Armut in Österreich

Armut in Österreich

Auch wenn es generell so sein mag, dass Österreich zu den reichsten Ländern der Welt gehört, bedeutet das nicht, dass es in diesem Land keine Armut gibt.

Nach der Definition der Europäischen Union von Armut galten im Jahr 2022 1,6 Millionen Personen oder 17,5 % der Bevölkerung in Österreich als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet (die berechnete Armutsgefährdungsschwelle 2022 lag bei € 1.392,- für einen Einpersonenhaushalt pro Monat).

Jene Menschen, die am meisten von Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung betroffen sind, sind Personen, die in Einelternhaushalten leben (52%), Personen in Haushalten mit drei oder mehr Kindern (30%), alleinlebende Personen ohne Pension (29 % der Frauen, 27 % der Männer) und alleinlebende Frauen mit Pension (28%).

Nicht-Erwerbstätige haben generell ein höheres Risiko der sozialen Ausgrenzung. In dieser Gruppe der Nicht-Erwerbstätigen werden Menschen mit unterschiedlichem Alter und sehr unterschiedlichen Lebensumständen zusammengefasst. Die nachstehende Aufgliederung zeigt die Unterschiede und das Ausmaß der Betroffenheit von sozialer Ausgrenzung innerhalb jeder einzelnen Gruppe: Pensionist:innen (20%), Personen in Ausbildung (35%), ausschließlich im Haushalt tätige Personen (38%), aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht erwerbstätige Personen (61%) und Langzeitarbeitslose (67% bei ganzjähriger Arbeitslosigkeit).

Im Rahmen von EU-SILC, der EU-Gemeinschaftsstatisik über Einkommen und Lebensbedingungen (European Statistics on Income and Living Conditions), werden seit 2003 jährlich Informationen über die Lebensbedingungen der Menschen in Privathaushaushalten erhoben. In Österreich werden die Erhebungen in rund 6000 Haushalten durch die Statistik Austria durchgeführt.

Die vor einer Woche von der Statistik Austria veröffentlichten Daten für das Jahr 2022 zeigen die Auswirkungen der Teuerung. Im Jahr 2022 waren 201.000 Menschen, das sind 2,3% der Bevölkerung, erheblich materiell und sozial benachteiligt (im Jahr 2021 waren es noch 1,8% bzw. 160.000) . Besonders Frauen – mit einem Anteil von 47 % an dieser Gruppe – sind von materiellen und sozialen Benachteiligungen betroffen. Hinsichtlich der Lebensformen waren alleinlebende Frauen (ohne Pensionistinnen) und Einelternhaushalte am stärksten betroffen.

Konkret bedeutet das, das sich diese Personengruppen bestimmte Ausgaben nicht mehr leisten konnten, dazu gehören die Miete pünktlich zu bezahlen, eine angemessen warme Wohnung, abgenützte Möbel zu ersetzen, unerwartete Ausgaben oder einmal im Jahr ein Urlaub. Dazu kommt, dass gerade diese Gruppe, die ohnedies schwer mit ihrem Einkommen auskommt, mit einer überproportionalen Belastung der Wohnkosten konfrontiert ist. 28,3 % hatten Wohnkosten, die regelmäßig mehr als 40 % ihres Haushaltseinkommens betrugen. Dazu kommt auch eine schlechte gesundheitliche Situation; 48,4 % bezeichneten ihren Gesundheitszustand als schlecht oder sehr schlecht (gegenüber 8,5 % der Gesamtbevölkerung).

Das Ziel, Armut zu verringern, Menschen von materieller und sozialer Benachteiligung zu bewahren, konnte damit in Österreich mit den derzeit gegebenen staatlichen Maßnahmen nicht erreicht werden. In Hinkunft wird es zusätzliche, gut durchdachte, zielgerichtete, den Lebensbedingungen der Menschen entsprechende soziale Unterstützungsleistungen zur Bekämpfung von Armut brauchen.

Links:

Statistik Austria: https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2023/04/20230420Armut2022.pdf

https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/einkommen-und-soziale-lage/armut

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