Montessori-Geragogik

Montessori-Geragogik

Lebenslanges Lernen ermöglichen

Der Verein „Institut für Lebensbegleitendes Lernen“ feiert heuer sein 10-jähriges Bestehen. Sein zentraler Vereinszweck ist der Aufbau förderlicher Lernumgebungen für Bildung im gesamten Lebenslauf mit Schwerpunkten auf Erwachsenen- und SeniorInnenbildung bis ins hohe Alter und die fachliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Bildung im gesamten Lebenslau. Dieser Beitrag soll einen Einblick in die Umsetzung dieses Vereinszwecks durch die Montessori-Geragogik geben.

Auf der Grundlage der Geragogik, jener wissenschaftliche Disziplin, die sich mit Bildung und Lernen älterer Menschen, den theoretischen Grundlagen dafür und den didaktisch-methodischen Umsetzungsmöglichkeiten befasst, sowie den Bildungs- und Erziehungszielen von Maria Montessori wurde die Montessori-Geragogik von Christine Mitterlechner und Beatrix Dangl-Watko entwickelt.

Dafür wurden die Bildungs- und Erziehungsziele der Montessori-Pädagogik – Selbstbestimmung, Selbsttätigkeit, Selbstverantwortung, Kooperationsbereitschaft und Rücksichtnahme – für die Arbeit mit älteren Menschen übernommen.

Die Umsetzung in der Praxis erfolgt durch selbstgesteuertes Lernen, das in einer ansprechenden und förderlichen Lernumgebung, in einer durch die Freie Lernphase strukturierten Form mit speziellen Lernmaterialien und mit professioneller Begleitung durch ausgebildete LernbegleiterInnen erfolgt.

Von zentraler Bedeutung ist die Vermittlung von Kompetenzen für ein gelingendes Leben, die Förderung der geistigen Fähigkeiten, der Selbstbestimmung, Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit sowie der Lebensfreude bis ins hohe Alter. Dabei geht es nach Christine Mitterlechner „um lebenslanges/lebensbegleitendes Lernen zur Bewältigung des Alltags, aber auch um den Gewinn und Erhalt von Lebensqualität“.

Dies basiert auf den vier Säulen von L³M -Lebensbegleitend Lustvoll Lernen nach Montessori, die in der Folge vorgestellt werden. 1. Die Geragogischen Materialien: Diese wurden ausgehend von den von Montessori entwickelten Lern- und Fördermaterialien weiterentwickelt und speziell an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst.

2. Die Freie Lernphase: Diese ist ein Modell offenen Lernens, das den Rahmen für das selbst gesteuerte Lernen bildet und für die älteren Menschen von vier auf sechs Teile erweitert wurde. Es sind dies Einstimmung und Aktivierung, freie Wahl der Arbeit, Durchführung der selbst gewählten Arbeit, Stillephase, Reflexionsphase, Seelenstärkung und Ausklang.

3. Die LernbegleiterInnen: Diese ermöglichen und unterstützen auf der Grundlage der Montessori-Prinzipien das Lernen in der Freie Lernphase. 4. Die Ausbildung der LernbegleiterInnen: Für die Ausbildung zum/zur Lernbegleiterin für Freie Lernphasen mit SeniorInnen, die mit einem Zertifikat abschließt, werden in sechs Modulen theoretische Grundlagen vermittelt und in praktischen Übungen die Umsetzung in der Praxis geübt.

Durch die theoretische Fundierung und die im Rahmen des Projekts auf der Basis von Evaluierungen ständig erfolgende Qualitätssicherung durch die Weiterentwicklung der vier Säulen wurde das Projekt vom österreichischen Sozialministerium drei Mal als Good-Practice Modell in der SeniorInnenbildung ausgezeichnet.

Im Laufe der Jahre ist die Aufnahme von L³M in den Lehrplan sozialer Fachschulen und in das Angebot von Erwachsenenbildungseinrichtungen in Österreich gelungen. Mittlerweile wird die Montessori-Geragogik sowohl für Menschen in höherem Lebensalter als auch bei Menschen mit Demenzsymptomen und im Behindertenbereich eingesetzt. Der Einsatzbereich hat sich in den letzten Jahren weiter über die Grenzen Österreichs hinaus erweitert – nach Irland, Polen, die Slowakei und die USA.

Mit Blick in die Zukunft und neue Aufgaben beispielweise in der Kunst- und Musikerziehung oder im Bereich des E-Learning stellt Christine Mitterlechner fest: „Wichtig für die Weiterentwicklung und Qualität der Montessori-Geragogik bzw. des Konzeptes L³M ist die Ausgewogenheit zwischen gut fundierter Theorie und einer sich stets an den Bedürfnissen der älteren Menschen orientierenden Praxis“.

Film:

Für alle, die mehr über die konkrete Durchführung in der Praxis und die Arbeit in den Lerngruppen erfahren wollen, noch ein Hinweis auf den Film von Solveig Haring „Lernen bis ins hohe Alter am Beispiel der Montessori-Geragogik“ (38 min): https://www.youtube.com/watch?v=Ec7yHWQmMCA

Link:

Institut für Lebensbegleitendes Lernen https://www.lifelong-learning.at/?doing_wp_cron=1711986115.7297940254211425781250

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