Kiki Kogelnik

Kiki Kogelnik

Now Is the Time

Mit der im Kunstforum Wien letzte Woche eröffneten Ausstellung “Now Is the Time” wird einer der bedeutendsten österreichischen Künstlerinnen der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr als 25 nach ihrem Tod jener Stellenwert zuerkannt, der ihr zukommt.

Es ist tatsächlich an der Zeit, dass der Ausnahmekünstlerin Kiki Kogelnik (1935-1997) die Anerkennung durch die Kunstgeschichte und Kunstwelt zuteil wird, die ihr ihr gebührt. Dieser internationale Durchbruch ist vor allem der Qualität ihres umfangreichen Werkes geschuldet, ihrer eigenen, visionären Handschrift und der Schlüssigkeit ihres Werkes. Die von ihr aufgegriffenen Themen zeigen bereits seit den 1960er Jahren eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen Mensch/Maschine, Vor- und Nachteile neuer Technologien, Weltraumfahrt, Leben und Tod, und Frausein in einer männlich bestimmten Welt – Themen und Problemstellungen, die nach wie vor aktuell sind. Ein weiterer Faktor ist sicherlich, dass sowohl das Kunstforum Wien unter der Leitung von Direktorin Dr.in Ingried Brugger, als auch das Kunsthaus Zürich und das Museum Brandts in Odense von Frauen geleitet werden, die bereit sind, ihre Ressourcen für die Anerkennung von Künstlerinnen einzusetzen.

Kiki Kogelnik working on one of her Bomb sculptures in her studio in New York, 1965 glasierte Keramik Photographer: John Pratt © Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved

Kiki Kogelnik wurde 1935 in Bleiburg/Kärnten geboren, wo sie aufgewachsen ist. Nach Abschluss der Bundeslehrerinnenbildungsanstalt studierte sie 1954 ein Jahr an der Hochschule für angewandte Kunst und ab 1955 dann an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Herbert Böckl und Albert Paris Gütersloh. Schon 1956 nahm sie an einer Gruppenausstellung in der Galerie St. Stephan (später Galerie nächst St. Stephan) teil, 1961 hatte sie dort ihre erste Einzelausstellung. Bereits während ihres Studiums zeigte sich ihre Weltoffenheit und ihr Interesse an den verschiedenen Kunstströmungen in Europa, wobei ihr Reisen durch Europa neue Zugänge zu den Werken europäischer und US-amerikanischer Künstlerinnen und Kontakte eröffneten.

Kiki Kogelnik I Lost My Chewing Gum, 1960 Öl auf Leinwand Kiki Kogelnik Foundation © Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved

Während sie zu Beginn ihrer Tätigkeit noch abstrakte Bilder malte, endete diese Schaffensphase nach ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie St. Stephan. Mit ihrer Übersiedlung nach New York 1962 lernte sie die Pop-Art und die führenden Künstler:innen kennen, wie Roy Lichtenstein, Claes und Patty Oldenburg. Dadurch fanden auch neue Farben, Materialien und Formen Eingang in ihr vielseitiges künstlerisches Schaffen. Heute gilt sie als österreichische Vertreterin der Pop-Art, wobei sie jedoch ihre eigene, zukunftsweisende Handschrift entwickelte. Ihr Werk umfasst Malerei, Zeichnung, Skulptur, Keramik, Glas, Installation.

Obwohl sie mit ihrer Kunst bald Erfolge hatte, bereits 1964 und 1965 fanden die ersten Einzelausstellungen in Nordamerika und New York statt, hatte sie es in dieser Zeit als Künstlerin schwer, ernst genommen zu werden. Das Nachkriegs-Wien der 1960er-und 1970er-Jahre war trostlos und erzkonservativ; Nordamerika war zu selben Zeit ebenfalls geprägt durch konservatives Denken, das die Frauen als Hausfrauen und Mütter definierte und ihnen eine eigenständige Rolle absprach. Kiki Kogelnik war auch in New York eine Ausnahmeerscheinung, früh schon prägte sie ihre Marke Kiki und wurde von den Kollegen anerkannt, da sie die von ihr gewählten Themen der technischen Entwicklung, der Roboter, dem Verhältnis Mensch/Maschine, der künstlichen Intelligenz und der Rolle der Frau in ihrem eigenen Stil in die Pop-Ästhetik übersetzte. Von den Künstlerkollegen in Österreich wurde sie jedoch abgewertet, von Kunstkritikern ignoriert, belächelt, über ihren sozialen Status als Ehefrau und Mutter definiert und mehr über ihre Kleidung und Hüte berichtet, als über ihre Kunst. Sie war auch eine begnadete Netzwerkerin, ein Umstand der ihr aber nicht Anerkennung einbrachte, sondern den Ruf ein Partygirl zu sein.

