, was das Leben bot. Und das Leben ist das, was wir daraus machen, das war immer so und wird immer so sein. (Grandma Moses)

Link:

Bennington Museum https://benningtonmuseum.org/collections-overview/collection-highlights/grandma-moses/

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