Olga Wisinger-Florian

Olga Wisinger-Florian

Powerfrau und Flower-Power!

Unter dem Titel “Flower-Power der Moderne” ist derzeit im Leopold- Museum mehr als 100 Jahre nach dem Tod von Olga Wisinger-Florian die erste umfassende Retrospektive dieser herausragenden Künstlerin zu sehen.

Olga Wisinger-Florian (1844 – 1926) gehörte zu ihren Lebzeiten neben Tina Blau (1845 – 1916) und Marie Egner (1850 -1940) zu den ganz wenigen Frauen, die sich in der von Männern dominierten Kunstwelt national und international behaupten konnten. Sie hat es geschafft, eine grundlegende künstlerische Ausbildung zu erhalten und war einige Jahre Privatschülerin von Emil Jakob Schindler. Überliefert ist ihr Ausspruch aus dem Jahr 1906 “Um in der Kunst etwas zu erreichen, gehört vor allem Fleiß dazu, denn Talent ohne Fleiß bringt es absolut zu nichts “. Vor allem aber strebte sie immer eine Karriere als professionelle Künstlerin an.

Olga Wisinger-Florian, um 1897. Foto Albert Mayer (1844–1926), Abzug auf Fotokarton 20,5 × 10,2 cm Kunsthandel Giese & Schweiger, Wien Foto: Kunsthandel Giese & Schweiger, Wien

Aufgewachsen in einer gutbürgerlichen Umgebung und aufgrund ihrer Ehe gutsituiert, hatte sie vor diesem Hintergrund die Möglichkeit, sich der Malerei widmen. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit widmete sie sich der Vermarktung und dem Verkauf ihrer Bilder. Als hervorragende Netzwerkerin baute sie sich ein Netzwerk an SammlerInnen, Kunstkritikern und Kunsthändlern auf und als geniale Selbstvermarkterin positionierte sie ihre Werke auf dem Kunstmarkt. Damit erreichte sie, dass ihre Bilder bereits in den 1880er-Jahren zu den teuersten in Österreich zählten und diesen Marktwert halten konnten. Zudem zeigt eine Vielzahl von Auszeichnungen und Ehrungen die besondere Wertschätzung für ihr Werk schon zu ihren Lebzeiten.

Als Frau durfte sie zwar in der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens, dem Künstlerhaus, nicht Mitglied werden, sie war jedoch ab 1883 in dessen Ausstellungen vertreten. Ihre Werke hat sie allerdings nicht nur in Wien präsentiert, sondern auch in München, Berlin, Frankfurt am Main, Dresden, Antwerpen, im Pariser Herbstsalon, in London und auf den Weltausstellungen in Chicago und St. Louis.

Olga Wisinger-Florian setzte sich auch für die Rechte der Frauen ein und unterstützte aktiv die Gründung von Frauennetzwerken. Ab 1885 war sie Mitglied des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wien, ab 1895 Vizepräsidentin und von 1900 bis 1917 Präsidentin des Vereins. Im Jahr 1900 gründete sie mit Marie Egner und Marianne Prutscher von Eschenburg die Gruppe der Acht Künstlerinnen, die 1901 bis 1912 im Kunstsalon Pisko in Wien als Gruppe ausstellten. Außerdem war sie auch aktives Mitglied der Friedensbewegung von Bertha von Suttner und Delegierte der Österreichischen Friedensgesellschaft.

In der Ausstellung im Leopold Museum sind 70 Gemälde, 4 Zeichnungen Fotografien und Dokumente von Olga Wisinger-Florian zu sehen. Die 4 Zeichnungen stammen aus dem Jahr 1861/62, die Gemälde aus allen Schaffensperioden bis hin zum letzten Bild, der Ulmenallee am schwarzen Meer, 1913 gemalt.

OLGA WISINGER-FLORIAN 1844–1926 Ulmenallee am Schwarzen Meer, 1911 Öl auf Leinwand 147,5 × 266 cm Privatsammlung, Oberösterreich Foto: Enzlmüller Fotografie, Pettenbach

Ihre zentralen Themen sind die Natur, vor allem Blumen, im Wandel der Jahreszeiten, Landschaften und Interieurs. Die in der von Marianne Hussl-Hörmann hervorragend kuratierten Ausstellung gezeigten Bilder geben einen Überblick über ihre Schaffensphasen von den Anfängen, in denen sie sich noch an der an der Blumenmalerei der Niederländer des 17. Jahrhunderts und der Tradition der Biedermeiermalerei orienierte, bis zum richtungsweisenden Farbexpressionismus ihre Spätwerks.

Es ist das große Verdienst dieser Ausstellung, Olga Wisinger-Florian als Künstlerin und Wegbereiterin der Moderne zu präsentieren und die Bedeutung ihres Werks für die Kunst um 1900 einer breiten Öffentlichkeit (wieder) vorzustellen.

OLGA WISINGER-FLORIAN 1844–1926 Fallendes Laub (Buchenallee in Hartenstein), 1899 Öl auf Leinwand 96 × 128 cm Belvedere, Wien Foto: Belvedere, Wien/Johannes Stoll

Zur Ausstellung ist ein schön bebilderter Katalog zu Leben und Werk von Olga Wisinger-Florian erschienen:

Olga Wisinger-Florian. Flower-Power der Moderne. Hg. Marianne Hussl-Hörmann, Hans-Peter Wipplinger. Verlag der Buchhandlung Walter König, Köln. 2019

Die Ausstellung ist noch bis 21. Oktober 2019 zu sehen!

Adresse: Leopold Museum, MuseumsQuartier Wien http://www.leopoldmuseum.org

Öffnungszeiten: täglich außer Dienstag 10.00-18.00 Uhr, Do bis 21.00 Uhr; im August: täglich geöffnet!

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