Kiki Kogelnik. Womans Lib, 1971. Ausstellung “Now Is the Time”, Kunstforum Wien 2023. Ausstellungsansicht

Es ist daher kein Wunder, dass sie vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen sich bereits bald mit der den Frauen zugedachten Rolle in der Gesellschaft auseinandersetzte. Vor dem Hintergrund der Beginnenden feministischen Bewegungen in den USA und Europa gestaltete sie die Siebdrucke “Womens Lib” und eine Serie von Frauenbildern. “Meine Bilder sind Bilder über Frauen, über die Illusionen, die Frauen von sich selbst haben”. Sie sagte selbst, dass diese Bilder vorgeben, schön zu sein, Glück zu vermitteln, aber dies alles nur an der Oberfläche bleibe und sie ihre Bedeutung erst durch genauen Hinsehen offenbaren.

Kiki Kogelnik, Now Is the Time, 1972. Ausstellung “Now is the Time”, Kunstforum Wien 2023. Ausstellungsansicht

Ihre Beschäftigung mit der Darstellung des menschlichen Körpers führt zu ihren ersten Skulpturen aus Fiberglas, später dann zu ihren Arbeiten aus Vinyl, bei denen sie Schablonen von Umrissen von Menschen verwendet, den sogenannten “Hangings”, die sie an Kleiderbügel befestigt bzw. hängt.

Kiki Kogelnik, Ohne Titel (Keines Herz), ca. 1970. Ausstellung “Now Is the Time”, Kunstforum Wien 2023. Ausstellungsansicht

In den 1970er-Jahren stellte Kiki Kogelnik in Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa – und Nordamerika aus. Ab etwa Mitte der 1970er Jahre beginnt sie auch Arbeiten aus Ton anzufertigen. Ende der 1980er Jahre wird sie dann Keramik und Malerei zusammenführen, indem sie die Keramik als Erweiterung von Bildern einsetzt. Gleichzeitig arbeitet sie an Installationen. 1991-1992 wird sie als Gastprofessorin an die Internationale Sommerakademie in Salzburg eingeladen, wo sie “Keramische Ausschneideverfahren als skulpturale Erweiterung der Malerei” lehrt.

In den Jahren 1994 und 1995 beginnt ihre letzte große Schaffensphase, als sie in Zusammenarbeit mit der Glasmanufaktur von Adriano Berengo in Murano, Venedig, beginnt, Glasskulpturen herzustellen und diese als “Venetian Heads”” Berühmtheit erlangen.

Kiki Kogelnik ist im Februar 1997 in Wien gestorben.

Bereits 1996 wurde die Kiki Kogelnik-Foundation in New York gegründet. Die Ausstellung “Now is the Time” wurde vom Kunstforum Wien gemeinsam mit der Kiki Kogelnik-Foundation konzipiert und in enger Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich und dem Kunstmuseum Brandts in Odense, Dänemark, organisiert.

Die Kunstforum gezeigte bisher größte Einzelausstellung mit Arbeiten aus allen ihren Schaffensphasen vermittelt einen Überblick über die Entwicklung, das vielfältige Schaffen und die Bedeutung dieser Künstlerin für die Kunst der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Ausstellung ist bis 25. Juni 2023 im Kunstforum Wien zu sehen!

Ausstellungsplakat, Ausstellung “Now is the Time”, Kunstforum Wien 2023

Adresse: Kunstforum Wien, Freyung 8., 1010 Wien https://www.kunstforumwien.at/de/service/

Öffnungszeiten: täglich 10:00- 19:00 Uhr; ab 1.4.2023: Freitag bis 21:00 Uhr.

Katalog: Kiki Kogelnik. Now Is the Time. Hg. Ingried Brugger und Lisa Ortner-Kreil. Kehrer Verlag, Heidelberg 2023.

Videopodcast: Kiki Kogelnik: Now Is the Time (10:26 min) – Einführung in die Ausstellung durch Dr.in Lisa Ortner-Kreil, die einen sehr informativen und anschaulichen Einblick in die von ihr großartig kuratierte Ausstellung gibt: https://www.youtube.com/watch?v=T69ZjuOur1A

Katalog zur Ausstellung, Cover
© Kehrer Verlag

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